Liest im Gesicht

“Röntgenbrille” flüstert ein, was das Gegenüber fühlt

Elektronik
13.07.2011 12:51
Eine neue Erfindung sorgt für Furore: Die "Soziale Röntgenbrille" beobachtet das Gegenüber, analysiert seine Gesichtsbewegungen und flüstert ihrem Träger anschließend ein, welche Gefühle den anderen gerade bewegen.

Entwickelt wurde die besondere Brille im Media Lab des weltberühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT) von einer Forschergruppe um Rosalind Picard, berichtet "New Scientist". Picard gab der Erfindung auch den Namen "Soziale Röntgenbrille".

Sie funktioniert über eine Reihe verschiedener Mechanismen. Eine reiskorngroße Kamera im Rahmen der Brille verfolgt 24 Punkte im Gesicht des Gesprächspartners. Die Aufnahmen werden an einen kleinen Computer weitergeleitet, den die Person am Körper trägt. Die Gesichtsbewegungen werden anschließend von einem von Picard entwickelten Programm analysiert und mit einer Datenbank von Gesichtsausdrücken verglichen.

Ampel und Flüstern bringen Klarheit
Hat das System ein Gefühl identifiziert, wird dieses dem Brillenträger diskret eingeflüstert. Er kann sich zudem auf dem PC anzeigen lassen, welchen Verlauf das Gespräch nimmt. Außerdem sind in der Brille drei Lichter angebracht, die nach dem Ampelsystem funktionieren: Ist das Gegenüber positiv gestimmt, erscheint ein grünes Licht, gelb steht für eine neutrale Haltung - rot aber signalisiert negative Emotionen.

Erfahrung durchaus auch negativ
Picard zufolge kann der Durchschnittsmensch am Gesicht 54 Prozent der Gefühle richtig ablesen - die Software schafft 64 Prozent. Dass das sowohl für den Beobachteten als auch den Brillenträger nicht nur angenehme Folgen haben kann, stellte die Redakteurin des "New Scientist" am eigenen Leib fest. Sie habe gedacht, Picard spannende Fragen zu stellen - bis die Brille ihr verriet, dass die Wissenschaftlerin in Wahrheit verwirrt und sogar gelangweilt war, berichtet die Journalistin.

Von Hilfe für Autisten zu Firmeninteresse
Helfen sollte die Entwicklung, die vor Jahren von Rana el Kaliouby an der britischen Cambridge-Universität begonnen wurde, ursprünglich Autisten, die Gefühle anderer besonders schwer einschätzen können. Mittlerweile interessieren sich aber auch große Firmen für die Möglichkeit, ihren Mitarbeitern beim Erkennen von Emotionen unter die Arme zu greifen. Picard und el Kaliouby haben daher eine Firma namens Affectiva gegründet, über die Software zur Emotionserkennung vertrieben wird. Die Forschung daran geht jedoch weiter, um immer subtilere Gefühlsregungen aufschlüsseln zu können.

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