22 Jahre nach Wende

Tausende Stasi-Spione noch unentdeckt

Ausland
06.08.2011 15:31
Die Stasi-Unterlagen-Behörde geht davon aus, dass auch 22 Jahre nach der Wende noch Tausende Ex-Spione der DDR in Westdeutschland unentdeckt sind. "Die überwiegende Zahl der Spitzel ist bisher ungeschoren davongekommen", erklärte Behördenchef Roland Jahn (weiteres Bild) gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Genaue Zahlen kennen die Stasi-Jäger zwar nicht, in der Zeit zwischen 1949 und 1989 dürften aber rund 12.000 Menschen für das Ministerium für Staatssicherheit - kurz Stasi - spioniert haben. Dem gegenüber steht die Zahl der Strafverfahren gegen solche Agenten: Von 1990 bis 1999 habe es etwa 3.000 Ermitlungsfälle gegeben. "Davon kamen allerdings lediglich 500 zur Anklage, 360 Spione wurden verurteilt", sagte Jahn.

Gegenüber dem "Hamburger Abendblatt" forderte er eine bessere Aufklärung über das Wirken der Stasi im Westen Deutschlands. "Die Stasi war keine Sache des Ostens allein", so der Behördenchef. Sie habe mithilfe von Westdeutschen in der Bundesrepublik vor allem Militär- und Wirtschaftsspionage betrieben. Die DDR und die Stasi seien ein "Teil der Geschichte aller Deutschen".

"Wunsch nach Akteneinsicht sehr groß"
Nach Jahns Angaben ist der Wunsch nach Akteneinsichten auch im Westen sehr groß. So seien aus westlichen Bundesländern 340.000 Anträge auf persönliche Akteneinsicht in den vergangenen 20 Jahren eingegangen. Bundesweit liegt laut Stasi-Unterlagen-Behörde die Zahl aller bisherigen Anträge auf persönliche Akteneinsichten bei 2,7 Millionen.

Von der Linkspartei forderte der ehemalige Bürgerrechtler, der selbst ein Opfer des Stasi-Terrors wurde, eine intensivere Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte. Die Partei müsse sich den Vorwurf der Verklärung der Zustände in der DDR gefallen lassen, sagte Jahn. "Es würde der Aufarbeitung insgesamt helfen, wenn die Linke das Verhältnis der SED als Auftraggeberin der Staatssicherheit stärker beleuchten würde."

47 Mitarbeiter der Stasi in der eigenen Behörde
Auch innerhalb seiner eigenen Behörde will der Stasi-Jäger aufräumen. Derzeit arbeiten noch 47 frühere Mitarbeiter der Staatssicherheit bei der Unterlagen-Behörde. Das will Jahn möglichst bald ändern: "Ich gehe damit ein altes Problem an, das besonders die Opfer der Stasi bewegt. Die Bundesregierung ist nun dabei, Lösungsmöglichkeiten zu finden. Wir wollen, dass die 47 früheren Stasi-Mitarbeiter künftig in anderen Verwaltungen arbeiten, nicht in der Behörde, die für die Stasi-Aufarbeitung zuständig ist."

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