Revolutionäre Idee
Dalai Lama will “Papst-Wahlmodus” einführen
Experten befürchten, dass es nach dem Tod des 76-Jährigen zu schweren politischen und religiösen Konflikten kommen könnte. Die kommunistische Führung von China, das Tibet besetzt hält, will selbst den neuen Dalai Lama bestimmen. Die Tibeter lehnen das ab.
Traditionell suchen hochrangige Mönche nach dem Tod eines Dalai Lama in Visionen nach dessen Wiedergeburt. Wenn die Entscheidung für ein Kind gefallen ist, wird es offiziell zur Reinkarnation des Dalai Lama erklärt. In der katholischen Kirche wird der Papst von den Kardinälen in einem Konklave in geheimer Abstimmung mit Zwei-Drittel-Mehrheit gewählt. Auch bei dieser Wahl gibt es einen transzendentalen Aspekt: Die im Konklave "eingesperrten" und im Gebet versunkenen Kardinäle lassen sich nämlich bei ihrer Wahl vom Heiligen Geist, einer der drei Erscheinungsformen Gottes, leiten.
"Ich kann den nächsten Dalai Lama auch selbst auswählen"
Die meisten Tibeter wollten die traditionelle Suche nach der Reinkarnation beibehalten, sagte der 76-Jährige der Zeitung. Aber man müsse auch über neue Möglichkeiten sprechen. "Ich denke, dass eine Wahl durch ein Konklave wie beim Papst eine konfliktarme Methode wäre."
Denkbar sei aber auch, dass er selbst seine Reinkarnation vor seinem Tod auswähle. Eine weibliche Person sei dabei nicht ausgeschlossen, sagte der Friedensnobelpreisträger. "Eine Frau ist naturbedingt empfindsamer für die Leiden anderer Menschen."
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