Karlheinz Töchterle

“Parteiloser Grüner” wird Wissenschafts-Minister der ÖVP

Österreich
19.04.2011 13:23
Politisch engagiert war Karlheinz Töchterle schon länger, etwa als Gemeinderat in Telfes im Stubai. Auch in die überregionale Politik wollte der 61-Jährige, etwa als Landtagsabgeordneter oder als Spitzenkandidat für die EU-Wahl, in beiden Fällen für die Grünen, oder als Wissenschaftsminister beim letzten Wechsel im Ressort Anfang 2010. Nun hat es geklappt: Der parteilose Rektor der Universität Innsbruck folgt Beatrix Karl als neuer Wissenschaftsminister.

Trotz seiner lokalen und regionalen politischen Karriere in Tirol war Töchterle weitgehend unbekannt, als er 2007 - trotz mangelnder Erfahrung, wie Kritiker vermerkten - zum Rektor der Universität Innsbruck gewählt wurde. Auch sein wissenschaftliches Fach ließ so manchen, vor allem Naturwissenschaftler, die Nase rümpfen: Töchterle ist Klassischer Philologe.

Doch seine pragmatische Art der Uni-Führung und das von Mitarbeitern attestierte Streben, gemeinsam Lösungen zu finden, hat die Kritiker weitgehend verstummen lassen. So wurde Töchterle Ende vergangenen Jahres sowohl vom Senat als auch vom Universitätsrat einstimmig für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.

Dass es ihm kürzlich gelang, ein "Ludwig-Boltzmann-Institut für Neulateinische Studien" an die Uni Innsbruck zu holen, die weltweit erst zweite Forschungseinrichtung dieser Art, ließ dann auch jene Kritiker verstummen, die meinten, Geisteswissenschaftler könnten keine Projekte managen.

Für Studiengebühren, Stipendien und Auswahlverfahren
Politisch passt Töchterle in keine Schublade: Von 1992 bis zu seiner Wahl als Rektor 2007 war das Mitglied im Mittelschülerkartellverband in Telfes im Stubai im Gemeinderat, und zwar für die "Telfer Gemeinschaftsliste Parteiunabhängige, Sozialdemokraten und Grüne". 1994 wurde er für die Grünen in den Gemeinderat gewählt, verzichtete aber zugunsten des Kandidaten der Bürgerinitiative. Zwei Jahre später kandidierte er gegen Johannes Voggenhuber bei der Wahl um den Grünen Spitzenkandidaten für die EU-Wahl 1996.

Seine universitätspolitischen Aussagen sind dagegen ganz auf ÖVP-Linie: Er sprach sich für die Wiedereinführung von Studiengebühren, flankiert von einem guten Stipendiensystem, aus und ist dafür, dass sich die Universitäten ihre Studenten selbst aussuchen können.

Ein Leben an der Uni
Töchterle wurde am 13. Mai 1949 in Brixlegg, Tirol, geboren. Er studierte ab 1969 Klassische Philologie und Germanistik an der Universität Innsbruck. Er wurde 1976 mit einer Dissertation in Klassischer Philologie promoviert und schloss zwei Jahre später die Lehramtsprüfung aus Deutsch und Latein ab. 1986 erfolgte die Habilitation für Klassische Philologie. Von 1976 bis 1997 war Töchterle Universitätsassistent am Institut für Klassische Philologie der Uni Innsbruck, die ihn 1997 auf ein Ordinariat für Klassische Philologie berief. Vor seiner Wahl zum Rektor war er Vorstand des Instituts für Sprachen und Literaturen, Leiter des Bereichs Latinistik und Studienleiter der philologisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät.

Als der Vater von zwei Kindern 2007 sein Amt als Rektor antrat, nannte er als eine seiner Hauptaufgaben, für die Studierenden optimale Forschungs- und Lehrbedingungen zu schaffen. Das kann er nun auch als Wissenschaftsminister auf seine Fahnen schreiben. Es wird sich aber zeigen, ob der Tiroler ohne Hausmacht in der Volkspartei dies bewerkstelligen kann...

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