Ausbildungsreform

Eignungsverfahren für alle Lehrer ab Herbst 2013

Österreich
01.08.2011 15:11
Eine Ausbildungsreform soll ab Herbst 2013 die bisher getrennten Wege von Pflichtschul- und AHS-Lehrern näher zusammenführen. Unterrichtsministerin Claudia Schmied hat bei der Eignungsfeststellung für Lehreranwärter an den Universitäten eine Studieneingangsphase im Sinn, in deren Rahmen festgestellt werden soll, ob der Student überhaupt geeignet ist zu unterrichten. Eine Aufnahmeprüfung wie an den Pädagogischen Hochschulen soll es aber nicht geben.

Mit Start des ersten Studiengangs im Rahmen der "PädagogInnenausbildung NEU" 2013 wünscht sich die Ministerin ein schrittweises Verfahren, um die Eignung der angehenden Pädagogen zu überprüfen. Dabei soll im Laufe der ersten beiden Semester unter anderem durch Praxis in der Schule herausgefunden werden, welche sozialen und kommunikativen Fähigkeiten der Student hat und wie er mit Konflikten umgeht.

Ob das Urteil eines Lehrenden, der einen Anwärter für nicht geeignet hält, eine Empfehlung oder verpflichtende Entscheidung sein wird, ist laut Unterrichtsministerium noch unklar. Roland Fischer von der Vorbereitungsgruppe der Reform ist jedenfalls der Meinung, dass der Ausschluss eines Studenten möglich sein sollte, "wenn gravierende Punkte dafür sprechen und es nicht einvernehmlich funktioniert".

"Konfrontation mit praktischer Tätigkeit"
Konkret soll bereits in der Eingangsphase "eine Konfrontation mit der praktischen Tätigkeit stattfinden", meint Fischer. Dabei orientiert man sich am Beispiel der Universität Innsbruck, wo es bereits seit 2002 bei allen Lehramtsstudien eine Studieneingangsphase gibt. Bereits nach dem ersten Semester müssen die Studenten hier eine Klasse unterrichten - so erkennen sie möglichst früh, ob sie tatsächlich für den Lehrberuf geeignet sind.

"Der derzeitige Zustand ist untragbar", sagte Bildungsexpertin Christa Koenne, ebenfalls Mitglied in der Vorbereitungsgruppe, am Montag im Ö1-"Morgenjournal". Aufgrund der unterschiedlichen Situation an den Pädagogischen Hochschulen und Universitäten könne jemand, der bei einem Test an der Pädag scheitert, immer noch an der Uni Lehrer werden. "Eine skurrile Situation", so Koenne.

Töchterle übt Zurückhaltung
Kein Nein, aber auch kein dezidiertes Ja kommt aus dem Büro von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle zum von Schmied forcierten Modell. Klar sei, dass nur die Besten Lehrer werden sollen und es "das beste System" brauche, das auf die Eignung der Bewerber abstellt. Mit den bisherigen Modellen zeigt sich Töchterle allerdings nicht ganz glücklich. "Eignungstests und Aufnahmeverfahren sind grundsätzlich breiter aufzustellen als bisher", heißt es aus seinem Büro.

Ein Eignungsverfahren müsste möglichst aussagekräftig gestaltet werden. "Hier braucht es eine Systematik mit mehreren Elementen, die begleitend und umfassend wirkt, zugleich aber auch Fairness gegenüber den Studierenden garantiert." Die genaue Ausformung einer solchen Eignungsüberprüfung müsse aber erst erarbeitet werden.

Für den Vizedirektor der Uni Salzburg, Rudolf Moser, ist klar: Wenn jemand für den Beruf nicht geeignet ist, müsse man Konsequenzen ziehen. Man brauche jetzt aufgrund der vielen Pensionierungen viele neu ausgebildete Lehrer, die motiviert und begabt sein sollten. Eignungsverfahren seien der Schlüssel dazu, so Moser.

Grüne: "Schmied drückt sich vor Hauptproblem"
Als erste Partei reagierten die Grünen auf die geplante Ausbildungsreform. Aufnahmeverfahren mit Eignungstests für alle angehenden Lehrer seien zwar durchaus zu begrüßen, aber "mit diesem Vorstoß drückt sich Schmied einmal mehr vor der Lösung des derzeit gravierendsten Problems im Schulwesen - dem Lehrermangel", kritisiert Bildungssprecher Harald Welser.

Ein positives Echo kommt vom BZÖ. "Das Beispiel Finnland zeigt, dass solche Eignungstests der richtige Weg sind und der Lehrerberuf dort ein sehr angesehener Beruf ist", so Bildungssprecherin Ursula Haubner in einer Aussendung. Sie fordert SPÖ und ÖVP auf, solche Tests nicht nur anzukündigen, sondern auch umzusetzen. "Bei Rot und Schwarz ist zu befürchten, dass solche sinnvollen Ankündigungen auf die lange Bank geschoben werden."

Im PISA-Musterland Finnland gibt es schon seit Langem Eignungsverfahren. Im vergangenem Sommer 2010 wurden von 6.600 Bewerbern für den Lehrerberuf nur 660 - also zehn Prozent - bei den Aufnahmetests ausgewählt.

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