Sündenböcke?

Bundesforste machen Gaisberg zur “Gamsfreizone”

Salzburg
18.05.2011 08:24
Maximal zwölf Gämsen haben am Gaisberg ihr Revier. Sie alle können seit 15. Mai abgeschossen werden, die Bundesforste haben das beantragt. Naturschützer und selbst die Jägerschaft ist empört: Die Gämsen sollen als Sündenbock für die Probleme bei der Wiederaufforstung herhalten. Nach der geplanten 380 kV-Leitung ist das ein erneuter Anschlag auf das Naherholungsgebiet.

"Es sind maximal zwölf Stück Gämsen, Kitz und Böcke schon eingeschlossen", sagt Jagdleiter Johann Siller: "Und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie den Gaisberg kahl fressen." Doch seit 15. Mai, ein Monat früher als geplant, sind alle Gämsen zum Abschuss frei gegeben.

Auch Vizebürgermeister verwundert
Seitens der Stadt hat Gerald Schlager einem diesbezüglichen Antrag der Bundesforste am 26. April 2011 stattgegeben. "Seltsam", findet auch sein Ressortchef Vizebürgermeister Harald Preuner (VP): "Am Kapuzinerberg hüten wie die Tiere wie unseren Augapfel und am Gaisberg können alle abgeschossen werden?"

Stadt will Tannen pflanzen
Die Jäger aus Koppl und Aigen sind jedenfalls vehement gegen den Totalabschuss aller Gämsen. Johann Siller: "Die Gämsen sollen offenbar als Sündenböcke für die völlig verfehlte Wiederaufforstung herhalten." Denn die Stadt plant, so Siller, Tannen zu pflanzen: "Bei 15 Zentimeter Humus am Gaisberg ein völliger Schwachsinn." Er ist für den Plan von Landesrat Sepp Eisl (VP): "Am vernünftigsten wäre es, dort oben der Natur einfach freien Lauf zu lassen."

Und natürlich auch den Gämsen: "Vergangene Woche wurde von den Bundesforste-Jägern offenbar eine führende Gams erlegt. Einige Tage darauf wurde von Spaziergängern ein völlig erschöpftes Kitz am Rundweg gefunden. Es ist leider in der Zwischenzeit verendet."

Gaisberg soll "Gamsfreizone" werden
Bereits seit 1994 versuchen die Bundesforste, unterstützt von einigen Stadt-Beamten, den Gaisberg zur "Gamsfreizone" zu machen. Jäger Johann Siller: "Die Stadt hat deshalb in der Vergangenheit sogar eigenmächtig Abschusspläne geändert und sie wurde dafür vom Verwaltungsgerichtshof verurteilt." Nicht nur die Jägerschaft und die "Gaisbergler", auch viele Umweltschützer zeigen sich empört.

Wolfgang Weber, Kronen Zeitung

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