Chinesen interessiert

Lenovo will Hofer-Lieferant Medion übernehmen

Elektronik
01.06.2011 09:21
Der bekannte deutsche Elektronikhersteller Medion soll chinesisch werden: Der Computerproduzent Lenovo will für das Unternehmen rund 629 Millionen Euro zahlen. Medion ist vor allem für seine bei Hofer vertriebenen Computer, Kameras oder Navigationsgeräte bekannt.

Lenovo bietet den Medion-Aktionären 13 Euro je Aktie in bar, wie die Chinesen am Mittwoch in Düsseldorf mitteilen. Das sind etwa 18 Prozent mehr, als die Aktie am Dienstagabend wert war. Der Computerhersteller hatte vor einigen Jahren bereits die PC-Sparte des US-Konzerns IBM erworben und will Medion am liebsten komplett übernehmen - mindestens sollen es aber 51 Prozent des Grundkapitals sein.

Auf dem Weg zur angestrebten Medion-Mehrheitsübernahme hat Lenovo bereits einen großen Schritt gemacht: Der Unternehmensgründer, Mehrheitseigentümer und Vorstandschef Gerd Brachmann nahm das Angebot zu großen Teilen bereits an - er wird laut der Mitteilung knapp 17,75 Millionen Aktien für rund 230,7 Millionen Euro an die Chinesen abgeben. Brachmann erhält 80 Prozent davon in bar und 20 Prozent in Form von Lenovo-Aktien.

"Offensiver Schachzug" Lenovos
Lenovo-Chef Yang Yuanqinq bezeichnete die Offerte als "weiteren offensiven Schachzug" des Konzerns. Mit der Übernahme werde Lenovo sein Kerngeschäft - den Verkauf von PCs - um neue Geschäftssparten erweitern, die wesentlich für weiteres Wachstum seien. Mit der Übernahme erreicht Lenovo den Angaben nach einen Anteil von 7,5 Prozent am europäischen PC-Markt.

Lenovo seit Jahren auf Einkaufstour im Ausland
Der 1984 gegründete und inzwischen weltweit viertgrößte PC-Hersteller Lenovo hat Erfahrung mit Auslandsübernahmen. Bereits 2005 schlug Lenovo spektakulär zu und übernahm die PC-Sparte des amerikanischen IT-Konzerns IBM für 1,75 Milliarden Dollar (1,217 Milliarden Euro). Dies war die erste größere Übernahme eines chinesischen Unternehmens in den Vereinigten Staaten. Lenovo will zudem bei der PC-Produktion künftig mit dem japanischen Konzern NEC zusammenarbeiten. Bei seiner Expansion hat Lenovo mächtige Rückendeckung: Hinter dem Konzern steht mit Legend ein vom Staat kontrollierter Großaktionär.

Das Unternehmen hatte in der vergangenen Woche eine glänzende Jahresbilanz vorgelegt. Im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr 2010/ 2011 verbuchte der Konzern einen Umsatzzuwachs von 30 Prozent auf mehr als 21 Milliarden Dollar. Den Jahresgewinn konnte Lenovo den Angaben zufolge auf 273 Millionen Dollar mehr als verdoppeln.

Medion: Vielfältige Produktpalette, aber Finanzprobleme
Medion produziert neben PCs, Notebooks und Druckern auch Fernseher, Flach- und Plasmabildschirme, DVD-Player, Telefone, Faxe und Anrufbeantworter. Das Geschäftsmodell zielt darauf ab, Kunden ein funktionales und qualitativ hochwertiges Produkt zu niedrigen Preisen zu bieten.

Das Unternehmen mit Hauptsitz in Essen hat sich vor allem um die Jahrtausendwende durch billige Computer für die Handelskette Aldi in Deutschland, zu der auch Hofer in Österreich gehört, einen Namen gemacht. Nach wie vor ist der Discounter einer der wichtigsten Kunden von Medion. Das 1983 gegründete und 1998 an die Börse gebrachte Unternehmen schlitterte Mitte des vergangenen Jahrzehnts - unter anderem wegen der hohen Abhängigkeit von Aldi - in eine Krise, von der es sich nur langsam erholt.

2010 setzte Medion 1,64 Milliarden Euro um und verdiente vor Zinsen und Steuern 28,1 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2003 hatte der Erlös noch knapp drei Milliarden Euro betragen, der Gewinn vor Zinsen und Steuern lag bei 179,9 Millionen Euro. Medion beschäftigte zuletzt etwas mehr als 1.000 Mitarbeiter.

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