Nach Kursaffäre

Telekom klagt ihre Ex-Bosse – auch Nemsic im Visier

Österreich
16.08.2011 19:58
In der Kursaffäre der Telekom erhöht der Konzern die Schlagzahl. Bei der Aufsichtsratssitzung am Dienstag wurde einstimmig beschlossen, den ehemaligen Finanzvorstand Rudolf Fischer, den damaligen Vize-Finanzchef Gernot Schieszler und einen kürzlich entlassenen leitenden Mitarbeiter des Geschäftskundenbereichs auf Schadenersatz zu klagen. Es geht um die gesamten neun Millionen Euro, die nach einer Kursmanipulation als Boni an etwa 100 Manager flossen.

Außerdem sollen sämtliche Begünstigte aus dem Neun-Millionen-Euro-Bonusprogramm darüber informiert werden, dass sich der Konzern eine Rückforderung der Boni vorbehält. Entsprechende Gutachten hätten ergeben, dass diese Möglichkeit bestehe, betonte Telekom-Aufsichtsratschef Markus Beyrer am Dienstag.

Weiters könnten auch auf andere ehemalige Vorstände Schadensersatzansprüche zukommen. Die Rolle von Konzernchef Heinz Sundt, Finanzvorstand Stefano Colombo und Mobilkom-Boss Boris Nemsic werde noch geprüft. Keinerlei Verdachtsmomente gebe es gegen den jetzigen Telekomchef Hannes Ametsreiter, der damals Marketingvorstand der Mobilkom war. Er habe sich vielmehr offensiv für die Aufklärung der möglichen Kursmanipulation im Jahr 2004 eingesetzt, so Beyrer. Ametsreiter wie Nemsic haben ihre Boni mittlerweile auf ein Treunhandkonto eingezahlt.

Schieszler und Fischer offenbar sehr "auskunftsfreudig"

Im Vierervorstand der Telekom saßen damals Konzernchef Sundt, Festnetzboss Fischer, Finanzvorstand Colombo und Mobilkom-Boss Nemsic. Fischer soll bei Einvernahmen durch die Staatsanwaltschaft Wien Sundt und Colombo belastet haben, hieß es in Medienberichten. Ob Nemsic bei entscheidenden Besprechungen dabei war, soll Fischer nicht mehr gewusst haben. Sehr "auskunftsfreudig" ist laut Staatsanwaltschaft auch der ehemalige Finanz-Vizechef Schieszler, er habe sich als Kronzeuge angeboten.

Die Telekom hatte vor einer Woche der Staatsanwaltschaft einen 400 Seiten starken Revisionsbericht vorgelegt, der sich mit den Ungereimtheiten in der Telekom beschäftigt. Vor allem geht es hier um Aufträge für den Lobbyisten Peter Hochegger, aber auch umstrittene Immobiliengeschäfte sollen dabei beleuchtet werden. Hier erhofft sich auch die Telekomsprecherin der Grünen, Gabriela Moser, mehr Aufdeckung. Sie hat für Mittwoch zu einer Pressekonferenz geladen und will unter anderem wissen, ob die Telekom auch bei den Immodeals reinen Tisch machen will.

Affäre erst im Zuge der Buwog-Ermittlungen aufgedeckt

Für die ÖIAG geht es auch um Vergangenheitsbewältigung. Sie hatte aufgrund der schiefen Optik das Bonusprogramm damals nur unter Vorbehalt ausgezahlt, den bisherigen Vorstand aber nur wenige Monate später komplett wiederbestellt. Bisher wurde darauf verwiesen, dass die Finanzmarktaufsicht damals nichts Verdächtiges entdecken konnte. Die wiederum rechtfertigt sich, dass ihr im Jahr 2004 die Instrumente gefehlt hätten, um die Manipulation aufzudecken. Schwung kam in die Affäre erst wieder, als im Zuge der Buwog-Affäre bei Hausdurchsuchungen bei Hochegger verdächtige Rechnungen gefunden wurden.

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