Grenzübertritt

Libyen-Konflikt greift nun auch auf Tunesien über

Ausland
29.04.2011 19:32
Tunesien wird jetzt immer stärker in den Libyen-Konflikt hineingezogen: Einheiten des libyschen Machthabers Muammar al-Gadafi lieferten sich am Freitag im tunesischen Grenzort Dehiba Gefechte mit dem Militär des Nachbarlandes. Augenzeugen zufolge hätten zunächst Gadafis Truppen Granaten auf Dehiba abgeschossen, wo sich libysche Rebellen verschanzt hätten. Dann rückten einige von ihnen in den Ort vor.

Rund 15 Fahrzeuge seien am Vormittag in die Grenzstadt eingefahren, berichtete ein Korrespondent der tunesischen Nachrichtenagentur TAP. Armee und Grenzschützer hätten vergeblich versucht, sie aufzuhalten.

Es war das erste Mal, dass libysche Bodentruppen die Grenze überquerten. Die Aufständischen haben den Übergang Dehiba inzwischen nach eigenen Angaben allerdings zurückerobert. Militärsprecher Ahmed al-Bani sagte, mehrere Soldaten der Truppen Gadafis hätten sich den Aufständischen ergeben.

Der wichtigste libysch-tunesische Grenzübergang, rund zwei Autostunden weiter nördlich, ist allerdings weiter unter Kontrolle der Gadafi-Truppen. Die Rebellen hatten sich in den vergangenen Tagen aus der westlichen Bergregion Libyens ins Nachbarland Tunesien abgesetzt, nachdem Getreue Gadafis einen Grenzübergang in ihre Gewalt gebracht hatten, der zuvor von den Rebellen eingenommen worden war.

Gadafi-Truppen verlegten Minen in Misrata
Gadafi lässt offenbar keine Möglichkeit aus, um die Rebellen zurückzudrängen und seine Vormachtstellung zurückzugewinnen. Ein NATO-Sprecher erklärte, dass Gadafi-Einheiten Minen am Hafen der Rebellenhochburg Misrata verlegt haben, um Hilfslieferungen in die Stadt zu verhindern. Dies sei ein weiterer Beweis dafür, dass sich Gadafi über internationales Recht hinwegsetze. Allerdings konnte die NATO in letzter Sekunde noch dagegen vorgehen.

Misrata wird seit Wochen von Regierungstruppen belagert, die Lage der Einwohner ist Rebellen zufolge katastrophal. Am Freitag lieferten sich Rebellen und Regierungstruppen erneut schwere Auseinandersetzungen um den Flughafen der Stadt.

Sexuelle Übergriffe auf Zivilisten
Auch sonst ist die Lage in Libyen für die Bürger katastrophal: Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Susan Rice, berichtete Diplomaten zufolge von gezielten sexuellen Übergriffen der Gadafi-Einheiten auf Zivilisten. Rice habe demnach Berichte zitiert, wonach Gadafis Anhängern das Potenzmittel Viagra ausgegeben worden sein soll, um sie zu Vergewaltigungen anzustiften. Bestätigt werden konnten die Angaben allerdings nicht.

Pattsituation erreicht
Nach Wochen mit schnellen Landgewinnen und Rückschlägen aufseiten der Gadafi-Truppen und der Aufständischen ist es zu einer Pattsituation gekommen. Weder Rebellen noch Regierungstruppen können einen entscheidenden Durchbruch erzielen. Die NATO, die mit Luftangriffen Zivilisten schützen soll, beobachtet die Entwicklung mit Unruhe. Die Rebellen fordern ein stärkeres Eingreifen. Kritiker monieren, die Allianz überschreite das UNO-Mandat und wolle Gadafi töten.

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