Pelinka-Sager

Wrabetz wehrt sich gegen Einflüsterer-Vorwürfe

Österreich
06.08.2011 16:11
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat die Vorwürfe, er habe mit dem SPÖ-Stiftungsrat Niko Pelinka die Zusammensetzung von TV-Diskussionsrunden abgesprochen, am Samstag zurückgewiesen. "Es gab weder mit ihm noch mit sonst jemandem diesbezügliche Absprachen", so Wrabetz. Doch so recht mag ihm das nun kaum jemand mehr glauben. Und so hagelt es - wenige Tage vor der geplanten Neuwahl - heftige Kritik.

Ein Bericht des Magazins "Fleisch" hatte Absprachen Pelinkas mit dem ORF-General nahe gelegt (siehe Infobox). In einem von Pelinka autorisierten Zitat heißt es zu einer Sendung mit dem Thema Ortstafelkonflikt: "Als mich Alex vor der Sendung angerufen hat, hab ich jedenfalls gesagt, dass er nicht nur einen Slowenenvertreter einladen soll. Mir war klar, dass das nur schiefgehen kann." Und: "Wir telefonieren ziemlich häufig."

Wrabetz streitet den Kontakt zu Pelinka nicht ab. "Selbstverständlich gibt es regelmäßig Kontakte zu verschiedenen Mitgliedern des ORF-Aufsichtsgremiums, das ist nichts Ungewöhnliches. Redaktionelle Belange sind dabei aber kein Thema", so der ORF-General.

Dittlbacher: "Nehmen externe Ratschläge nicht an"
ORF-TV-Chefredakteur Fritz Dittlbacher betonte unterdessen, dass "externe Ratschläge" zu ORF-Diskussionsrunden grundsätzlich "weder erwartet noch angenommen" würden. Zu der von Pelinka angesprochenen Ausgabe zum Kärntner Ortstafelstreit sei die Gästeliste "klar auf der Hand" gelegen.

Die Auswahl für die Gäste der Talksendungs sehen laut Dittlbacher wie folgt aus: "Für einen aktuellen Sonntagabend-Polit-Talk wie 'Im Zentrum' setzt sich die Redaktion für gewöhnlich bis Mitte der Woche eine Frist, um das interessanteste Thema zu definieren. Über diese grundsätzliche Themenwahl findet dann selbstverständlich auch eine Information an das für den Aktuellen Dienst zuständige Geschäftsführungsmitglied, also Generaldirektor Alexander Wrabetz, statt."

In weiterer Folge erstelle die Diskussionsredaktion in eigener Verantwortung eine Gästeliste, so Dittlbacher. "Hier geht es um Fragen der Relevanz, aber auch der Gesprächsdramaturgie. Diese Liste wird für gewöhnlich gegen Ende der Woche zuerst dem Generaldirektor und in weiterer Folge per Presseaussendung auch der interessierten Öffentlichkeit mitgeteilt."

VP-Mann sieht Wrabetz nun als "unwählbar"
Für den Leiter des ÖVP-"Freundeskreises", Franz Medwenitsch, sind all diese Erklärungen aber nur fadenscheinig. In seinen Augen ist Wrabetz am Dienstag nun "endgültig unwählbar" geworden. Für ihn, der in den vergangenen Monaten aus seiner ablehnenden Haltung zum ORF-General keinen Hehl gemacht hat, ist das Fass offenbar endgültig übergelaufen: "Die glaubwürdige Unabhängigkeit, die er in seiner Bewerbung verspricht - nichts als leere Worte. Tatsächlich hängt er offenbar noch mehr am Gängelband der SPÖ als angenommen", erklärte Medwenitsch.

Auch ÖVP-Klubobmann und Mediensprecher Karlheinz Kopf übte heftige Kritik. Er sieht "einen handfesten Medienskandal, der nicht ohne Konsequenzen bleiben kann", wie er am Samstag sagte.

Der Kärntner FPK-Stiftungsrat Siggi Neuschitzer, der sich zuletzt eher auf die Seite von Wrabetz gestellt hatte, wollte die Vorgänge zwar nicht im Detail beurteilen, attestierte Wrabetz und Pelinka aber, dass "die Optik nicht allzu gut ist, wenn sich die beiden vor Sendungen abstimmen. Wenn das stimmt, müsste man beide Herren einmal an den Ohren nehmen".

FPÖ: "Wrabetz sollte gar nicht erst antreten"
Die FPÖ forderte Wrabetz unterdessen dazu auf, sein Antreten bei der ORF-Wahl am Dienstag abzusagen. "Wenn er noch einen Funken Würde oder Anstand in sich trägt, dann muss er von sich aus auf eine Kandidatur verzichten", sagte FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky am Samstag. BZÖ-Mediensprecher Stefan Petzner wiederum verteidigte Wrabetz und sprach von einem "durchsichtigen Manöver" kurz vor der Wahl.

Auch SPÖ-Klubobmann Josef Cap stellte sich wenig überraschend vor Pelinka und Wrabetz und sprach von einem "Diskreditierungsversuch". "Durch ein peinliches Sommertheater wird versucht, den ORF-Generaldirektor, der den Sender erfolgreich durch wirtschaftlich schwierige Zeiten geführt hat, zu diskreditieren und Einfluss auf die anstehende Wahl des ORF-Generaldirektors zu nehmen", so Cap.

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