Amtsmissbrauch?
Untersuchung gegen neue IWF-Chefin eingeleitet
Hintergrund der Zahlung war der Verkauf des deutschen Sportartikelherstellers Adidas, an dem Tapie die Aktienmehrheit hatte. Mit dem Geldfluss hatte Lagarde vor drei Jahren einen schon lange schwelenden Streit beenden wollen. Tapie hatte Anfang der 1990er-Jahren Anteile Adidas verkauft, bei der Abwicklung des Geschäfts fühlte er sich aber von der damaligen Staatsbank Credit Lyonnais geprellt und zog vor Gericht. Nach jahrelangem Streit schaltete Lagarde ein Schiedsgericht ein, das Tapie 2008 eine Entschädigungssumme von 285 Millionen Euro plus Zinsen zugestand. Insgesamt soll Tapie rund 400 Millionen Euro aus der Staatskasse erhalten haben.
Der mittlerweile pensionierte Generalstaatsanwalt Jean-Louis Nadal hatte Lagarde daraufhin Amtsmissbrauch vorgeworfen und den Gerichtshof der Republik angerufen, der als Sonderinstanz in der französischen Justiz für Verbrechen oder Vergehen von Regierungsmitgliedern zuständig ist. Lagarde hätte das Schlichtungsverfahren schon aus formalen Gründen gar nicht erst zulassen dürfen, argumentierte Nadal. Entgegen den Empfehlungen von Experten habe Lagarde außerdem keinen Einspruch gegen die Entscheidung der Richter eingelegt.
Der Antragsausschuss des Gerichtshofs der Republik hielt diese Vorwürfe am Donnerstag für stichhaltig und ging sogar noch einen Schritt weiter: Der Generalstaatsanwalt soll nun ein Ermittlungsverfahren wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder und Komplizenschaft einleiten.
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