100 Stunden lang

Tibet-Aktivisten im Hungerstreik vor Linzer Kirche

Oberösterreich
28.06.2011 13:44
Mit einem 100 Stunden dauernden Hungerstreik wollen zwei Exil-Tibeter und ein österreichischer Student vor der Martin-Luther-Kirche in Linz auf die Zustände in Tibet aufmerksam machen. Sie appellieren an Österreich, die EU sowie die UNO, aktiv zu werden.

Tseten Zöchbauer, Gründerin der Vereine "Save Tibet" und "Tibeter Gemeinschaft Österreich", schilderte am Dienstag zahlreiche Übergriffe der chinesischen Armee auf Tibeter. "Seit den Olympischen Spielen geht es den Menschen ganz schlecht", berichtete Zöchbauer. Nachdem bei einem Aufstand 2008 zwei Chinesen getötet worden seien, habe China ganze Familien festgenommen. Einige Menschen seien wieder aufgetaucht, übel zugerichtet und zum Sterben nach Hause geschickt.

Im April dieses Jahres protestierten Mönche im Kloster Kirti gegen diese Zustände, indem sie in Hungerstreik traten. Ein sehr junger Mönch verbrannte sich selbst. Als die übrigen drohten nacheinander diesem Beispiel zu folgen, bis sie die nötige Aufmerksamkeit in der Welt bekommen würden, seien die Chinesen nervös geworden, schilderte Zöchbauer. Sie hätten versucht, die Mönche umzuerziehen.

Als dann versucht wurde, die Geistlichen abzutransportieren, hätten Demonstranten die Busse aufgehalten, wurden aber mit Knüppeln und Hunden bekämpft. Zwei Tibeter starben, vier wurden lebensgefährlich verletzt, so Zöchbauer. Von den verhafteten Mönchen seien bisher sechs zurückgekehrt. "Sie wurden gefoltert." Man könne sie nicht einmal befragen, so schlecht sei ihr Zustand. Von den übrigen fehle jede Spur.

Immer wieder Menschen verschwunden
Seit den Ereignissen im Kloster Kirti seien immer wieder Menschen verschwunden. Mittlerweile erfahre sie fast jede Woche von solchen Vorfällen, erklärte Zöchbauer. Derzeit seien die Grenzen zu Tibet überhaupt dichtgemacht worden, kurz vor dem 76. Geburtstag des Dalai Lama am 6. Juli herrscht Hochspannung. Deshalb wollen die Exil-Tibeter - in Oberösterreich sind es etwa 50, bundesweit 300 bis 350 - die politische Freiheit in Österreich nutzen, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Sie tun das mit einem Hungerstreik, der am Montagabend begonnen wurde.

Unterschriften werden gesammelt
Karma Tashi lebt seit zwei Jahren in Österreich, er bekam hier Asyl und hat eine Familie in Linz. Er will 100 Stunden weder essen noch reden. Das ursprüngliche Vorhaben, auch auf Trinken zu verzichten, wurde von der Polizei nicht genehmigt. Dem Hungern wollen sich Zöchbauer und der österreichische Tibetologie-Student Lukas Aigmüller anschließen. Sie werden aber nicht schweigen, sondern über die Situation informieren.

Beim Zelt der Hungerstreikenden kann man eine Petition unterschreiben. Darin wird gefordert, dass sich die österreichische Regierung, die EU und die UNO "ernsthaft" nach dem Verbleib der Mönche von Kirti und der übrigen verschwunden Tibeter erkundigen. Außerdem sollen sie darauf einwirken, dass China mit den Folterungen aufhört. Die Unterschriftenliste wollen die Aktivisten dann dem Linzer Vizebürgermeister Klaus Luger überreichen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele