Fahrbericht

Glatter Einser für den Dreier-BMW

Motor
14.01.2009 15:08
BMW muss Freude am Autobauen haben, denn sonst ist nicht zu erklären, dass der neue Dreier so viel Freude am Fahren bietet. Die Münchner Fahrzeugschmiede setzen mit ihrem jüngsten Spross Maßstäbe, die an Perfektion grenzen.
(Bild: kmm)

Ein inzwischen für BMW typischer Druck auf den Start-/Stopp-Knopf offenbart im partikelgefilterten 320d einen Diesel ohne Turboloch – das war auch bei BMW bisher nicht selbstverständlich. So was von gleichmäßig von unten heraus ist tatsächlich begeisternd, die Beschleunigung endet, wenn man es darauf anlegt, erst bei 225 km/h. Die Leistung ist von 150 auf 163 PS gestiegen, das maximale Drehmoment liegt bereits bei 2000 Touren an.

Hör mal! – Ich hör nix!
Dabei verrichtet der Selbstzünder seine Arbeit so leise, dass man regelmäßig auf den Tacho schauen sollte, wenn man keine unliebsame Bekanntschaft mit den Behörden machen möchte. Ob 100 oder 200 km/h, die Geräuschkulisse unterscheidet sich kaum. Beim Überholen empfiehlt sich sogar ein Blick auf den Drehzahlmesser: Wenn sich der Fahrer eventuell darüber wundert, dass bei etwa 120 km/h nix mehr geht, wird es wohl daran liegen, dass er sich im 3. Gang befindet – und die Drehzahlnadel am Anschlag im roten Bereich. Ein Aufschrei des Motors ist dabei nicht zu hören, so gut ist der Dreier gedämmt. Sogar ein ungeduldiges Hupen erschreckt nur alle um das Auto herum, die Insassen kriegen es fast nicht mit.

6 machen Freude
Auch Schalten ist ein Gedicht, das 6-Gang-Getriebe läuft butterweich und die Charakteristik passt zum Motor wie „Fahr-„ zu „Spaß“. Die Kraft geht natürlich an die Hinterachse (sonst wäre es ja kein BMW!), was das Lenken zur reinen Freude macht (keine Antriebseinflüsse) und das Gasgeben – wenn man es darauf anlegt – zum Nerven kitzelnden Abenteuer. Dazu muss man allerdings das ESP (das bei BMW zwar nicht so heißt, aber egal...) abschalten. Das funktioniert in zwei Stufen: Abschaltstufe 1 lässt leichte Drifts zu, greift aber ein, wenn es richtig gefährlich wird. Stufe 2 verlangt richtig geübte Fahrerhände, um den Sportler, der der Dreier ist, zu bändigen. Fallen stellt er aber keine. Und mit ESP hat ohnehin niemand etwas zu befürchten.

Flotter Dreier
8,3 Sekunden auf 100 km/h, 225 Spitze, 6,5 Sekunden im 4. Gang von 80 auf 120 – im 320d hat man nie das Gefühl, zu wenig Leistung zu haben. Wer gern Power im Überfluss hat, greift zum 330i mit satten 258 PS. Die kosten allerdings auch schnell mal 50 bis 55.000 Euro, denn ein bisschen Ausstattung will man sich ja auch gönnen. Die Einstiegspreise sollte man generell nicht für bare Münze nehmen, denn es ist auch die Ausstattung, die den Dreier so edel macht.

Auf jeden Fall zu empfehlen sind Sportsitze, die in allen möglichen Variationen (bis hin zur Rückenlehnenbreite) verstellbar und deutlich besser sind als die Seriensitze. Luxus für lange Strecken ist die Mittelarmlehne mit integrierter Kühlbox, die die Jause frisch und die Red-Bull-Dose eiskalt hält. Der Diesel hält länger durch als die meisten Fahrer, bei an die 1000 Kilometer Reichweite tut ein Koffeinkick zwischendurch mal ganz gut.

Designen gibt der Herr im Schlaf
In letzter Zeit hat BMW nicht nur einmal bewiesen, dass kreatives Design nicht unbedingt ansehnlich sein muss (siehe Siebener), doch beim Dreier haben sich die Münchner noch mehr zusammengerissen als beim auch schon gelungenen Einser. Fantastische Kanten, harmonische Lichtbrechungen und eine Linie, die man als Augenweide bezeichnen kann. Eine Mischung aus Bulligkeit und Eleganz, wie sie im Buch steht. Besonders nett ist die weiße Beleuchtung der Seiten, die in die Türgriffe integriert ist und so im Dunklen den Weg weist.

Wir wollen ja nicht übertreiben, ...
aber die Negativliste ist erfreulich kurz. Der Dreier könnte nach hinten ein bisschen übersichtlicher sein (Park Distance Control ist im Österreich-Paket dabei) und das Handschuhfach trägt seinen Namen zu Recht. Aber sonst? Ach ja, er schont nicht gerade das Bankkonto.

Er hat seinen Preis
Ab 30.900 Euro sind nicht gerade wenig für den Einstieg in die Mittelklasse. Dafür bekommt man einen 320i mit den wichtigsten Ausstattungsmerkmalen an Bord, inklusive Klima (318i folgt im Herbst). Doch die Aufpreisliste ist lang. Unser Test 320d kam statt serienmäßigen 33.450 Euro mit drei Ausstattungspaketen auf immerhin knapp 41.000 Euro.

Fazit: Billig ist er nicht, der Dreier. Aber gut.

Stephan Schätzl

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(Bild: kmm)



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