Bon Jovi in Wien

Dreistündiges Hit-Feuerwerk – nur ‘Bed of roses’ fehlte

Musik
23.07.2011 07:36
Von der kaum zu domestizierenden Spielfreude der brillanten Rock-Haudegen kann sich so manch auf den schnöden Mammon fokussierte Band einiges abschauen: Über drei Stunden lang schmetterten Bon Jovi beim "Krone"-Konzert am Freitag einen Hit nach dem anderen in das ausverkaufte Wiener Happel-Stadion. Dass das Ensemble um den - auch mit fast 50 noch beneidenswert gut aussehenden - Jon dabei ausgerechnet die Parade-Schnulze "Bed of roses" schuldig blieb, verwundert ein wenig.
(Bild: kmm)

Ja, das Wetter hielt – kein einziges Regentröpferl wagte es, den Kult-Rockern in ihre bombastische Show auf einer ebenso bombastischen Bühne samt riesiger Vidiwall zu pfuschen. Ja, der gute Jon könnte mit seiner soften Schmuse-Stimme trotz mittlerweile fast 30-jähriger Beanspruchung derselben nach wie vor jedes Eis-Monstrum zum Schmelzen bringen. Und ja, Herr Richie Sambora, seines Zeichens Lead-Gitarrist, verwandelt nach wie vor jedes Solo dank seiner geradezu beängstigenden Coolness nicht nur in einen Ohrenschmaus, sondern auch in eine echte Show.

Hits am Fließband
Doch der Reihe nach. Nicht wenige staunen, als Bon Jovi bereits um 20 Uhr, also noch am helllichten Tag, mit "Raise your hands" loslegt. Als die Band drei Stunden später noch immer auf der Bühne steht und den hingerissenen, aber gottlob keineswegs hysterischen Fans einheizt, wird vieles klar: Die Herrschaften hatten sich ein üppiges Programm vorgenommen. Dessen erstes Highlight schon Song Nummer zwei darstellt: Mit "You give love a bad name" reißt Jon, der mit knallroter Jacke und stylisher Sonnenbrille an den Start geht, auch die letzten "Sitzenbleiber" im Happel-Stadion von deren Hockern. Bei "We weren’t born to follow" greift der fesche Frontman dann erstmals zur Akustik-Gitarre. Wirklich etwas ausrichten kann er gegen die beiden E-Gitarren sowie die kraftvollen Schlagzeug-Beats von Tico Torres freilich nicht. Dafür beweist der Blondschopf bei "Runaway", dass er, wenn auch ein wenig angestrengt, auch auf der E-Gitarre reüssieren kann – und zwar mit einem sehr soliden Solo.

"It’s good to be back"
Einen Sonderapplaus holt er sich vom Publikum ab, als er selbigem versichert: "It’s good to be back." Ansonsten sind Ansagen oder ausschweifende Moderationen eher Mangelware. Zu voll ist die Setlist, die im zweiten Drittel des Konzerts ein die Stimmung auf die Spitze treibendes Cover-Medley vorsieht. Die Klassiker "Wild thing" und "Old time Rock’n Roll" verwandeln das Happel-Stadion für Minuten in ein kaum zu bändigendes Tollhaus. Auch an das bereits hundertfach gecoverte "Hallelujah" von Leonard Cohen wagt sich Jon in einer sehr stimmungsvollen Klavier-und-Gesang-Version heran. Die klingt überraschend gut.

Nach zwei Stunden, in denen Jon kaum zum Luftholen kommt, ist das erste Set vorbei, die 80er-Party im Happel-Stadion aber noch lange nicht. Denn nach minutenlangem Applaus und Tausenden "Zugabe"-Rufen melden sich die Vollblut-Musiker auf der Bühne zurück. Und dann, nach insgesamt zweieinhalb Stunden, endlich der Knüller des Abends: "Living on a prayer". Mit einer kurzen A-capella-Gesangseinlage stimmt Jon das begeisterte Publikum auf das ein, was gleich kommen wird: hochkonzentriertes Party-Feeling. "Ooohooo – living on a prayer", schallt es aus Tausenden Kehlen durch den Prater. Der Band scheint's zu gefallen.

Erst nach drei Stunden ist Schluss
Denn auch nach der zweiten Verabschiedung ist noch nicht Schluss. Ohne die Bühne zu verlassen, geht's mit dem zweiten Zugabe-Block und "Always" als schmalzigem Höhepunkt weiter. Erst nach einem über dreistündigen Hitfeuerwerk hat Bon Jovi dann doch genug. Auf "Bed of roses" warten die trotzdem euphorischen Fans vergeblich. Schade irgendwie.

Fotos: Andreas Graf

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