Nach Polizeieinsatz
Wütender Mob setzt Teile von Tottenham in Brand
Die Polizisten wurden mit Molotow-Cocktails und Ziegelsteinen beworfen, erste Berichte von Plünderungen gingen bei der Polizei ein. Vermummte Jugendliche setzten Mülltonnen in Brand, warfen brennende Müllbehälter auf Polizisten und demolierten Polizeifahrzeuge. Fernsehteams mussten sich zurückziehen, da die Randalierer auch Übertragungswagen angriffen.
Spezialeinheiten rückten aus
Spezialeinheiten versuchten in der Nacht, die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Sperren wurden errichtet, berittene Beamte versuchten, die Menge auseinanderzutreiben. Nach Augenzeugenberichten versammelten sich auch Menschen aus anderen Londoner Stadtteilen, sogar aus dem rund eine Autostunde entfernten Londoner Süden, in den Straßen von Tottenham. Insgesamt kamen etwa 300 Menschen zusammen, die sich Straßenschlachten mit den Beamten lieferten.
Am Sonntagvormittag hatte die Polizei die Lage weitgehend unter Kontrolle gebracht. Häuser, Supermärkte, ein Doppeldecker-Bus und mehrere Polizeiautos brannten in der Nacht komplett aus. Neben den verletzten Polizisten sollen noch drei weitere Menschen verletzt worden sein. Ein Augenzeuge fühlte sich "wie im Krieg". Familien mit kleinen Kindern mussten nachts aus ihren brennenden Häusern fliehen. Die Feuerwehr hatte sich nicht rechtzeitig ihren Weg durch die Demonstranten bahnen können.
Insgesamt wurden 42 Menschen festgenommen, wie Adrian Hanstock von der Londoner Polizeibehörde Scotland Yard mitteilte. "Kriminelle Elemente haben eine friedliche Demonstration gekapert." Der Sachschaden geht in die Millionen.
29-Jähriger von Polizei erschossen
Auslöser der Ausschreitungen war eine noch nicht vollständig aufgeklärte Schießerei am Donnerstagabend, an deren Ende ein 29-Jähriger von einer Polizeikugel getötet wurde. Nach Darstellung der Polizei hatte der vierfache Vater zuerst geschossen.
Ein Polizist überlebte demnach nur durch Glück, weil die Kugel des in einem Taxi sitzenden Schützen vom Funkgerät des Beamten aufgehalten worden war. Die Polizei hatte mitgeteilt, es habe sich um einen geplanten Einsatz im Zusammenhang mit Ermittlungen in der organisierten Bandenkriminalität gehandelt.
Cameron: "Ausschreitungen völlig inakzeptabel"
Großbritanniens Premierminister David Cameron verurteilte die Ausschreitungen als "völlig inakzeptabel". Der örtliche Parlamentsabgeordnete David Lammy forderte seine Mitbürger zur Ruhe auf. Dies sei nötig, um die genaue Ursache für den Tod des 29-Jährigen klären zu können.
Teile des Londoner Stadtteils Tottenham gelten seit Jahrzehnten als problematisch. Viele Kulturen, in ihren Heimatländern häufig verfeindet, treffen dort aufeinander. Bereits 1985 hatte es einen aufsehenerregenden Aufstand gegeben, nachdem ein Polizist erschossen worden war. In den vergangenen Jahrzehnten war Tottenham als eines der Zentren der Londoner Bandenkriminalität bekannt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.