Vor der Kreml-Jugend

Putin: “USA sind Parasit der Weltwirtschaft”

Ausland
02.08.2011 16:46
Sommer, Sonne, Lagerfeuer - die Kreml-Jugend, eine Organisation der Putin-Partei "Einiges Russland", campiert derzeit am Seliger-See im Nordwesten Russlands und bietet dabei für ihre Mitglieder neben Spaß und Unterhaltung auch politische Fortbildung an. Starken Tobak bekamen die Jugendlichen am Montag von Ministerpräsident Wladimir Putin höchstpersönlich serviert, der die USA "als Parasit der Weltwirtschaft" bezeichnete.

"Sie (die USA, Anm.) leben über ihren Verhältnissen und schieben einen Teil der Probleme auf die restliche Welt ab", dozierte Putin am Ufer des Sees vor den versammelten Jugendlichen. "Mit ihrem Dollar-Monopol leben sie wie der Parasit der Weltwirtschaft."

Dann begrüßte der russische Regierungschef die erst kurz davor erzielte Einigung im US-Schuldenstreit, rief aber dazu auf, "zur Sicherheit" eine Konkurrenz zum US-Dollar aufzubauen. "Wenn es nämlich dort drüben (in den USA, Anm.) zu einer Fehlfunktion kommt, dann wird das uns alle treffen", führte Putin aus.

Fusion von Russland mit Weißrussland?
Aber nicht nur die USA waren Thema bei der politischen Diskussion, ein Teilnehmer warf auch die Frage einer Vereinigung von Weißrussland mit Russland auf. Eine Fusion beider Länder sei "möglich und sehr wünschenswert", hänge jedoch ganz vom Willen der Weißrussen ab, meinte Putin dazu. Auf die Erwiderung eines Teilnehmers, dass das weißrussische Volk solch einen Zusammenschluss wünsche, forderte der Ministerpräsident die Jugendlichen auf: "Dann kämpft dafür!"

Trotz einer bereits seit Jahren bestehenden russisch-weißrussischen Union haben sowohl Moskau als auch Minsk ihre bisherigen Systeme beibehalten und einen möglichen Zusammenschluss in den vergangenen Jahren wenig intensiv betrieben. Noch in den 90er-Jahren wollte dies der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko aber umsetzen. Beobachter sagten ihm damals Ambitionen nach, als Präsident in den Kreml einzuziehen. Nachdem Putin im Jahr 2000 russischer Staatschef wurde, nahm Lukaschenko von der Idee eines tiefgreifenden Zusammenschlusses Abstand.

Putin zollt Diktator Lukaschenko Respekt
Obwohl es "von Zeit zu Zeit" Probleme mit der Wirtschaft oder Streit um Gaslieferungen gebe, müsse Lukaschenko für seine Führungsstärke "Respekt" gezollt werden, sagte Putin. Der weißrussische Präsident habe "beständig den Weg zu einer Integration mit Russland" verfolgt, lobte der russische Regierungschef. Sein Land springt dem Nachbarn derzeit inmitten dessen schwersten Wirtschaftskrise seit dem Amtsantritt von Lukaschenko vor 17 Jahren zur Seite - und hofft, von Privatisierungen in Weißrussland profitieren zu können. Lukaschenko geht derweil mit harter Hand gegen die Opposition vor.

Weißrusslands Politik gegen Zusammenschluss
Vertreter Weißrusslands wiesen am Dienstag den Wunsch nach einem Zusammenschluss beider Länder zurück. Außenamtssprecher Andrej Sawinych wollte Putins Äußerung zwar nicht direkt kommentieren, verwies aber auf eine Aussage von Staatschef Alexander Lukaschenko, der die Unabhängigkeit Weißrusslands in der Vergangenheit als "heilige Sache" bezeichnet hatte.

Der weißrussische Oppositionspolitiker Rygor Kazusew, der im vergangenen Jahr gegen Lukaschenko kandidiert hatte, sagte der Nachrichtenagentur AFP, Putins Aussage sei eine "Bedrohung" für sein Land. "Putin träumt davon, Weißrussland an Russland anzubinden, und hat es nun offen ausgesprochen", sagte er. Es sei schlimm, dass nicht alle Politiker in Minsk dies als Drohung auffassten. Mit seinen Äußerungen versuche Putin, aus der gegenwärtigen schweren Wirtschaftskrise, in der sich Weißrussland befindet, Kapital zu schlagen, sagte Kazusew.

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