"Krone"-Interview

Alexander Wrabetz: “Möchte eine Frau in meinem Team”

Österreich
09.08.2011 17:15
Alexander Wrabetz ist wie erwartet für weitere fünf Jahre zum ORF-General gewählt worden. Bei der Wahl am Dienstag erhielt er 29 von 35 Stimmen im Stiftungsrat. Im Interview mit Nadia Weiss spricht Wrabetz über Programm, Finanzen und die neue Fernseh-Direktion.

"Krone": Herr Generaldirektor, wie fühlen Sie sich nach geschlagener Wahl?
Alexander Wrabeth: Ich bin froh, dass es gelungen ist, eine derart breite Zustimmung zu bekommen. Sie ist auch ein Auftrag an mich, für den ORF im Sinne des Publikums weiterzuarbeiten.

"Krone": Erschöpft nach dem langen Hearing - immerhin fast drei Stunden?
Wrabetz: Es war eine ausgezeichnete Diskussion, in der wichtige Fragen angesprochen wurden.

"Krone": Werden Sie heute noch mit Ihrem Mitbewerber Christian Wehrschütz auf ein Bier oder einen Kaffee gehen?
Wrabetz: Ich habe gehört, dass auch er eine interessante Diskussion angeregt hat. Ich schätze ihn als guten Korrespondenten und dies wird er, wenn er möchte, auch bleiben. Ob sich heute noch ein gemeinsames Bier ausgeht, weiß ich nicht.

"Krone": Wie wird Ihr neues Führungsteam aussehen?
Wrabetz: Zwei Direktoren haben die Aufgaben in ihrem Ressort sehr gut gelöst, und mit ihnen möchte ich weiter zusammenarbeiten. Das sind im kaufmännischen Bereich Richard Grasl und in der Radio-Direktion Karl Amon. Für die Fernsehdirektion beginnt am Mittwoch die Ausschreibungsfrist. Ich habe zwar Vorgespräche geführt, seriöse Anfragen kann es jedoch erst jetzt nach meiner Bestätigung im Amt geben. Am 15. September werde ich meine Entscheidung dem Stiftungsrat vorschlagen, es ist jedoch klar, dass ich eine Frau in meinem Team haben möchte.

"Krone": Wie waren die Reaktionen der Damen auf Ihre ersten zarten Anbahnungsversuche?
Wrabetz: Alle sind der Meinung, dass es sich bei der Fernsehdirektion im ORF um einen großartigen Job handelt. Jede weiß auf der anderen Seite aber auch, dass die Bestellung mit viel Getöse im Lande verbunden sein wird. Dieser Aspekt ist sicher ein Nachteil.

"Krone": Warum möchten Sie nun wieder Information und Unterhaltung in einer Direktion zusammenführen?
Wrabetz: Ich finde, dass sich daraus für unser wichtigstes Produkt eine klare Verantwortung ergibt.

"Krone": Ist es nicht etwas schwierig, jemanden zu finden, der für beide Bereiche gleichermaßen qualifiziert ist?
Wrabetz: Es wird jemand sein, der sich sehr stark in der Programmentwicklung, in der Produktion von Filmen und Serien, der Unterhaltung und der TV-Strategie einbringen kann. Im Informationsbereich arbeiten die Redaktionen sehr selbstständig und unabhängig, und das soll auch so beibehalten werden.

"Krone": Ist eine Einflussnahme auf gewisse Details in den Informationssendungen definitiv unerwünscht?
Wrabetz: Jegliche Einflussnahme würden sich die Redakteurinnen und Redakteure auch nicht gefallen lassen, und sie haben dafür meine volle Rückendeckung.

"Krone": Sie suchen eine Frau, die gutes Programm macht: Wird es für den ORF auch in der veränderten Marktsituation möglich sein, die aktuellen Reichweiten beizubehalten?
Wrabetz: Es ist natürlich schwierig, weil jeden Tag neue Nischensender dazukommen. Aber wir haben zeigen können, dass man mit den richtigen Formaten zur passenden Sendezeit gerade auch in ORF eins sehr gut punkten kann. So hatten wir heuer eine der quotenstärksten Staffeln von "Dancing Stars", und auch mit Hermann Maier auf dem Weg zum Südpol haben wir gepunktet. Auch mit Serien wie "Schnell ermittelt" und "Der Aufschneider" konnten wir Erfolge feiern.

"Krone": Wie schaut Ihre Programm-Strategie für die Zukunft aus?
Wrabetz: Wir müssen ganz stark auf österreichisches Programm setzen. "Willkommen in Braunschlag" mit Robert Palfrader könnte zum Beispiel ein neuer "Mundl" werden. Der zweite Schwerpunkt ist die Vermittlung von österreichischer Kultur, sei es durch die Übertragung von Opernaufführungen oder das zusätzliche Angebot durch den neuen Sender ORF III. Aber auch die großen Sportveranstaltungen möchte ich behalten und den Dokumentationsbereich weiter ausbauen.

"Krone": Wie steht der ORF jetzt eigentlich finanziell da?
Wrabetz: Wir haben, wie auch andere, zwei schwere Jahre hinter uns, sind aber 2010 aus eigener Kraft in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Das können wir auch heuer halten.

"Krone": Was heißt das für die Mitarbeiter?
Wrabetz: Es wurde ein sehr rigoroses Sparprogramm durchgeführt, wir sind heute 500 Mitarbeiter weniger als 2009. Das heißt natürlich, dass bei gleichem Leistungsumfang im Unternehmen ein größerer Druck herrscht. Jetzt, wo es uns wieder besser geht, müssen wir auch wieder in die Qualität und die Arbeitsbedingungen investieren. Irgendwann müssen wir ja auch unseren Nachwuchs an das Unternehmen binden.

"Krone": Die mageren Zeiten sind vorbei?
Wrabetz: Na ja, ich bin etwas besorgt, was uns die zweite Finanzkrise noch an Einbußen bringen könnte. Hier könnten noch schwierige Zeiten auf alle Unternehmen zukommen. Aber um die Qualität zu erhalten, muss auch investiert werden.

"Krone": Sie mussten in den vergangenen Jahren einiges an Kritik einstecken. Sind Sie dadurch hart im Nehmen geworden?
Wrabetz: Man legt sich natürlich eine etwas dickere Haut zu.

"Krone": Was bedeutet Loyalität für Sie?
Wrabetz: Loyalität ist ein hoher Wert, aber in einem kreativen Unternehmen muss eine offene Diskussion herrschen. Es wäre das Schlimmste, wenn immer alle einer Meinung wären. Aber natürlich muss man auch einen klaren Umgang miteinander haben und Konflikte intern austragen. Damit meine ich auch interne Mails.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele