Air-Berlin-Umsturz

Chef Hunold tritt ab ++ Kleinere Flotte, weniger Strecken

Ausland
18.08.2011 13:12
Air-Berlin-Chef Joachim Hunold wirft das Handtuch: Der Geschäftsführer von Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft hat seinen Rücktritt zum 1. September bekannt gegeben und gleichzeitig den ehemaligen Deutsche-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn als Interims-Nachfolger vorgeschlagen. Die Airline will nach jahrelanger Expansion und hohen Verlusten nun die Flotte verkleinern und Strecken streichen.

Der 61-jährige Hunold hatte Air Berlin 1991 gegründet und in den Folgejahren zur zweitgrößten Fluggesellschaft aufgebaut. In jüngster Zeit lief das Geschäft allerdings nicht mehr so gut.

Deshalb will die Muttergesellschaft von Flyniki nun auf Schrumpfkurs gehen. "Um profitabel zu werden, müssen wir Einschnitte in unser Streckennetz und in unserer Flotte vornehmen", kündigte Hunold am Donnerstag an. Unrentable Verbindungen wie die von Frankfurt nach Hamburg oder Stuttgart - St. Petersburg sollen wegfallen. In erster Linie betreffe das Sparprogramm aber kleinere Flughäfen wie Münster/Osnabrück, Köln/Bonn oder Paderborn, von denen künftig weniger Air-Berlin-Maschinen starten. Erfurt fällt komplett aus dem Streckennetz.

Flotte wird um acht Flieger verkleinert
Gleichzeitig wird die Flotte um acht Flugzeuge verkleinert. Gegenüber den bisherigen Planungen will die Airline ihre Kapazitäten damit um fünf Prozent reduzieren - 2012 sollen gut 16.000 Flüge und rund 2,2 Millionen Sitzplätze wegfallen. Air Berlin will sich auf stark frequentierte Strecken und seine vier europäischen Drehkreuze Berlin, Düsseldorf, Wien und Palma de Mallorca konzentrieren.

Vor allem die beiden deutschen Airports sind wichtig - von ihnen bietet die Fluglinie Langstreckenflüge an. Zubringerflüge aus Deutschland und Europa sollen dafür sorgen, dass die großen Interkontinental-Maschinen dort auch voll werden. "Unsere Drehkreuze funktionieren bereits, und wir bauen sie weiter aus", sagte Hunold.

Keine schwarzen Zahlen in Sicht
Schwarze Zahlen sind trotz der Maßnahmen nicht in Sicht: Im laufenden Geschäftsjahr werde Air Berlin operativ "wohl noch nicht in die Gewinnzone zurückkommen", so Hunold. Für die Turbulenzen macht Deutschlands zweitgrößte Airline nach der Lufthansa den hohen Ölpreis, die neue Luftverkehrssteuer und die Unruhen in Nordafrika verantwortlich. Air Berlin hatte im zweiten Quartal einen Fehlbetrag von 32 Millionen Euro nach 28 Millionen Euro Verlust ein Jahr zuvor eingeflogen. Gleichzeitig stieg der Schuldenstand bis Ende Juni auf 616 Millionen Euro.

Mehdorn will "etwas bewegen"
Der designierte Hunold-Nachfolger Hartmut Mehdorn sagte am Donnerstag, dass er den Vorstandsposten nur für eine Übergangszeit einnehmen werde, aber trotzdem Entscheidungen treffen wolle. "Ich habe schon die Absicht, da etwas zu bewegen. Ich versuche da mal, die Fäden zusammenzuknoten." Was er konkret angehen wolle, könne er aber erst in einigen Wochen sagen, erklärte Mehdorn.

Er sitzt seit 2009 im Board of Directors, hat dort bisher aber keine operativen Aufgaben übernommen. Mehdorn zollte Unternehmensgründer Joachim Hunold dafür Respekt, dass er von sich aus zurückgetreten sei. "Ich finde das toll, er ist einer der ganz wenigen Unternehmensführer, der sagt, ich habe das aufgebaut, und jetzt ist eine andere Zeit und jetzt sollen das andere machen", sagte Mehdorn.

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