Kurs-Affäre

Als Kronzeuge: Ex-Telekom-Vorstand will auspacken

Österreich
11.08.2011 17:50
Dass der jetzige Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter "reinen Tisch" machen möchte, ist offenbar dringend notwendig. Die von ihm veranlasste Revision stellte fest, dass viele Millionen Euro "versickert" sind. Ex-Vorstand Gernot Schieszler stellt sich nun als Kronzeuge zur Verfügung und will auspacken. Den betroffenen Managern, die angeblich den Aktienkurs hochtreiben ließen, um 8,7 Millionen Euro an Bonuszahlungen kassieren zu können, drohen wegen Untreue und Marktmanipulation bis zu zehn Jahre Haft.

Die Staatsanwaltschaft Wien bestätigte am Donnerstag, dass sich Ex-Telekom-Vorstand Gernot Schieszler in der Causa als Kronzeuge angeboten hat. Ob er den Kronzeugenstatus tatsächlich bekommt, werde sich erst am Ende des Ermittlungsverfahrens entscheiden, teilte die Behörde mit.

Hintergrund ist eine Regelung, die erst seit dem 1. Jänner 2011 in Österreich gilt. Demnach kann Beteiligten an schweren Delikten, wenn sie mit den Behörden kooperieren, eine Haftstrafe erlassen werden. Stattdessen sind eine Geldbuße bzw. gemeinnützige Leistungen möglich.

Ob Schieszler in den Genuss dieser Regelung kommen kann, wird wohl davon abhängen, wie weit er zur Aufklärung beiträgt und wie viel er auspackt. Wenn jemand die Justiz etwa wissentlich auf eine falsche Fährte führt, wird er nicht als Kronzeuge anerkannt. Es liegt alleine im Ermessen der Staatsanwaltschaft, die Voraussetzungen zu prüfen und allenfalls den Kronzeugenstatus zuzuerkennen.

100 Manager sahnten ab
Die Finanzmarktaufsicht hatte bereits 2004 eine mögliche Kursmanipulation untersucht, konnte diese aber nach der damaligen Rechtslage nicht feststellen. Eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft wurde damals nicht erstattet. Am 26. Februar 2004 war es in den letzten zwei Minuten vor Börseschluss zu einem starken Kursanstieg der Telekom-Aktie gekommen, der knapp 100 Managern Prämien in Höhe von insgesamt 8,7 Millionen Euro bescherte.

Erst 2010, als bei einer Hausdurchsuchung bei dem Lobbyisten Peter Hochegger entsprechende Belege der Telekom gefunden wurden, habe es den Verdacht der Untreue gegeben, woraufhin der Staatsanwaltschaft die bisherigen Erkenntnisse übermittelt wurden, teilte die Finanzmarktaufsicht nun mit.

Ex-Chef Sundt und frühere Vorstände im Visier der Justiz
Die Staatsanwaltschaft Wien bestätigte am Donnerstag, dass Ex-Telekom-Chef Heinz Sundt, die früheren Vorstände Rudolf Fischer und Stefano Colombo sowie Peter Hochegger und der Investmentbanker Johann Wanovits als Beschuldigte geführt werden. Auch Sundt-Nachfolger Boris Nemsic stehe auf der Liste. Für alle gilt die Unschuldsvermutung. Keine belastenden Hinweise liegen gegen den aktuellen Telekom-Chef Hannes Ametsreiter vor.

Millionen-Honorar an Mensdorff-Pouilly?
Wie das Nachrichtenmagazin "profil" am Donnerstag vorab berichtete, ist die Telekom bei ihrer internen Revision mittlerweile auf 16 fragwürdige Transaktionen zwischen dem teilstaatlichen Konzern und Lobbyisten gekommen. So soll der Waffenlobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly im Jahr 2008 ein Honorar von 1,1 Millionen Euro erhalten haben. Laut Revisionsbericht ohne "feststellbaren Leistungen". Der Anwalt von Mensdorff-Pouilly, Harald Schuster, wies die Vorwürfe umgehend zurück.

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