Arena in Girlie-Hand

Teenie-Party mit Sum 41 und My Chemical Romance

Musik
28.06.2011 09:01
Gut, dass die Schularbeiten schon geschrieben und die Ferien in greifbarer Nähe sind - anderenfalls hätten Tausende Teenies am Montagabend von ihren Eltern wohl kaum so lange Ausgang bekommen, um sich in der Wiener Arena die fulminanten Open-Air-Shows von Sum 41 und My Chemical Romance reinzuziehen. Und die pubertierenden Girlies hatten angesichts der Top-Performances auf der Bühne tatsächlich allen Grund, den Event in eine rauschende Schulschluss-Party mit fast dreistündigem Dauergekreische zu verwandeln.
(Bild: kmm)

Sänger Gerard Way verkörpert im Prinzip genau das, wofür seine Band My Chemical Romance steht: Unberechenbarkeit. Kaum hat man sich an straighte Rock-Rhythmen mit hohem "Headbanging-Faktor" gewöhnt, schraubt einem das schrille Quintett aus New Jersey schon amorph aneinandergereihte Synthesizer-Sounds in die Gehörgänge. Kaum lässt Keyboarder James Dewees Hoffnung auf Balladenartiges aufkeimen, würgt Lead-Gitarrist Ray Toro die leicht verdaulichen Piano-Klänge schon mit einem furiosen Blues-Solo ab.

Mit den Launen von Frontman Gerard ist es nicht viel anders. Da kommt es schon einmal vor, dass er sich mitten im Lied völlig un- bzw. total übermotiviert auf den Boden schmeißt und, sich ebendort wälzend, weitersingt, oder mit dem Rücken zum Publikum erklärt, wie "magic" Wien doch nicht für ihn sei. Sein Glück, dass Rock-Sänger nicht mit Haltungsnoten beurteilt werden – denn die Bewegungen des Herrn Way wirken oft unrund, geradezu tapsig.

Fans in Ekstase
Dafür ist seine Stimme offenbar gegen jegliche Vibrationen immun, trifft Gerard trotz unorthodoxer Turnübungen fast jeden Ton. So auch beim Opener "Na na na" aus dem aktuellen Album "Danger Days". Sofort stehen die großteils weiblichen Fans unter Strom, hüpfen zur Musik ekstatisch auf und ab und himmeln Frontman Gerard, dessen knallrote Haarpracht die laue Sommernacht aufhellte, bedingungslos an. Egal ob bei dem nach einem russischen Volkslied klingenden "Mama", den Party-Knüllern "Planetary" und "Teenagers" oder bei der Ballade "Cancer", bei der Gerards saubere Stimme erst so richtig zur Geltung kommt und ausnahmsweise wohl auch die nicht anwesenden Eltern der Teenager verzaubert hätte – die Band hat ihr Publikum stets unter Kontrolle und bewegt es ständig zu berechtigten Jubelstürmen.

Bei "House of Wolves" lässt dann Drummer-Krösus Michael Pedicon sein ganzes Können aufblitzen. Wahnsinn, mit welch atemberaubendem Tempo der gute Mann seine Sticks über die wehrlosen Toms jagt. Gerard verspricht nach drei Zugaben und einer Spieldauer von ziemlich genau 90 Minuten: "We'll come back whenever you want." Das ohrenbetäubende Gejohle als spontane Reaktion der Fans auf die vollmundige Ankündigung ihres Idols versteht sich von selbst.

Sum 41 als geniale Stimmungsmacher
Dabei hatten Sum 41 ihren Kumpels von My Chemical Romance die Latte davor sehr hoch gelegt und ihren Job als Stimmungsmacher in überwältigender Manier ausgeführt. Und das obwohl die Band Gerüchten zufolge die Nacht davor nach allen Regeln der Kunst durchzecht hatte.

Und die Indizien auf die Wahrhaftigkeit dieser Gerüchte verdichteten sich auf der Bühne. Frontman Deryck Whibley taumelte zeitweise recht planlos auf der Bühne herum, hatte sogar Schwierigkeiten, seine verschwollenen Augen offenzuhalten. Doch immer wenn es darum ging, der Meute mit den Sum-41-typischen Klängen einzuheizen, war er – ebenso wie seine drei Mitstreiter – voll da! Besonders die Heavy-Metal-Einlage in der Mitte des Sets erfreute sich großer Beliebtheit. Mit dem Hit "Still Waiting" als letzten Song setzten die Jungs einen würdigen Schlusspunkt! "Selten habe ich für 26 Euro so viel geboten bekommen wie heute", jauchzte nach den beiden Konzerten ein geradezu enthusiasmierter Besucher. Der war übrigens kein pubertierender Teenager.

Fotos: Andreas Graf

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