"Goliath" siegt

Alexander Wrabetz erneut zum ORF-Chef gewählt

Österreich
09.08.2011 15:35
Amtsinhaber Alexander Wrabetz ist am Dienstag wie erwartet für weitere fünf Jahre zum ORF-Generaldirektor gewählt worden. Beim Wahlgang am Nachmittag erhielt er 29 von 35 Stimmen im Stiftungsrat und somit eine satte Mehrheit. Sechs Stiftungsräte enthielten sich der Stimme. Gegenkandidat Christian Wehrschütz war chancenlos.

Wrabetz marschierte strahlend in den Sitzungssaal, wo er formal die Kür zum Generaldirektor annahm. Nach dem langjährigen General Gerd Bacher ist er erst der zweite Amtsinhaber an der Spitze des Öffentlich-Rechtlichen, dem eine Wiederwahl gelingt. Seine zweite Amtsperiode erstreckt sich von Jänner 2012 bis Dezember 2016.

Wrabetz: "Ich bin bewegt"
"Ich bin bewegt, dass es doch eine sehr große Mehrheit geworden ist", sagte Wrabetz, nachdem er die Wahl angenommen hatte, was von den Stiftungsräten mit breitem Applaus quittiert wurde. Dass es 29 Pro-Stimmen, keine Gegenstimme und sechs Enthaltungen gegeben habe, erfülle ihn mit großer Freude und Verantwortungsbewusstsein. Es sei "ein gutes Gefühl, mit so großer Mehrheit ausgestattet an der Spitze des ORF zu stehen".

Entgegen aller Unkenrufe habe er Zustimmung aus allen Parteien und allen Bereichen jener Organisationen bekommen, die im Stiftungsrat vertreten sind. Einer der ersten Gratulanten war Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser, für den zwei Aspekte ausschlaggebend waren: "Die Mobilmachung gegen den Paragrafen 31, die Wrabetz in seinem Konzept vorsieht", sowie der angekündigte Turnaround in der Personalpolitik. Wrabetz hatte ja angekündigt, dass es ab 2012 wieder zu einer Personalaufstockung kommen müsse.

Wehrschütz: "David gegen Goliath, wobei Goliath gewinnt"
Der einzige Gegenkandidat, ORF-Balkankorrespondent Christian Wehrschütz, zeigte sich "nicht enttäuscht", dass er keine einzige Stimme erhalten hatte. Dafür habe er viele positive Rückmeldungen bekommen, sagte er. "Wenn alle, sich bei mir für mein Antreten bedankt haben, mich anschließend gewählt hätten, wäre ich heute Generaldirektor geworden", scherzte er. Bereits vor der Wahl hatte Wehrschütz klargestellt, dass er sich keine ernsthafte Chance ausrechne: "Es ist ein bisschen so wie David gegen Goliath, wobei Goliath gewinnt."

Die Enthaltungen beim Wahlgang kamen vom unabhängigen Stiftungsrat Alexander Hartig und fünf Mitgliedern aus dem Kreis der ÖVP. Stiftungsrat Franz Medwenitsch, der sich der Stimme enthielt, erklärte sein Wahlverhalten so: "Es gibt in den letzten fünf Jahren Positives und Kritikpunkte - das wird mit unserem Stimmverhalten ausgedrückt. Nach allem, was ich in den letzten fünf Jahren gesehen und erlebt habe, kann ich Wrabetz meine Stimme nicht geben." Seine erste Amtszeit sei "mehr als durchwachsen" gewesen, sagte Medwenitsch. "Er bekommt jetzt eine zweite Chance, und wir hoffen sehr, dass er sie nutzen wird. Unser Angebot zur konstruktiven Mitarbeit steht, damit ist aber weiterhin auch konstruktive Kritik gemeint."

Cap: "Erfolgreichen Weg des ORF weiterführen"
Laut SPÖ-Klubobmann Josef Cap habe der Stiftungsrat ein Zeichen dafür gesetzt, "den erfolgreichen Weg des ORF auch in Zukunft" weiterzuführen. "Alexander Wrabetz hat in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein Strukturreformprogramm umgesetzt, das dem ORF im Jahr 2010 wieder ein Plus von 25 Millionen Euro ermöglichte. Darüber hinaus nimmt der ORF im Wettbewerb mit anderen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten eine Spitzenposition bei den Marktanteilen ein", so Cap.

SPÖ-Medienstaatssekretär Josef Ostermayer zeigte sich erfreut über die "breite Akzeptanz" der Vorstellungen und Konzepte des ORF-Generals im Stiftungsrat. Wrabetz' Aufgabe werde es nun "wie bisher auch" sein, den ORF "finanziell gesichert und journalistisch hochwertig zu führen".

Bei ÖVP hält sich Begeisterung in Grenzen
Weniger begeistert äußerte sich die ÖVP. "Die Mehrheit der Stiftungsräte hat nach eingehender Analyse und Diskussion für sich entschieden, Alexander Wrabetz noch eine Chance zu geben", schrieb Generalsekretär Hannes Rauch in einem Statement. "Uns als ÖVP ist es stets darum gegangen, den ORF zu einem starken Unternehmen mit Zukunft zu machen - finanziell gut abgesichert und mit den nötigen Rahmenbedingungen, damit die gut qualifizierten Mitarbeiter ihren Job in Ruhe ausüben können."

Ausschreibung des ORF-Direktoriums
Nach der Wahl des Generaldirektors erfolgt noch die Ausschreibung des ORF-Direktoriums, das am 15. September gewählt wird. Gesucht werden eine Fernsehdirektorin, ein Radiodirektor, ein Kaufmännischer Direktor sowie ein Technischer Direktor. Karl Amon im Radio und Richard Grasl in der Finanzdirektion gelten als Fixstarter. Als Technischer Direktor wird SPÖ-Zentralbetriebsrat und Stiftungsrat Michael Götzhaber gehandelt. Neben dem zentralen Direktorium werden auch die Posten der neun Landesdirektoren neu ausgeschrieben.

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