Der Weg zurück

So kannst du deine Suchtkrankheit überwinden

Gesund
19.08.2011 16:53
Sucht ist eine Krankheit. Doch bei der Therapie darf man nicht nur die Abhängigkeit sehen, sie tritt immer in Zusammenhang mit anderen Störungen und Ursachen auf wie Depressionen, Angst, sozialen Problemen oder Ähnlichem. Zu den Aufgaben des Psychiaters gehört es, aufgrund vieler Puzzlesteine die richtige Diagnose zu stellen.

"Zuerst muss man abklären, ob tatsächlich eine Sucht im engeren Sinn vorliegt, welche Form, die Hintergründe und welche Therapie im Einzelfall am besten geeignet ist", berichtet Univ.-Prof. Dr. Michael Musalek vom Anton Proksch Institut in Wien. Es wird zwischen stoffgebundener (Alkohol, Nikotin, Drogen, Beruhigungs-, aufputschende Mittel) und stoffungebundener Sucht unterschieden. Dazu zählen etwa Spiel-, Internet-, Kauf-, Arbeitssucht. Bei der Entstehung der Krankheit spielt auch der Faktor Verfügbarkeit eine große Rolle. Daher boomen Alkohol-, Glücksspiel-, Computer- und Onlinespiel-Abhängigkeit.

Ob problematischer Konsum in die Sucht übergeht, dafür gibt es folgende Richtlinien:

  • Craving: Es besteht ein starker Drang nach bestimmten Stoffen oder Verhalten mit Vernichtungsgefühl. Betroffene glauben, dass es ohne das Suchtmittel nicht mehr weitergeht - vergleichbar mit einem Verliebten, dem plötzlich der Partner abhandenkommt.
  • Kontrollverlust
  • Toleranzentwicklung: Man braucht immer mehr des Suchtmittels/Verhaltens, um befriedigende Gefühle zu erleben.
  • Körperliche Abhängigkeit: Wenn die kritische Grenze unterschritten wird, treten Entzugserscheinungen auf (das Gegenteil von dem, was man mit dem Suchtmittel erreichen will) - im Falle von Alkohol zum Beispiel Zittern, Schwitzen, Angst, Spannung, Schlaflosigkeit.
  • Einengung: Es bestehen keine anderen Interessen mehr, die Gedanken kreisen nur noch um das Suchtmittel.
  • Das abhängig machende Mittel wird weiter genommen, obwohl Betroffenen bewusst ist, dass sie sich damit körperlich, sozial und beruflich schädigen.

Die Krankheit betrifft nie nur eine Person. Es hängt daran meist ein Netzwerk an Angehörigen und Freunden, die mitleiden und die Sucht (aus vermeintlich schützenden Gründen) aufrechterhalten. Daher gehört es zur Therapie, die nahestehenden Menschen miteinzubeziehen. Je nach persönlicher Situation werden Patienten ambulant oder stationär betreut.

Zu kurz würde es greifen, als Therapie-Ziel - so wie es früher der Fall war - nur die Abstinenz zu sehen. "Neu ist die sogenannte Ressourcen orientierte Diagnostik und Therapie", erklärt Prof. Musalek. "Therapieentscheidend ist neben medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung die Lebensneugestaltung. Dafür muss man die körperlichen, psychischen, emotionalen, sozialen und spirituellen Möglichkeiten des Einzelnen ausloten und in die Behandlung miteinbeziehen."

Mit neuer Kraft den Weg aus der Sucht finden
Teil des Weges aus der Sucht ist es, Kraft zu schöpfen und zu erfahren, dass man Schönes auch ohne Suchtmittel erleben kann. Der Therapeut erarbeitet gemeinsam mit dem Patienten, in welcher Form er von Natur- und Kunsttherapie profitieren, wie man Beziehungen und Fantasie neu erfahren und wieder Sinn im Leben finden kann.

Prof. Musalek: "Dieses sogenannte Orpheus-Programm wird unter Anleitung eines Psychiaters im Rahmen eines multiprofessionellen Teams durchgeführt. In diesen Modulen werden Übungsspielräume und Atmosphären geschaffen, in denen Suchtkranke in geschützter Umgebung für sie Neues probieren können" - etwa Naturerfahrungen bei Wanderungen, sportliche Aktivitäten oder Erlebnisparcours. Suchtkranke registrieren kaum noch eigene Bedürfnisse. Daher wird darauf eingegangen, die Wahrnehmung für den Körper zurückzugewinnen und die Achtsamkeit im Umgang mit Mitmenschen zu fördern.

Ebenso ist "Genussintensivierung" wichtig. Dabei geht es nicht um Konsumieren, sondern darum, zum Beispiel ein gutes Essen mit allen Sinnen genießen zu lernen und befriedigende Gefühle zu erleben. "Sich auf diese Erfahrungen einzulassen und diese zuzulassen, sind Voraussetzungen für das Genießen, was anfangs von Patienten oft als beunruhigend empfunden wird. Hemmschwellen werden Schritt für Schritt abgebaut", so Prof. Musalek. "Beim Malen steht nicht im Mittelpunkt, ein Kunstwerk zu schaffen, sondern Gedanken und Empfindungen Ausdruck zu verleihen."

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