Fall Julia Kührer

U-Haft abgelehnt: Verdächtiger wieder auf freiem Fuß

Niederösterreich
04.07.2011 12:20
Nach der überraschenden Enthaftung des Verdächtigen im Fall Julia Kührer stehen die Ermittlungen nun wieder am Anfang. Michael K. (50) aus Wien, der am Freitag verhaftet worden war, wurde am Sonntagnachmittag vom zuständigen Haftrichter freigelassen. Dieser hatte "das Vorliegen eines dringenden Tatverdachtes verneint und den Antrag auf Haftverhängung abgewiesen", so die Staatsanwaltschaft Korneuburg. Auch Hinweise auf die Todesursache - die gerichtsmedizinische Untersuchung läuft -, das Tatmotiv bzw. den Tatzeitpunkt gibt es noch nicht.

Die Staatsanwaltschaft hatte Sonntag früh die Überstellung von Michael K. vom Landeskriminalamt in St. Pölten in die Justizanstalt Korneuburg angeordnet. Gleichzeitig sei beim Landesgericht Korneuburg die Verhängung der U-Haft beantragt worden, weil Mordverdacht bestehe, sagte Friedrich Köhl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Korneuburg, am Sonntagvormittag. Dazu lägen Flucht- und Verdunkelungsgefahr vor - Letztere, weil Mittäter nicht ausgeschlossen werden könnten.

"Keine völlige Verdachtsentkräftung"
Für den zuständigen Korneuburger Haftrichter waren die Indizien jedoch nicht ausreichend, um weiter von einem dringenden Tatverdacht in Richtung Freiheitsentziehung auszugehen. Köhl sagte am Montag, dass die Enthaftung des 50-Jährigen nicht kommentiert werde. Es handle sich um eine Entscheidung eines Richters, die zu akzeptieren sei. Die "Verneinung eines dringenden Tatverdachts" sei jedoch "keine völlige Verdachtsentkräftung", so Köhl.

Die schriftliche Ausfertigung des zunächst nur mündlichen Gerichtsbeschlusses müsse noch am Montag erfolgen, so die Anklagebehörde, der binnen 14 Tagen das Rechtsmittel der Beschwerde an das Oberlandesgericht Wien zustehe. Ob Beschwerde erhoben werde, "wird nach Zustellung der schriftlichen Beschlussausfertigung an die Staatsanwaltschaft entschieden werden", teilte Köhl mit.

Zur weiteren polizeilichen Arbeit merkte der Sprecher der Staatsanwaltschaft an, dass die intensive Untersuchung des Wohnhauses in Dietmannsdorf in der Gemeinde Zellerndorf im niederösterreichichen Bezirk Hollabrunn am Montag weiter im Gange sei. Bisher habe man sich auf ein Erdgewölbe auf dem Grundstück konzentriert, wo zuvor Knochenreste und daraufhin das vollständige Skelett von Julia Kührer gefunden worden waren.

Michael K. gab an, "viele Feinde" gehabt zu haben
Laut Helmut Greiner, Sprecher des Bundeskriminalamtes, laufe die Polizeiarbeit auf Hochtouren weiter. Zur Enthaftung des 50-Jährigen wollte er nichts sagen. Dass es in dem Kriminalfall rund um das fünf Jahre vermisst gewesene Mädchen aus Pulkau im Bezirk Hollabrunn weitere Hausdurchsuchungen gegeben habe, wurde von Greiner nicht bestätigt. Es habe sich - wie vorgesehen - um "Ermittlungen im näheren und weiteren Umfeld" des verdächtigen 50-Jährigen gehandelt. Weitere Festnahme habe es keine gegeben.

Der Verdächtige Michael K. war bis Samstagabend im Landeskriminalamt in St. Pölten einvernommen worden. Danach hatte Greiner erklärt, der 50-Jährige habe bei seiner Einvernahme angegeben, "viele Feinde" gehabt zu haben. So argumentierte der frühere Betreiber einer von Jugendlichen offenbar stark frequentierten Videothek in Pulkau, dass die Leiche des Mädchens auf dem Grundstück in Dietmannsdorf abgelegt worden sei. Michael K. sei stets dabei geblieben, mit einem Verbrechen an dem Mädchen nichts zu tun zu haben, so Greiner.

Zahlreiche offene Fragen im Fall Kührer
Die Ermittlungen stehen nun wieder am Anfang. Denn auch nach der Auffindung des Skeletts der seit 27. Juni 2006 vermisst gewesenen Julia Kührer und der Festnahme bzw. der darauffolgenden Enthaftung von Michael K. gibt es in dem Kriminalfall noch zahlreiche offene Fragen: So stehen etwa der Zeitpunkt und der Ort der Tat, die Todesursache sowie ein Motiv noch nicht fest. Laut Köhl wartet man derzeit auf das gerichtsmedizinische Gutachten der Untersuchung der sterblichen Überreste des Mädchens. DNA-Spuren am Auffindungsort des Skeletts, wo es auch Brandspuren gibt, würden ebenfalls untersucht. Die Kriminalisten gehen jedenfalls von einem Verbrechen aus.

Gedenk- und Kondolenzbuch auf Facebook-Seite
Indes wurde im sozialen Netzwerk Facebook unter dem Titel "Im Gedenken Julia Kührer" eine Seite eröffnet, die an das Mädchen erinnern soll. Die Seite sei "den Eltern, der Familie, den Freundinnen und Freunden von Julia Kührer zu Verfügung gestellt, als Gedenk- und Kondolenzbuch". Viele Menschen posten Nachrichten auf der "Im Gedenken"-Pinnwand und bekunden ihre Anteilnahme.

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