Strikter Sparkurs

Air Berlin streicht Wien-Verbindungen zusammen

Österreich
18.08.2011 18:02
Der am Donnerstag erfolgte Rücktritt von Air-Berlin-Boss Joachim Hunold hat auch Auswirkungen auf Österreich. Denn der Abgang soll endlich den Weg für einen überfälligen Sparkurs der Airline frei machen - vor allem durch die Streichung unrentabler Strecken. Auch zahlreiche Verbindungen von und nach Österreich werden unter dem Streichkonzert leiden.

Ex-Deutsche-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn soll nun die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft, Hälfte-Eigentümer von Niki Laudas Billigairline Niki ("flyniki"), aus der Krise steuern. Von den Streckenkürzungen sind in Österreich die Flughäfen Wien und Klagenfurt betroffen.

Die Verbindungen von Wien nach Karlsruhe, Münster/Osnabrück und Madrid werden ersatzlos gestrichen, die Flüge nach Düsseldorf, Nürnberg, Stockholm und Mailand reduziert. Klagenfurt wird zumindest über den Winter ganz aus dem Programm genommen.

Kärnten Tourismus hofft auf Alternativ-Airlines
"Die Situation ist sehr bedauerlich", sagte der Geschäftsführer der Kärnten Werbung, Christian Kresse. Es kommen aber nur zwei bis drei Prozent der Kärnten-Touristen mit dem Flugzeug, versuchte er zu beruhigen. Er hoffe auf das Verhandlungsgeschick des Flughafen Klagenfurt, Alternativen für die Verbindungen nach Berlin und Hamburg zu finden.

Air Berlin will sich in Zukunft auf die ohnehin schon stark frequentierten Strecken konzentrieren. Zubringerflüge sollen dafür sorgen, dass die großen Interkontinental-Maschinen voll werden. "Unsere Drehkreuze funktionieren bereits, und wir bauen sie weiter aus", sagte Hunold. Einer dieser Knoten befindet sich in Wien.

Schuldenberg von 600 Millionen Euro angehäuft
Mit dem Streichkonzert will Air Berlin seine Kapazitäten um fünf Prozent reduzieren - im nächsten Jahr soll es 16.000 Flüge und 2,2 Millionen Sitzplätze weniger geben als geplant. Die Flotte wird um acht Flugzeuge verkleinert. Damit soll die Fluggesellschaft 2012 in die Gewinnzone kommen - zum ersten Mal wieder seit 2007. In diesem Jahr werde Air Berlin aber nicht um einen operativen Verlust herumkommen, sagte Hunold. LBBW-Analyst Per-Ola Hellgren erklärte, der hohe Ölpreis, die neue Luftverkehrssteuer und die Unruhen in Nordafrika hätten das Geschäftsmodell der Airline zerstört. Mit dem Kauf zahlreicher Fluglinien - deren bekannteste die frühere Deutsche BA war - und Dutzender neuer Flugzeuge hatte Hunold von 2006 bis 2009 einen Schuldenberg von mehr als 600 Millionen Euro aufgetürmt.

Lauda bleibt optimistisch und lobt Mehdorn
Für die österreichische Billigairline flyniki hat das Air-Berlin-Sparprogramm keine dramatischen Auswirkungen: Abgesehen von der Strecke Wien - Madrid handle es sich um Verbindungen, die von Air Berlin geflogen wurden, betonte Niki Lauda. "Das Sparprogramm hat auf Flyniki keine Auswirkungen, wir haben die Frequenzen auf bestehenden Strecken sogar erhöht. Madrid fliegen wir weiter über Palma an", meinte der Airline-Unternehmer. Er sieht seine Fluglinie weiter auf Kurs: "Ende des Jahres werden wir das achte Jahr in Folge positiv sein", gab sich Lauda zuversichtlich. Angaben zu Umsatz oder Gewinn macht er nicht mehr, seit Niki voll in Air Berlin integriert ist.

Zum Rücktritt des langjährigen Air Berlin-Chefs Joachim Hunold meinte Lauda: "Man muss Verständnis haben für jeden Manager, wenn er zurücktreten will. Ich kann nur sagen, für mich waren die letzten acht Jahre mit ihm eine Erfolgsstory. Mir tut es aber leid, dass er geht." Er kenne aber auch den designierten Chef Hartmut Mehdorn sehr gut und halte ihn für einen "sehr kompetenten Mann".

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