Traurige Premiere

Gadafi-Truppen schossen erstmals Scud-Rakete ab

Ausland
16.08.2011 22:04
Libysche Regierungstruppen haben nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums am Montag erstmals seit Beginn der internationalen Luftangriffe eine Scud-Rakete abgefeuert. Die Kurzstreckenrakete habe ihr Ziel aber verfehlt und sei in der Wüste gelandet, erklärte ein Ministeriumsvertreter. Indes wüten die blutigen Kämpfe zwischen Regierung und Gadafi-Gegnern weiter - und der exzentrische Machthaber gibt sich in Feierlaune.

Die Rakete sei von Sirte aus abgefeuert worden, der Hochburg des libyschen Regierungschefs Muammar al-Gadafi. Sie habe offenbar die Stadt Brega zum Ziel gehabt, die am Montag teilweise von den Rebellen erobert worden war. Die Rakete soll ihr Ziel um etwa 80 Kilometer verfehlt haben und in der Wüste gelandet sein - niemand sei verletzt worden, sagte der US-Vertreter.

Es war das erste Mal seit Beginn der NATO-Luftangriffe auf Libyen im März, dass die Regierungstruppen eine Scud-Rakete einsetzten. Experten zufolge besitzt Libyen etwa 240 von der Sowjetunion produzierte Scud-Raketen mit einer Reichweite von etwa 300 Kilometern.

"Keine Geheimverhandlungen"
Unterdessen haben die Aufständischen in der Nacht auf Dienstag Geheimverhandlungen mit Vertretern der Regierung dementiert. "Es gibt keine Verhandlungen oder Gespräche zwischen dem Gadafi-Regime und dem Nationalen Übergangsrat, weder in Tunesien noch anderswo", so der Vizepräsident des Übergangsrates, Abdel Hafis Ghoga, in der Rebellenhochburg Bengasi. Zuvor hatte es aus tunesischen Sicherheitskreisen geheißen, Vertreter beider Seiten in dem seit Monaten andauernden Konflikt in Libyen hätten sich auf der tunesischen Ferieninsel Djerba getroffen.

Die Angaben über die Geheimgespräche hatten Hoffnungen auf eine Verhandlungslösung geweckt. In verschiedenen Medien und Online-Netzwerken hatte es geheißen, dass sich der Machthaber womöglich schon bald ins Exil begeben könnte.

Gadafi plant pompöses Fest
Die staatlichen Medien Libyens ignorieren die militärischen Erfolge der Rebellen - die Hauptstadt Tripolis war am Dienstag de facto eingeschlossen - unterdessen völlig. Die Nachrichtenagentur Jana meldete lediglich, bei einem Treffen von Stammesführern in Sirte habe man beschlossen, Waffen und Munition von den Bürgern einzusammeln, damit nicht sinnlos herumgeschossen werde.

Die Waffen sollten stattdessen für den Kampf gegen die Feinde Libyens eingesetzt werden. Während des Treffens sei außerdem über die Vorbereitungen für die Feier zum Nationalfeiertag am 1. September gesprochen worden. Am Jahrestag der Revolution von 1969, die ihn an die Macht gebracht hatte, lässt sich Gadafi jedes Jahr mit großem Pomp feiern.

Ob dem Machthaber aber tatsächlich nach Feiern zumute ist, darf bezweifelt werden. Denn wie am Dienstag bekannt wurde, hat sich ein weiterer langjähriger Weggefährte Gadafis abgesetzt. Armeekommandeur Masoud Abdulhafiz habe das Land verlassen und halte sich derzeit wahrscheinlich in Ägypten auf. Der Offizier war nach Beginn des Bürgerkrieges für Operationen in die Region Sebha geschickt worden. Sein Name steht auf einer Liste von Libyern, gegen die von der EU im März Sanktionen verhängt worden waren.

Übergangsrat will nach Gadafi-Sturz Macht abgeben
Wie am Dienstag ebenfalls bekannt wurde, will der Nationale Übergangsrat der Rebellen spätestens acht Monate nach dem Sturz von Machthaber Gadafi die Macht abgeben. Da der Übergangsrat nicht gewählt sei, werde er Libyen nicht jahrelang regieren, sagte der Präsident des Gremiums, Mustafa Abdel Jalil, vor Journalisten in der Rebellenhochburg Bengasi. Dort stellte er auch einen auf Drängen der internationalen Gemeinschaft ausgearbeiteten Zeitplan vor, nach dem die gesamte Übergangsphase maximal 20 Monate dauern soll.

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