Doping-Prozess

“Katzenfutter” als Codewort: Mayer schwer belastet

Sport
08.08.2011 14:48
Unter regem Medieninteresse hat am Montag im Wiener Straflandesgericht der Doping-Prozess gegen Walter Mayer begonnen, der von 1999 bis 2006 führende Betreuer-Positionen im Langlauf und im Biathlon innehatte. Gleich am ersten Prozesstag fuhr ein Mitangeklagter schwere Geschütze auf. Demnach habe Mayer, der Angst gehabt habe, abgehört zu werden, immer das Codewort "Katzenfutter" verwendet, um damit seine mutmaßlichen Verkaufsgespräche über Dopingmittel zu verschleiern.

Walter Mayer soll laut Anklage zentrale Figur eines regelrechten Doping-Netzwerks gewesen sein und von 2005 bis 2008 Spitzenvertreter des österreichischen Langlauf- und Biathlonsports mit illegalen Präparaten versorgt haben. Der 54-Jährige bekannte sich nicht schuldig und erklärte den anwesenden Journalisten in mehreren Interviews vor dem Verhandlungssaal, er werde in einem vom IOC gleichermaßen "mediengerecht wie blutrauschartig" betriebenen Anti-Doping-Kampf "in die Ecke des Sündenbocks gedrängt".

"Walter Mayer hat keine Eier"
Dem Mitangeklagten, der früher für Mayer als Dachdecker arbeitete, wird vorgeworfen, als Mittelsmann fungiert zu haben, der von einem Wiener Apotheker Wachstumshormone, Dynepo und sonstige verbotene Substanzen besorgte. Der 42-Jährige empörte sich darüber, dass sich Mayer nicht schuldig bekannte. "Es ist echt traurig, dass er nicht die Eier hat, dazu zu stehen, das zu sagen, was er gemacht hat. Wir können nicht alle lügen. Das muss in seinen Kopf rein. Stattdessen kommt er mit den abenteuerlichsten Geschichten. Wenn er ein bisserl ein Mann wäre, würde er dazu stehen. Ich hab nichts gegen den Mayer. Aber ich lüge nicht", erklärte der Dachdecker.

Er gab außerdem zu verstehen, dass er - selbst wenn er Namen wüsste - die Endabnehmer und Verbraucher der von ihm besorgten Substanzen nicht nennen würde: "Ich will keinen Sportler anpatzen." An den Geschäften mit Mayer habe er "ein bisserl was" verdient. Dynepo will er etwa um 350 Euro pro Packung verkauft haben: "Reich geworden bin ich damit nicht."

Kurioses Senioren-Doping
Am meisten schaute für den Dachdecker seinen Angaben zufolge in einem anklagegegenständlichen Fall heraus, als er einer langjährigen Freundin Mayers verbotene Präparate verkauft habe, weil diese partout Senioren-Weltmeisterin im Langlauf werden wollte. Mayer soll für die Frau laut Anklage einen Doping-Plan erstellt, ihre Blutwerte überwacht und sie umfassend betreut haben - mit Erfolg. Die ehrgeizige Hobbysportlerin wurde 2009 tatsächlich Weltmeisterin. Weil auch ihr Ehemann in das Dopen verwickelt gewesen sein soll, muss sich dieser nun ebenso neben Mayer vor Gericht verantworten wie eine Diplomkrankenschwester, die der Sportlerin teilweise die Mittel verabreicht haben soll.

Ausgangspunkt für die Doping-Geschäfte rund um Walter Mayer soll ein 52-jähriger Wiener Apotheker gewesen sein. Dieser bekannte sich schuldig, 2006 und 2007 verbotene Mittel verkauft zu haben. Er habe nicht gewusst, dass die Präparate auch bei Mayer landeten: "Als ich erfahren habe, wohin dieses Zeug geht, hat er von mir nichts mehr bekommen. Das ist in Bahnen gegangen, mit denen ich nichts zu tun haben wollte."

Mayer rechnet fix mit Freispruch
Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. Mayer verwies darauf, dass kein einziger der früher von ihm betreuten Sportler je des Dopings überführt worden sei. "Auch ich bin nie wegen Dopings gesperrt, sondern wegen alternativmedizinischer Maßnahmen von zwei Olympischen Spielen ausgeschlossen worden. Ich kann beim nächsten Mal wieder dabei sein", behauptete der 54-Jährige. Sein Fazit: "Ich muss freigesprochen werden. Ich habe das zu 100 Prozent nicht gemacht. Deswegen rechne ich zu 100 Prozent mit einem Freispruch."

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(Bild: KMM)



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