Juristischer Konter

Köllerer will sich mit “Einstweiliger” vor Sperre retten

Oberösterreich
06.06.2011 11:50
Österreichs "Enfant terrible" des Tennis, Daniel Köllerer, hat am Montag eine einstweilige Verfügung hinsichtlich des gegen ihn vom ÖTV verhängten Spielverbots beantragt. Der 27-jährige Heißläufer war am 31. Mai von der Tennis Integrity Unit wegen angeblicher Manipulation dreier Matches lebenslang gesperrt und zu einer Geldstrafe von rund 70.000 Euro verdonnert worden. Der ÖTV belegte den Welser einen Tag später bis auf Weiteres für alle nationalen Bewerbe mit einem Spielverbot.

"Der Fall ist noch nicht abgeschlossen, und es ist einfach aus einer Willkür heraus passiert. Es gibt keine rechtskräftige Verurteilung", erinnerte Köllerers Manager, Manfred Nareyka, an die Berufungsfrist von 20 Werktagen gegen das TIU-Urteil. "Es geht da auch um Geld, und für Daniel zählt jede Partie in der Bundesliga." Eine diesbezügliche Entscheidung wird noch für Montag erwartet, da Köllerer im Falle einer für ihn positiven Erledigung schon am Dienstag spielen könnte.

"Eine Frechheit, was da passiert"
Auf internationaler Ebene prüfen derzeit zwei Anwaltskanzleien - eine in England, eine in Wien - die Sachlage und werden auch eine Kostenschätzung liefern. Nareyka ist sich sicher, dass sein Schützling mit einer Berufung durchkommt, sofern er sich den Rechtsweg leisten kann. "Wir haben mehrere Juristen angerufen, und die haben gesagt, wie sie es den Medien entnommen haben, ist es eine Frechheit, was da passiert."

Selbst der Richter war sich bei dem Hearing Ende April in London laut Nareyka nicht hundertprozentig sicher, ob die Anschuldigungen gegen Köllerer gerechtfertigt sind. "Sie eliminieren ihn komplett in seiner Existenz, obwohl kein Beweis da ist. Der Richter hat sogar in seinem Urteil gesagt, in einem Strafrechtsprozess wäre die Beweislast zu wenig und er würde freigesprochen werden", so der Manager des Oberösterreichers. Weder in Telefonaufzeichnungen noch in Kontenbewegungen konnte Köllerer ein Vergehen nachgewiesen werden. Die Verurteilung stützte sich auf Aussagen von Spielern. "Und es hat keiner der Spieler behauptet, dass Köllerer Geld angeboten hat." Hinzu komme, dass keiner der Spieler von selbst auf den Internationalen Tennisverband zugegangen sei.

In der seit 2009 von Spielern zu unterzeichnenden Anti-Korruptionserklärung sei aber jeder Spieler verpflichtet, sollte er ein Angebot von jemanden bekommen oder etwas davon hören, dies unmittelbar zu melden. Sauer stößt Nareyka auch auf, dass einer der Spieler, Wayne Odesnik, für eine Aussage eine Verminderung seiner eigenen Sperre um ein Jahr erhalten hat. Der Richter habe seine Entscheidung aufgrund der "überwiegenden Wahrscheinlichkeit" zuungunsten Köllerers gefällt. Dies genügt laut den Verfahrensregeln der ITF für einen Schuldspruch.

"Schadet dem österreichischen Tennissport"
In Österreich ging es dem ÖTV freilich auch um mögliche Schwierigkeiten in der Bundesliga. "Der ÖTV ist Mitglied der ITF und ist den Entscheidungen der TIU verpflichtet", lautete am Montag die Stellungnahme von Constanze Emesz, die als Vertreterin für Rechtsfragen als ÖTV-Vizepräsidentin die einstimmige Präsidiums-Entscheidung einer nationalen Sperre mitgetragen hat. "Außerdem ist das Ansehen des österreichischen Tennissports durch so eine Entscheidung massiv beschädigt, und die Teilnahme eines solchen, wenn auch nur verdächtigten Spielers schadet dem österreichischen Tennissport."

Für die Anwältin hätte es "eventuell große Probleme mit Neuaustragung, späterer Annullierung sowie Schaden für die Bundesliga und Herrn Köllerer geben können". Zudem hätte man nicht überprüfen können, ob es Wettspiele auf diese Bundesliga gegeben hätte. Im Raum stand auch, dass Bundesliga-Mannschaften unter Protest gegen Köllerers Klub Klagenfurt angetreten wären.

Nareyka bleibt bei seiner Ansicht. "Kein Gesetz in Europa würde aufgrund einer Wahrscheinlichkeit einem Menschen seine Existenz rauben. Beim Doping gibt es eine A-Probe und B-Probe. Ich versuche objektiv zu sein, aber was da abgeht... Daniel verliert alles, vom Auto rede ich nicht, man muss sehen, ob er sein Haus halten kann."

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