Wegen "Verrat"

Berlusconi sicher: “Gadafi will mich töten lassen”

Ausland
01.08.2011 09:57
"Er will mich tot sehen": Italiens Premier Silvio Berlusconi fürchtet um sein Leben, weil der libysche Machthaber Muammar al-Gadafi angeblich Killer auf ihn angesetzt hat. Sein früherer "guter Kumpel" wolle ihn wegen Italiens Beteiligung an den NATO-Luftangriffen im nordafrikanischen Staat ermorden lassen, "das weiß ich aus sicherer Quelle", verriet Berlusconi der Zeitung "Corriere della Sera".

Mit Gadafi hatte der italienische Premier bis vor wenigen Monaten eine bizarre Männerfreundschaft gepflegt. Wie kein anderer europäischer Politiker hofierte er den libyschen Machthaber, lud ihn sogar mehrmals nach Rom ein. In einem Vertrag verpflichtete sich Italien, Libyen für die Kolonialherrschaft von 1911 bis 1942 zu entschädigen. Im Gegenzug flossen reichlich Öl und Gas nach Italien. Jetzt ist alles anders.

Berlusconi: "Ich schwebe in Lebensgefahr. Nicht nur ich, sondern auch meine Familie. Ich habe von meinen Quellen erfahren, dass Gadafi den Befehl gegeben hat, mich umzubringen. 'Ihr müsst ihn töten', genau das waren seine Worte."

Libyen-Kontakte "größte Leistung"
Italiens Premier bezeichnet die ehemals guten Kontakte nach Libyen immer noch als "meine größte diplomatische Leistung". "Als ich Gadafi in Tripolis die Hand schüttelte, tobten draußen bereits die ersten Demonstrationen", erinnert sich Berlusconi an die Anfänge der Proteste in dem nordafrikanischen Land. Wochenlang hatte der Ministerpräsident gezögert, als der Westen begann, die Revolutionsbewegung zu unterstützen. Dass sich Italien letztendlich doch an den Luftangriffen der NATO beteiligte, darunter müsse er jetzt leiden. "Unser Eingreifen sieht er als Verrat an", sagt Berlusconi.

"Er versteht Regeln der Demokratie nicht"
Immer noch äußert sich der 74-Jährige alles andere als überzeugt vom Eingreifen in Libyen. Berlusconi: "Was hätte ich tun sollen? Die USA, Staatspräsident Napolitano und die Mehrheit im Parlament waren dafür. Nicht nur ich entscheide in diesem Land. Aber erklären Sie das mal Gadafi, der es gewohnt ist, alleine zu regieren. Er versteht die Regeln der Demokratie nicht."

Fast schon bedauernd spricht der Premier über die neue Situation in der Beziehung zwischen Italien und Libyen. So wie es aussehe, bleibe Gadafi trotz der Revolutionsbewegung an der Macht. "Unser einstmals bester Freund in der nordafrikanischen Region ist jetzt unser größter Feind. Ein großer Schaden für Italien", so Berlusconi.

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