Plagiatsvorwurf

Uni Wien überprüft Hahns Doktorarbeit nun doch

Österreich
18.04.2011 18:54
Die Universität Wien wird die Doktorarbeit von Johannes Hahn (ÖVP) nun doch prüfen, wie die Uni Montagabend mitteilte. Ein Ergebnis sei in vier bis sechs Wochen zu erwarten. Ausgelöst wurde die Plagiatssuche durch die Debatten in Deutschland, wo vor wenigen Wochen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wegen zu offensichtlichen Abschreibens zurücktreten musste.

Bereits seit einiger Zeit suchen heimische Plagiatsjäger auf der eigens eingerichteten Internetseite Antiplagaustria nach abgeschriebenen Stellen in Hahns Diss. Derzeitiger Stand: Auf mehr als 60 Prozent der Seiten wurden Plagiate entdeckt. Hahn ist Doktor der Philosophie, er hatte 1987 zum Thema "Perspektiven der Philosophie heute - dargestellt am Phänomen Stadt" promoviert.

Für Hahn könnte die nun anstehende offizielle Überprüfung durch die Uni böse Folgen haben, glaubt Herbert Hrachovec, Philosoph an der Uni Wien. Er hatte bereits vor Längerem eine Analyse der ersten 100 Seiten durchgeführt, die auf der deutschen Seite Plagipedi verlinkt ist. Es könne für Hahn "so ausgehen wie bei Guttenberg", so Hrachovec.

Vorwürfe gegen Hahn bereits 2007

Nur wenige Monate nach Hahns Amtsantritt als Wissenschaftsminister 2007 hatte ihm der als "Plagiats-Jäger" bekannt gewordene Medienwissenschaftler Stefan Weber vorgeworfen, "absolut schlampig gearbeitet" und "seitenweise abgeschrieben" zu haben. Die Uni Wien ging den Vorwürfen nach, verzichtete letztendlich aber auf die Einleitung eines Plagiatprüfungsverfahrens, weil Hahn nie fremdes geistiges Eigentum als sein eigenes ausgegeben habe.

Die Universität betonte am Montagabend, dass aber stets neu geprüft werde, sobald neue Tatsachen bekannt werden. Dies scheint nun offenbar der Fall zu sein. Die Uni nutze nach eigenen Angaben die neuen technischen Möglichkeiten und zieht Experten bei. Ein Ergebnis sei in vier bis sechs Wochen zu erwarten. "Bis zum endgültigen Ergebnis, dem Vorliegen der Gutachten, bitten wir um Verständnis, dass aus rechtlichen Gründen keine Aussagen zum Stand und dem möglichen Ergebnis getroffen werden", so Studienpräses Brigitte Kopp.

Jährlich werden an der Uni Wien 5.000 wissenschaftliche Abschlussarbeiten geprüft. In Zusammenhang mit bereits abgeschlossenen Arbeiten kam es in den vergangenen Jahren durchschnittlich ein bis zwei Mal pro Jahr zu Anzeigen. Seit 2004 gab es zehn Anzeigen und sieben Aberkennungen von akademischen Graden.

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