"Krone"-Interview

Sprachrohr der Stimmlosen: ‘Haben keine Lobbyisten’

Steiermark
22.04.2011 16:54
Es ist ein Osterfest voller Wut und Angst für viele Steirer mit Behinderung und ihre Angehörigen. Der Sparkurs des Landes trifft sie mit voller Wucht. Ein Sprachrohr dieser Menschen und Vorkämpfer ist die "Weizer Solidarregion" rund um den Priester Fery Berger. Die "Krone" bat ihn zum Gespräch.

"Krone": Herr Berger, am Mittwoch haben Hunderte Betroffene aus der Oststeiermark vor der Grazer Burg demonstriert. Die Tore blieben verschlossen. Ein aussagekräftiges Symbol?
Fery Berger: Das hat mich wirklich traurig gestimmt. Da nehmen sich viele die Mühe, um nach Graz zu fahren, und dann stehen sie vor verschlossenen Türen. Zwei Querschnittgelähmte haben Voves und Schützenhöfer eingeladen, noch vor dem Budgetlandtag (27. und 28. April, Anm.) mit ihnen zu reden - bisher haben wir leider keine Antwort erhalten.

"Krone": Welche Gefühle dominieren bei den Betroffenen?
Berger: Ein tiefe Verletzung und Angst, wie es weitergehen soll. Mit den Kürzungen werden es viele nicht schaffen. Landesrat Schrittwieser bemüht sich zwar, er spricht aber immer nur von ein paar Notfällen - es sind aber alle betroffen! Bei einigen sind die Folgen katastrophal, gerade im Bereich Familienassistenz.

"Krone": Als Gegenargument wird oft vorgebracht, dass überall gespart werden muss.
Berger: Es ist aber ein grundsätzlicher Fehler, auch in diesem Bereich um 25 Prozent zu sparen. Man kann Ortsumfahrungen und Sportevents nicht gleichstellen mit der Unterstützung unserer Schwächsten. Das ist eine Frage der generellen Wertehaltung in der Gesellschaft: Die Würde der Menschen und die Situation der Schwächsten sollten unsere höchsten Werte sein.

"Krone": Darf also in diesem Bereich gar nicht gespart werden?
Berger: Doch, alle Vereine sagen, dass strukturell, etwa bei den Fahrtkosten, gespart werden kann. Aber Eltern und Angehörige dürfen nicht noch mehr belasten werden.

"Krone:" In den vergangenen Wochen war die Solidarregion eine wichtige Anlaufstelle. Sehen Sie sich als Sprachrohr?
Berger: Ja, unser Ziel ist es, den Stimmlosen eine Stimme zu geben. Sie haben keine Lobbyisten so wie andere. Ich rufe die Steirer daher auf, möglichst zahlreich zum Budgetlandtag zu erscheinen.

Interview: Jakob Traby, "Steirerkrone"

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