Fall Julia Kührer

Enthafteter hofft auf Klärung: “Damit ich Ruhe habe”

Österreich
04.07.2011 17:17
Der am Sonntag im Kriminalfall Julia Kührer enthaftete 50-jährige Wiener Michael K. hofft darauf, dass der Fall bald geklärt wird - "damit ich meine Ruhe habe". Es gehe ihm nicht gut, so der Mann, der weiter seine Unschuld beteuert, am Montag. Sein einziger Fehler sei gewesen, dass er sein Haustor nicht abgesperrt habe.

"Mein einziger Fehler, den ich begangen habe, ist, dass ich mein Haustor - das Eingangstor zum Grundstück - nicht abgesperrt habe. Jeder, der dort wohnt und vorbeigekommen ist, konnte hinein. Jeder hatte Zutritt", sagte Michael K. nach seiner Enthaftung gegenüber dem ORF. Er argumentierte auch gegenüber der Exekutive, dass die Leiche des Mädchens auf dem Grundstück in Dietmannsdorf in der niederösterreichischen Gemeinde Zellerndorf im Bezirk Hollabrunn abgelegt worden sei.

Veränderungen habe er am Grundstück keine bemerkt. "Der Verschlag war immer dort, weil ich einen Hund hatte und weil ich nicht wollte, dass er in den Keller hinuntergeht. Vor einiger Zeit war die Landesregierung bei mir. Es wurde gesagt, dass der Weinkeller einsturzgefährdet ist und dass er geschlossen werden sollte."

"War nicht so, dass wir telefoniert hätten"
Julia Kührer habe er von der Videothek aus gekannt, so der Wiener weiter. Vielleicht zwei- oder dreimal sei sie mit ihrem Freund im Geschäft gewesen. "Es war aber nicht so, dass wir telefoniert, SMS geschrieben, uns getroffen hätten oder auf einen Kaffee gegangen sind."

Auf die Frage, warum er seine Videothek einige Zeit nach dem Verschwinden des Mädchens geschlossen habe, antwortete der Mann, dass er keine Einnahmen mehr gehabt habe und ihm der Strom abgedreht worden sei. "Ich konnte die Miete nicht mehr zahlen." Der 50-Jährige habe die Geschäftsaufgabe mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten erklären können, hatte auch BK-Ermittlungsleiter Ernst Geiger bereits am Freitagabend angemerkt.

K. will "viele Feinde" gehabt haben

Der Verdächtige war bis Samstagabend im Landeskriminalamt in St. Pölten einvernommen worden. Danach hatte Helmut Greiner, Sprecher des Bundeskriminalamtes, erklärt, der 50-Jährige habe bei seiner Einvernahme angegeben, "viele Feinde" gehabt zu haben. Michael K. sei stets dabei geblieben, mit einem Verbrechen an dem Mädchen nichts zu tun zu haben, so Greiner.

Ermittler im Mai 2010 "ohne Hund" in Dietmannsdorf
Das BK bestätigte am Montagnachmittag, dass im Zuge der Erhebungen drei Ermittler bereits im Mai 2010 in Anwesenheit von Michael K. auf dem Anwesen in Dietmannsdorf gewesen seien. Die Beamten seien allerdings "ohne Hund und ohne technische Geräte" gekommen. Wie aus dem mehr als 60 Ordnern umfassenden Akt im Fall Kührer hervorgehe, sei nur einer von insgesamt 254 Hinweise aus der Bevölkerung auf K. gerichtet gewesen. K. sei - wie Geiger bereits am Freitag mitgeteilt hatte - "als Zeuge und Auskunftsperson insgesamt viermal befragt" worden. Er habe damals auf die örtlichen Jugendlichen aus dem Freundeskreis von Julia Kührer als mögliche Tatbeteiligte verwiesen.

Zahlreiche offene Fragen im Fall Kührer

Die Ermittlungen stehen nun wieder am Anfang. Denn auch nach der Auffindung des Skeletts der seit 27. Juni 2006 vermisst gewesenen Julia Kührer und der Festnahme bzw. der darauffolgenden Enthaftung von K. gibt es in dem Kriminalfall noch zahlreiche offene Fragen: So stehen etwa der Zeitpunkt und der Ort der Tat, die Todesursache sowie ein Motiv noch nicht fest.

Laut Friedrich Köhl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Korneuburg, warte man derzeit auf das gerichtsmedizinische Gutachten der Untersuchung der sterblichen Überreste des Mädchens. DNA-Spuren am Auffindungsort des Skeletts, wo es auch Brandspuren gibt, würden ebenfalls untersucht. "Wir sichern derzeit rund um den Fundort jede nur kleinste Spur, die auf einen möglichen Täter schließen lässt. Die Polizei hat jedenfalls einen langen Atem", versicherte Oberst Greiner. Das Ergebnis werde bis Ende der Woche erwartet. Die Kriminalisten gehen jedenfalls von einem Verbrechen aus.

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