Lenker angeklagt

14-jähriger Wiener bei Unfall in Strobl getötet: Prozess

Salzburg
16.05.2011 14:25
Wegen eines tödlich verlaufenen Verkehrsunfalls in Strobl (Flachgau) hat sich ein 37-Jähriger am Montag am Landesgericht Salzburg vor einer Einzelrichterin verantworten müssen. Der Autofahrer aus dem Flachgau hatte am 27. November 2009 gegen 22 Uhr zwei Fußgänger aus Wien im Alter von 13 und 14 Jahren angefahren, als diese die St.-Wolfganger-Landesstraße überqueren wollten. Der 14-Jährige war auf der Stelle tot, sein Cousin wurde schwer verletzt. Am frühen Montagnachmittag wurde der Prozess vertagt.

Der Landwirt soll laut Strafantrag vor dem Unfall mindestens fünf halbe Bier getrunken haben, was der Beschuldigte vehement bestritt. Staatsanwalt Andreas Winkler lastete dem gebürtigen Oberösterreicher fahrlässige Tötung und fahrlässige, schwere Körperverletzung unter besonders gefährlichen Verhältnissen an. Man habe den Alkoholisierungsgrad allerdings nicht genau feststellen können, "weil er fluchtartig den Unfallort verlassen und sich zwei Tage versteckt gehalten hat. Aufgrund von Zeugenaussagen ist sich die Staatsanwaltschaft sicher, dass er zur Tatzeit alkoholisiert war", betonte Winkler. Zudem sei der Mann trotz schlechter Sicht mit 80 bis 86 km/h unterwegs gewesen und habe auch nur das Abblendlicht eingeschalten.

Verteidiger: "Er war nicht alkoholisiert"
Für Verteidiger Hans-Peter Neher lagen keine besonders gefährlichen Verhältnisse vor: "Er war nicht alkoholisiert, es war eine normale Dunkelheit und keine schlechte Sicht." Sein Mandant habe am frühen Nachmittag im Bahnhofsbuffet eine Halbe Bier getrunken, und dann zwischen 19 Uhr und 20 Uhr höchstens zwei weitere Halbe Bier. Es habe "keine für das Strafverfahren relevante Alkoholisierung" bestanden.

Der Angeklagte untermauerte diese Version, obwohl Richterin Karoline Edtstadler ihm mehrmals vorhielt, dass er sich laut Angaben von Zeugen am Abend länger in dem Stüberl aufgehalten und auch mehr Bier getrunken habe. Er schilderte noch, dass er sich nach Hause fahren gelassen hatte und dann kurz vor 22 Uhr zu Fuß zu dem Buffet marschiert war, um seinen Wagen zu holen. Auf der Heimfahrt sah er dann von links etwas herüberlaufen. "Ich dachte zuerst, es ist ein Reh. Im letzten Moment erkannte ich, dass es ein Mensch ist. Dann hat es eh schon getuscht. Ich habe ihn voll erwischt, er blieb auf der Gegenfahrbahn liegen. Es war klar, dass nichts mehr zu machen war. Heute ärgert es mich, dass ich ihn nicht weggezogen habe. Einen zweiten Menschen habe ich nicht gesehen."

"Ich bekam Panik, ich war erledigt"
Warum er davongefahren ist, wollte die Richterin noch wissen. "Es ist ein anderes Auto entgegengekommen. Da schaute ich, dass ich auf die Seite komme. Ich bekam Panik und dachte, da stelle ich das Auto gleich heim. Ich war erledigt", so der 37-Jährige. Ob er vor oder nach der Kollision gebremst hat, konnte er nicht beantworten: "Das geht so grauenhaft schnell. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen." Laut Gutachten war der 14-Jährige schon tot, als ihn das entgegenkommende Fahrzeug eines Oberösterreichers überrollte. Eine Insassin dieses Wagens will noch beobachtet haben, dass der Beschuldigte die Scheinwerfer ausschaltete, davonfuhr und das Licht nach 150 Metern wieder angehen ließ. "Nein, das stimmt überhaupt nicht", entgegnete der Beschuldigte.

Der 13-jährige Cousin des Toten wurde bei dem Unfall in eine Wiese geschleudert und dann von einem Autofahrer gefunden. Die Polizei entdeckte den beschädigten VW Passat später in einer Scheune des Angeklagten. Nach dem Unfall habe er sich zu Hause verkrochen und Alkohol getrunken, schilderte der 37-Jährige am Montag. Er hatte damals den Verkehrsunfall zuerst geleugnet, sich aber zwei Tage später dazu bekannt.

Prozess auf unbestimmte Zeit vertagt
Statt eines für Montagabend erwarteten Urteils gab es am Nachmittag schließlich eine Vertagung auf unbestimmte Zeit. Es werde noch ein medizinisches Sachverständigen-Gutachten zur Frage des Blutalkoholgehaltes des Beschuldigten zum Tatzeitpunkt eingeholt, erläuterte die Mediensprecherin des Landesgerichtes Salzburg, Vizepräsidentin Bettina Maxones-Kurkowski.

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