Mit Auto gegen Lkw

‘Duell auf A10’ – Ex-Landeschef von Sachsen vor Gericht

Salzburg
12.07.2011 17:14
Ohne konkretes Ergebnis ist der Prozess um ein "Duell" auf der Tauernautobahn (A10) bei Kuchl (Tennengau) am Dienstag ausgegangen – sowohl der ehemalige Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Gerd Gies (CDU), als auch ein Lkw-Fahrer beteuerten am Landesgericht Salzburg erneut ihre Unschuld. Vorgeworfen wird beiden allerdings, sich am 10. Dezember 2009 durch Schneiden der Fahrlinie "bekriegt" zu haben, weswegen es eine Anklage wegen Nötigung und Gefährdung der körperlichen Sicherheit setzte. Die Verhandlung wurde auf 25. August vertagt, bis dahin soll ein Zeit-Weg-Diagramm erstellt werden.

Der 71-jährige Lastwagenfahrer aus dem Pongau soll das "Duell" in dem Baustellenbereich ausgelöst haben. Er habe den 67-jährigen Ex-Politiker, der den Sattelzug überholte, "durch Schneiden der Fahrlinie zum Abbremsen und Auslenken genötigt", heißt es im Strafantrag der Staatsanwaltschaft. "Der Lkw kam auf die linke Fahrbahnseite und hat ihn abgedrängt. Es gab einen Tuscher, der rechte Seitenspiegel des roten Audis von Gies wurde dabei eingeklappt", schilderte Franz Essl, Rechtsanwalt des Deutschen.

"So geärgert", dass Gies Anzeige erstattete
Sein Mandant habe sich nach dem Überholvorgang auf der rechten Fahrspur eingereiht und dem Pongauer ein Zeichen gegeben, anzuhalten. Sie seien auch kurz stehengeblieben. Weil einige Autofahrer hupten, hätten sie vereinbart, bei der Raststätte in Golling einen Stopp einzulegen. Doch laut Gies fuhr der Lkw vorbei. "Das hat ihn so geärgert, dass er Anzeige erstattete", erklärte Essl.

Der Lastwagenfahrer drehte den Spieß allerdings um: Gies hätte ein aggressives Fahrverhalten an den Tag gelegt und ihn geschnitten - was ihn zu einer Notbremsung veranlasst habe. Dieser Vorwurf steht auch im Strafantrag der Staatsanwaltschaft gegen Gies. Dass sie dann auf der Autobahn kurz angehalten und vereinbart hätten, bei der nächsten Raststation stehen zu bleiben, stimme zwar, sagte der Lkw-Lenker vor Gericht. Aber Gies sei vorbeigefahren, und er, der Lastwagenfahrer, sei stehengeblieben.

Gutachten muss noch ergänzt werden
Ein kraftfahrzeugtechnisches Gutachten sollte am Dienstag Licht ins Dunkel bringen. Der Gerichtssachverständige Jörg Landertshammer nahm dafür eine fotogrammetrische Auswertung der Tachographenscheibe des Lastwagens vor. Mit dem Ergebnis, dass der Lkw zweimal anhielt: einmal zwei Minuten, einmal sechseinhalb Minuten lang. Aus der Auswertung ist aber nicht erkennbar, wo genau der Pongauer stehen geblieben ist. Deshalb muss noch ein Zeit-Weg-Diagramm erstellt werden.

Der Verteidiger von Gies ortete Widersprüchlichkeiten: "Der Lkw-Lenker gab an, er habe bei der Raststation 15 Minuten gewartet. Das ist zeitlich aber nicht dokumentiert. Und er sagte, Gies sei mit einem weißen Porsche unterwegs gewesen. Er fuhr aber einen roten Audi, das hat auch die Lebensgefährtin von Gies, die mit ihm im Auto saß, bezeugt. Mein Mandant ist ein rechtstreuer Bürger, er hat ein hohes natürliches Rechtsempfinden, deshalb hat er auch den Sachverhalt angezeigt." Einzelrichterin Anna-Sophie Geisselhofer will nun die Freundin des Ex-Politikers noch einmal für den 25. August in den Zeugenstand laden.

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