Zu wenig beachtet

Forschungsteam entdeckte 67 Pestizide in der Luft

Wissenschaft
13.06.2022 13:32

Ein Forschungsteam hat 67 unterschiedliche Pestizide in der Luft in Ostösterreich gemessen. Ihre Studie zeigt, dass Pestizide nicht nur an dem Ort bleiben, an dem sie eingesetzt wurden. Zudem verbreiten sie sich bei höheren Temperaturen eher. Viele der entdeckten Stoffe sind giftig für Tiere und schädlich für die menschliche Gesundheit.

„Uns hat überrascht, wie weit sich Pestizide in der Luft verbreiten“, sagte Johann Zaller von der Universität für Bodenkultur Wien (Boku). Er ist einer der Studienautoren. Um zu den Ergebnissen zu kommen, haben die Forscher und Forscherinnen in verschiedenen Regionen Ostösterreichs Luftfilter aufgestellt. Nach mehreren Monaten sammelten sie diese wieder ein und analysierten die Luft auf Pestizide. „Die gefundenen Chemikalien haben wir dann hinsichtlich ihrer Nebenwirkungen auf die Umwelt und den Menschen bewertet“, sagte Zaller in einer Pressekonferenz am Montag.

Reizungen von Schleimhaut und Haut
Dabei fand das Team heraus, dass etwa die Hälfte der entdeckten Pestizide schädlich für die menschliche Gesundheit ist. Sie können beispielsweise die Schleimhaut und Haut reizen, das Hormonsystem stören und sich dadurch negativ auf die Fortpflanzungsfähigkeit auswirken. Fast ein Viertel der Substanzen ist gar krebserregend. „Zwar sind die Konzentrationen der Pestizide in der Luft oft sehr gering, aber selbst kleinste Mengen bergen ein Gesundheitsrisiko und können über lange Zeit Wohlbefinden und Gesundheit beeinträchtigen“, sagte Hans-Peter Hutter von der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin der Medizinischen Universität Wien. Die Medizinische Universität hat die Studie gemeinsam mit der Boku und einem Forschungsteam aus Deutschland durchgeführt.

Darüber hinaus sind viele der Pestizide für Bienen, Regenwürmer und Vögel giftig. Zwei der Filter standen in Nationalparks, sogar dort wurden zehn beziehungsweise 33 unterschiedliche Pestizide analysiert. Diese Funde seien insofern brisant, als gerade Nationalparks besonders gefährdete Pflanzen und Tiere schützen sollten.

Zahl abhängig von Bewirtschaftung und Temperaturen
Die genaue Zahl und Konzentration der Pestizide waren abhängig von der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung der Umgebung und den Temperaturen. Bei höheren Temperaturen verbreiteten sich die Pestizide eher als bei niedrigeren. „Unsere Studie zeigt eindeutig, dass Pestizide nicht am Anbringungsort verbleiben, sondern breitflächig verdriftet werden (...). Nur ein Umstieg auf 100 Prozent Bio-Landwirtschaft kann dem entgegenwirken“, sagten Zaller und Hutter. Die Studienautoren und Autorinnen waren sich zudem einig, dass das Verbreiten von Pestiziden in der Luft und deren gesundheitliche Risiken noch zu wenig beachtet werden würden, wenn es darum gehe, ein bestimmtes Mittel zuzulassen oder nicht zu genehmigen.

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