Kampf um Misrata

Journalisten bei Granatenangriff in Libyen getötet

Ausland
21.04.2011 22:11
In der belagerten libyschen Küstenstadt Misrata ist der renommierte britische Fotograf und Dokumentarfilmer Tim Hetherington (Bild) getötet worden. Drei weitere Journalisten wurden verletzt, als die Gruppe nach Angaben eines AFP-Korrespondenten am Mittwoch von einer Mörsergranate auf der heftig umkämpften Tripolis-Straße getroffen wurde. Einer der Verletzten, der 41 Jahre alte US-Fotoreporter Chris Hondros, der für die Agentur Getty gearbeitet hatte, erlag wenig später einer Kopfverletzung.

Die Gruppe befand sich auf der großen Tripolis-Straße, als die Granate einschlug. Die Straße steht im Zentrum der Gefechte zwischen den Aufständischen und den Truppen von Machthaber Muammar al-Gadafi, die seit sechs Wochen die Küstenstadt belagern. Gadafi-Truppen beschossen die Stadt am Mittwochabend erneut mit Granatwerfern.

Übergangsrat fordert Bodentruppen
Der libysche Übergangsrat sprach sich kurz danach für den Einsatz ausländischer Bodentruppen zum Schutz der Zivilisten in Misrata aus. Abdelhafizh Ghoga, ein führendes Mitglied des Übergangsrates, sagte in Bengasi: "Wenn dies nötig ist, um humanitäre Hilfe zu leisten oder sichere Zonen für Zivilisten zu schaffen, so wäre dies auch durch die UN-Resolution 1973 gedeckt." Die Rebellen wollten aber nicht, dass diese Truppen mit ihnen an der Front gegen die Soldaten von Gadafi kämpfen.

USA setzten bewaffnete Drohnen ein
US-Verteidigungsminister Robert Gates betonte am Donnerstagabend erneut, dass sich nichts an der Maßgabe des Präsidenten ändere, keine US-Bodentruppen in Libyen einzusetzen. Allerdings werden die USA ab sofort bewaffnete Drohnen in Libyen einsetzen. US-Präsident Barack Obama habe die Nutzung in dem Konflikt genehmigt, so Gates. Die unbemannten Fluggeräte könnten bereits in den nächsten Stunden mit ihren Missionen beginnen. Erste versuchte Angriffsflüge hätten wegen des schlechten Wetters abgebrochen werden müssen, sagte der stellvertretende US-Generalstabschef James Cartwright.

Insgesamt könnten bis zu zwei Drohnen gleichzeitig im Einsatz sein. Sie sollen besonders in besiedelten Gebieten helfen, da sie mögliche Kollateralschäden minimierten, sagte Cartwright. "Sie haben die Möglichkeit, tiefer zu fliegen, deshalb könne sie eine bessere Sicht auf bestimmte Ziele bekommen."

Frankreich will Luftangriffe ausweiten
Derweil gab Frankreich bekannt, den libyschen Rebellen mit mehr Luftangriffen und dem Einsatz von Verbindungsoffizieren verstärkt unter die Arme zu greifen. "Wir werden Ihnen helfen", sagte Präsident Nicolas Sarkozy nach Angaben aus seinem Amt Rebellenführer Mustafa Abdel Jalil am Mittwoch in Paris zu.

In französischen Militärkreisen hieß es, der französische Vorschlag, mehr Luftangriffe zu fliegen, werde von der NATO unterstützt. Das Bündnis leitet den Libyen-Einsatz. Frankreich habe sechs Kampfflugzeuge von Korsika auf die griechische Insel Kreta verlegt, die näher an Libyen liegt.

Der Einsatz der Verbindungsoffiziere ist nach Angaben von Regierungssprecher Francois Baroin eine Initiative in Absprache mit den am Libyen-Einsatz beteiligten anderen Ländern. Die Militärs dürften die Aufständischen auch bei der Organisation ihrer Truppen beraten, die weitaus schlechter als die Streitkräfte Gadafis ausgerüstet und ausgebildet sind. Diese Aufgaben haben auch die britischen Verbindungsoffiziere. Deren Regierung hatte am Dienstag ausgeschlossen, die Aufständischen zu bewaffnen oder auszubilden.

Italien erwägt Entsendung von Ausbildern
Italien erwägt nach den Worten von Verteidigungsminister Iganzio La Russa die Entsendung von zehn Militärausbildern zur Unterstützung der Rebellen. Der Westen müsse sein Libyen-Engagement im Rahmen des UN-Mandats möglicherweise deutlich ausweiten, sagte La Russa in Rom. Gadafi lasse sich nur mit Gewalt aus dem Amt entfernen.

Sarkozy erhält Einladung nach Bengasi
Rebellenführer Jalil sagte nach dem Treffen mit Sarkozy, er habe den französischen Staatschef nach Bengasi eingeladen. Den Aufständischen gehe es um den Aufbau einer Demokratie in den nordafrikanischen Land. Der künftige Präsident solle "mit dem Stimmzettel und nicht in einem Panzer" ins Amt kommen.

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