Verletzte in Madrid

Brutale Szenen vor Papstbesuch bei Weltjugendtag

Ausland
18.08.2011 21:18
In der Nacht vor dem Besuch von Papst Benedikt XVI., der Donnerstagmittag in Madrid eingetroffen ist, haben sich auf den Straßen der spanischen Hauptstadt brutale Szenen abgespielt. Im Zuge der Proteste gegen die päpstliche Visite beim Weltjugendtag wurden elf Menschen verletzt. Laut Polizei waren die Verletzten zuvor in Auseinandersetzungen mit Beamten verwickelt. Die Situation eskalierte offenbar, als einer der Demonstranten mit einer Flasche auf die Exekutive losgegangen war und deshalb festgenommen hätte werden sollen.

Nach Polizeiangaben hatten sich am Abend rund 4.000 Demonstranten unter einem Spruchband mit der Aufschrift "Von meinen Steuern keinen Cent für den Papst" versammelt und waren dann zum Platz Puerta del Sol gezogen. Sie trafen auf Teilnehmer des Weltjugendtags und sollen diese beleidigt haben. Dann dürfte die Polizei eingegriffen haben - im Zuge der folgenden, zum Teil brutalen Auseinandersetzungen gab es schließlich elf Verletzte sowie acht Festnahmen.

Zu dem Protest gegen den Papstbesuch hatten fast 140 Organisationen aufgerufen, die die ihrer Ansicht nach konservativen Ansichten des Oberhauptes der katholischen Kirche sowie die hohen Kosten des Weltjugendtags kritisieren. Auch Anhänger der Bewegung der "Indignados", der "Empörten", die aus Wut über die Wirtschaftskrise, die hohe Arbeitslosigkeit und den rigiden Sparkurs der spanischen Regierung entstanden war, nahmen teil. Einige Pilger des Weltjugendtags reagierten mit Sprechchören wie "Es lebe der Papst" auf die Demonstration gegen den Pontifex-Besuch.

Papst: Wirtschaftspolitik im Sinne der Menschen
Kurz vor zwölf Uhr kam der Papst am Donnerstag in Madrid an. Zur Willkommenszeremonie hatten sich auf dem Flughafen Barajas der spanische König Juan Carlos und Königin Sofía eingefunden. Das Kirchenoberhaupt rief in einer ersten Ansprache zu einer Wirtschaftspolitik im Sinne des Menschen auf. Der Mensch und nicht der Profit müsse im Mittelpunkt der Wirtschaft stehen. Die aktuelle Krise zeige, dass sich die Wirtschaft nicht an einem Maximum an Profit messen lassen dürfe, sondern auf den Schutz der Arbeit für alle Menschen ausgerichtet werden müsse.

Hunderttausende Jugendliche aus aller Welt bereiteten Papst Benedikt XVI. schließlich am Abend im Zentrum der spanischen Hauptstadt einen begeisterten Empfang. Der Bürgermeister von Madrid, Alberto Ruíz-Galardon, händigte dem Oberhaupt der katholischen Kirche symbolisch die Schlüssel der Stadt aus. Jugendliche übergaben Benedikt XVI. mehrere Geschenke, darunter einen kleinen Olivenzweig als Friedenssymbol.

Homosexueller Protest verhindert
Auf seinem Weg zu einer Zeremonie auf der zentralen Plaza de Cibeles sollte der Papst auch mit einer von Homosexuellen über Facebook organisierten Kussaktion, einem sogenannten Kiss-In, konfrontiert werden, aber die Polizei verhinderte die Demonstration von etwa 100 Lesben und Schwulen. Diese wollten mit der Aktion gegen den "Fundamentalismus" und die rigide Sexualmoral der katholischen Kirche protestieren.

Als Höhepunkt seines dritten Spanienbesuchs als Papst gilt eine große Messe unter freiem Himmel auf dem ältesten Madrider Flugplatz Cuatro Vientos, mit der das katholische Kirchenoberhaupt am Sonntag die katholische Großveranstaltung beenden wird. Außerdem will der 84-jährige deutsche Pontifex unter anderem mit den spanischen Kardinälen und den Bischöfen von Madrid zusammentreffen sowie der Königsfamilie im Palast de la Zarzuela einen Besuch abstatten.

Geplanter Giftgasanschlag als "schlechter Scherz"
Die Protestverantwortlichen hatten mit Blick auf den von der Polizei vereitelten vermeintlichen Giftgas-Anschlag auf einen Protestmarsch am Dienstag (siehe Infobox) dazu aufgefordert, keine Kommentare abzugeben, die Jugendtagsteilnehmer zusätzlich gegen Papstkritiker aufhetzen könnten. Die Polizei hatte am Dienstag einen 24-jährigen Mexikaner festgenommen, der angeblich einen Anschlag auf Anti-Papst-Demonstranten geplant hatte.

Am Donnerstag wurde der junge Mann wieder freigelassen, weil er laut Richter nicht die Absicht hatte, seine in Internetforen verbreiteten Drohungen in die Tat umzusetzen. Selbst die Staatsanwaltschaft hatte dementsprechende Planungen als "schlechten Scherz" bezeichnet. Einen Anschlag mit Giftgas habe der 24-Jährige nicht verüben können, weil er nicht über die notwendigen Chemikalien verfügt habe. Der Student musste aber vorerst seinen Pass abgeben und sich in nächster Zeit täglich zweimal bei der Polizei melden.

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