Mithilfe der Arme

Enorme Sprungkraft der Gibbon-Affen entschlüsselt

Wissenschaft
16.08.2011 11:15
Gibbons gehören zu den besten Springern unter den Säugetieren. Die im Regenwald Südostasiens lebenden Affen können bis zu zehn Meter große Lücken in den Baumkronen springend überwinden. Was den Tieren ihre gewaltige Sprungkraft verleiht, hat erst jetzt ein britisch-belgisches Forscherteam aufgeklärt.

Die Wissenschaftler filmten die Sprünge von Weißhandgibbons mithilfe einer Hochgeschwindigkeitskamera. Die biomechanische Auswertung der Bilder enthüllte Erstaunliches: "Die Arbeit, die der Körper der Gibbons während des Sprungs leistet, ist höher als bei jedem anderen bekannten Tier", sagen die Wissenschaftler um Anthony Channon vom Royal Veterinary College in Liverpool. Beim Absprung verleihe dies den Affen eine Geschwindigkeit von mehr als 8,3 Metern pro Sekunde.

Nach Angaben der Forscher ist dies umso erstaunlicher, als dass die Gibbons keine der anatomischen Anpassungen besitzen, die man normalerweise bei spezialisierten Springern findet. So seien die Hinterbeine nicht verlängert oder verstärkt. "Unsere Studie demonstriert, dass stattdessen Arme und Rückenmuskeln gemeinsam dazu beitragen, den Gibbon schnell genug für seine weiten Sprünge zu machen", berichten die Forscher im Fachmagazin "Biology Letters".

Gibbons springen mit den Armen
Wie weit ein Tier springen kann, richtet sich nach seiner Geschwindigkeit beim Absprung und dem Winkel, in dem es abhebt. Gute Springer wie Frösche oder Heuschrecken besitzen daher meist verlängerte und besonders kräftige Hinterbeine, die ihnen die nötige Schnellkraft verleihen.

Gibbons bewegen sich dagegen vorwiegend an ihren langen Armen schwingend durch die Baumkronen. Dennoch können sie Lücken von bis zu zehn Metern problemlos überspringen. Dass ihre verlängerten Arme ihnen dabei helfen, wurde bereits vermutet. Erst die Forscher um Channon haben jedoch den Sprung der Gibbons biomechanisch analysiert.

Setzen weniger Muskelkraft ein als andere Primaten
Für ihre Studie werteten die Wissenschaftler sechs Stunden Filmmaterial aus, das zwei Weißhandgibbons in allen Phasen des Sprungs zeigte. Sie stellten fest, dass die Affen weniger Muskelkraft einsetzen mussten als andere Primaten. Dennoch erreichten sie Absprunggeschwindigkeiten, die einem Arbeitsaufwand von 34,5 Joule pro Kilogramm entsprachen. Der Mensch erreiche beim Sprung gerade einmal 6,3 Joule pro Kilogramm, berichten die Forscher.

"Der Mechanismus, den die Gibbons einsetzen, um diese außergewöhnliche Arbeit leisten zu können, ist einfach: Sie nutzen ihre Arme wie die griechischen Fünfkämpfer ihre Halteren", sagen die Wissenschaftler. Halteren waren Gewichte, die die antiken Athleten beim Weitsprung in den Händen hielten, um damit beim Sprung Schwung holen zu können.

"Arbeitsteilung zwischen den Körperteilen"
Die Arme der Gibbons machen 17 Prozent ihres gesamten Körpergewichts aus, beim Menschen sind es elf. Kombiniert mit einer Dehnung des Rumpfs verleiht die Vorwärtsbewegung der Arme den Affen den nötigen Schub. "Diese Aktion repräsentiert eine Arbeitsteilung zwischen verschiedenen Körperteilen", sagen die Forscher. Das ermögliche es den Gibbons, gut zu springen, obwohl ihr Körperbau in erster Linie an das Schwingen und Klettern angepasst sei.

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