Hormon-Unterschied

Hündin und Rüde nehmen Umwelt anders wahr

Wissenschaft
29.04.2011 11:48
Hündinnen nehmen ihre Umwelt anders wahr als Hunde. Das zeigt eine Studie am "Clever Dog Lab" des Departments für Kognitionsbiologie der Universität Wien, die nun in der Wissenschaftszeitschrift "Biology Letters" der Royal Society veröffentlicht wurde. In dem Experiment wurde untersucht, wie Weibchen und Männchen auf die überraschende Veränderung der Größe eines Balls reagieren. Die Hündinnen schenkten dem viel mehr Aufmerksamkeit als die Rüden.

Kognitive Geschlechterdifferenzen wurden bereits mehrfach nachgewiesen, etwa bei der räumlichen Orientierung von Nagern und Primaten. Man hat auch Erklärungen dafür. So besetzen bei Nagetieren die Männchen größere Gebiete und brauchen demnach auch eine bessere räumliche Orientierung, die sich wahrscheinlich im Laufe der Evolution durch Selektion ausbildete. Die Wissenschaftler der Uni Wien haben nun erstmals Unterschiede der Geschlechter in der sogenannten physikalischen Kognition bei einem nicht menschlichen Säugetier gezeigt, bei der es um das Verständnis physikalischer Grundregeln geht, etwa dass ein Objekt, wenn es kurz verschwindet, seine Größe nicht verändert.

Experiment zeigt Geschlechterunterschiede
Corsin Müller und seine Kollegen vom "Clever Dog Lab" haben dazu ein Experiment mit 25 männlichen und 25 weiblichen Hunden durchgeführt. Die Tiere mussten mit ihren Besitzern im Labor Platz nehmen, den Menschen wurden die Augen verbunden, um den Versuch nicht durch ihre Blicke beziehungsweise Kopfbewegungen zu beeinflussen. Dann konnten die Tiere beobachten, wie ein Ball dahinrollt, hinter einer Wand verschwindet und dann wieder auftaucht. Bei jedem zweiten Mal erschien nach der Wand allerdings ein Ball mit deutlich anderer Größe.

Die Rüden schauten dem Ball nach der Wand rund 17 Sekunden nach, gleich ob er seine Größe verändert hatte oder nicht. Die Weibchen dagegen beobachteten den Ball nach dem Wiederauftauchen im Schnitt elf Sekunden lang, wenn er gleich groß blieb, schenkten ihm aber 35 Sekunden lang ihre Aufmerksamkeit, wenn er seine Größe verändert hatte.

Nebenprodukt der Geschlechtshormone?
Nach Ansicht Müllers sind grundsätzlich drei Mechanismen für die Erklärung dieses Geschlechterunterschieds vorstellbar. Die eine Möglichkeit wäre Selektionsdruck, was der Wissenschaftler aber bei den Hunden für sehr unwahrscheinlich hält, "weil es dann einen unterschiedlichen Selektionsdruck zwischen Männchen und Weibchen geben müsste, und dafür gibt es keine Hinweise", so Müller. Das Ganze könnte auch mit Erfahrung zu tun haben, ein Mechanismus, der bei Menschen oft genannt wird: So soll etwa unterschiedliches Spielzeug bestimmte Unterschiede zwischen Buben und Mädchen erklären. Auch dafür gebe es bei Hunden jedoch kaum Hinweise.

Als wahrscheinlichste Erklärung geht der Wissenschaftler davon aus, "dass das ganze gar keine Funktion hat, sondern schlicht und einfach ein Nebenprodukt der Geschlechtshormone ist". Diese würden nicht nur die primären Geschlechtsmerkmale ausbilden, sondern auch Einfluss auf die Differenzierung des Gehirns haben. Ein leicht anders aufgebautes Gehirn bei Männchen und Weibchen könne solche Unterschiede in der Wahrnehmung verursachen, ohne dass dies eine Funktion habe.

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