Geben statt fordern

Kawasaki ZX-10R: Endlos Kraft mit straffen Zügeln

Motor
07.08.2011 13:28
Oh, das wird ein Tag! Wissend blickt die Kawasaki Ninja ZX-10R mit ihren leicht zugekniffenen Scheinwerfern aus der giftgrünen Verkleidung, im Dunkeln rauscht sie gen Pannoniaring, die Scheinwerfer ausgeschaltet. Stealth-Modus sozusagen, im Verborgenen. Doch dann fällt ein entlarvender Lichtstrahl auf die polierte Lackierung, als Roland Resch im Fahrerlager die Hecktüren seines blauen Soletti-Busses öffnet.
(Bild: kmm)

Der Motorradrennprofi hat die Grüne und mich Greenhorn auf der Fahrt nach Ostffyasszonyfa geschont, damit wir beide ausgeruht sind für das VIP-Ringtraining (siehe Video in der Infobox).

Der Traum von der Raserei
Bisher habe ich die Ninja nur auf der Straße gefahren, bis auf eine Runde oder so am Red Bull Ring in Spielberg beim Kawasaki-Geburtstagsfest (Bericht siehe Infobox). Dabei ist sie durch unauffällige Unaufgeregtheit aufgefallen. Kein dauerndes Fordern von Höchstleistung im Alltagsbetrieb, sondern ein geradezu kumpelhaftes Miteinander, das mich zumindest nicht ständig zu extrem verbotener Fahrweise gedrängt hat (ob ich nur geträumt habe, dass der erste Gang bis 167 km/h reicht, oder das auf öffentlichen Straßen ausprobiert habe, kann ich nicht mehr sagen).

Gut, im Stau oder wenn es eng wird, gibt es Angenehmeres als ein Superbike, das konzeptbedingt einen recht großen Wendekreis hat, weil bald mal der Lenker an den Tank stößt, aber das gehört eigentlich nicht mal hierher. Lediglich dass sie keine Tankanzeige hat, sondern nur ein Reservelamperl, stört etwas. Und die unsanfte Gasannahme, wenn die Drosselklappen komplett geschlossen waren.

Träume nicht dein Leben, lebe deine Träume
Doch die wahre Bestimmung der Ninja ist die Rennstrecke. Mein zwei Absätze langes Aufhalten bei der "Vorrede" verdeutlicht, wie aufgeregt ich vor meinem Ringtag mit der Kawa war. Mein erstes Ringtraining, und dann gleich mit einem der beiden überall top-gerankten Supersportler. Die Lederkombi passt farblich gut zur Ninja, an den neuralgischen Punkten dagegen nicht ganz optimal auf meinen Körper. Ein Grund zum Fasten, doch stehen die Ballen erst mal auf den Rasten, ist es Zeit, über die Strecke zu hasten.

Also raus auf die Strecke. Und dort erlebe ich im Lauf des Tages immer mehr, wie schön es ist, Ninja zu fahren. 200 PS taugen durchaus dazu, unerfahrenen Ringfahrern Furcht vor dem Highsider einzuflößen, doch die ZX-10R hat eine geradezu formidable Traktionskontrolle an Bord. Sie checkt in 5-Tausendstel-Sekunden-Schritten, ob die Raddrehung noch passt, und regelt fast unmerklich über die Zündung den Krafteinsatz. Das bringt Sicherheit und damit Spaß. Ebenso das ABS, über das echte Racer gerne streiten mögen, ich bin ein Fan davon, vor allem wenn man auch auf der Straße fährt.

Die Macht der Kraft
Der Motor liefert – anders als früher – schon bei mittleren Drehzahlen ordentlich Leistung, sodass ich nicht allzu sehr auf die richtige Gangwahl schauen muss und mich in Ruhe auf alles andere konzentrieren kann, was mir Roland Resch jedes Mal bei der Videoanalyse einschärft: nicht zu langsam in die Kurven, nicht zu früh Gas geben, auf die Linie achten, auch auf die Sitzposition, das Motorrad früher wieder aufrichten. Das hat nicht zuletzt den Sinn, die Bridgestone-Straßenreifen nicht durch reifenmordende Fahrweise zu überhitzen, was leicht passieren kann, wie ich lerne.

Das Einzige, was hier heikel ist, sind also die Reifen. Die Ninja an und für sich fährt sich prächtig, sie lenkt gut ein, lässt sich fein auf der Linie führen, die Bremse ist ideal zu dosieren, lediglich die bereits erwähnte Gasannahme bringt hin und wieder etwas Unruhe. Auf jeden Fall flößt sie mir Vertrauen ein, und das trägt eine Menge dazu bei, dass ich am Abend - nach sieben halben Stunden auf der Strecke – ein fahrerisches Niveau erreicht habe, von dem ich nicht zu träumen wagte, als Roland Resch die gar nicht so giftige Grüne aus dem Soletti-Bus schob. Das Potential der Kawasaki ZX-10R kann ich zumindest erahnen. Ausreizen kann es Roland, der dieses starke Gerät nur leicht modifiziert in der ÖM fährt.

Stephan Schätzl

Warum?

  • Weil sie stark und doch sanft ist.
  • Fabelhafte Traktionskontrolle.

Warum nicht?

  • Teils harte Gasannahme.

Oder vielleicht …

  • … BMW S 1000 RR, ansonsten die üblichen Verdächtigen.
  • … vor der eigenen Fahrt am Ring ein Training bei Roland Resch absolvieren?

krone.at/Auto-Motorrad ist auf Facebook - werde jetzt Fan!

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: kmm)



Kostenlose Spiele