Klinischer Test läuft

Forscher kreieren HIV-Antikörper aus Tabakpflanzen

Wissenschaft
09.08.2011 11:33
Antikörper aus gentechnisch veränderten Tabakpflanzen könnten zur neuen Waffe im Kampf gegen HIV werden. Wissenschaftlern der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien gelang es, die wertvollen Antiköper in einer Qualität zu reproduzieren, die jetzt sogar eine Versuchsreihe an Patienten erlaubt. Die dafür benötigen Proteine kommen aus den Blättern der Pflanze und werden derzeit in London getestet.

"Bei dem Antikörper handelt es sich um einen HIV-neutralisierenden Antikörper, der ursprünglich am Department für Biotechnologie der BOKU Wien in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Biotech-Unternehmen Polymun Scientific GmbH entwickelt wurde", hieß es am Montag in einer Aussendung der BOKU.

Der österreichische und BOKU-Gentechnik-Pionier Hermann Katinger beschäftigt sich mit seinem Team seit vielen Jahren mit Anti-HIV-Antikörpern. Die Produktion von passenden Proteinen in gentechnisch veränderten Pflanzen ist einfacher und preisgünstiger als in Zellkulturen und könnte neben den Aids-Antikörpern auch andere wertvolle Wirkstoffe für Medikamente liefern, heißt es.

Um Tabakpflanzen in Antikörper-Fabriken zu verwandeln, wurden an der Technischen Hochschule Aachen in Deutschland von einem Forscherteam um Eva Stöger jene Gene eingeschleust, die dafür sorgen, dass die Blätter der Pflanzen die gewünschten Proteine herstellen. Die Tabakpflanzen wurden dann in Glashäusern angebaut und in einer lizensierten Anlage des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie in Aachen verarbeitet.

HIV-Prophylaxe wird als Gel getestet
Derzeit wird der Anti-HIV-Wirkstoff in London an zehn freiwilligen Patienten getestet. Diese sind allerding nicht an HIV erkrankt und sollen lediglich die Verträglichkeit des Wirkstoffes prüfen. Eva Stöger: "Die klinische Studie läuft am St. George's Hospital in London." Anwendung würde die HIV-Prophylaxe aus der Tabakpflanze als Vaginalgel finden. Bevor das Medikament allerdings zugelassen werden könnte sind allerdings noch weitere, jahrelange Test nötig.

Mit dem klinischen Test geht auch das EU-Projekt Pharma-Planta in die letzte Phase: Seit 2004 entwickeln 30 Partner aus Universitäten und Industrie einen Produktionsprozess für rekombinante pharmazeutische Proteine aus modifizierten Pflanzen. Von der Universität für Bodenkultur Wien sind gleich vier Forschungsgruppen, nämlich jene von Eva Stöger, Renate Kunert, Herta Steinkellner und Friedrich Altmann an der Zusammenarbeit beteiligt.

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