Mit Mitleidsmasche

“Schöne Frau” erbettelte mehr als 85.000 €: Verurteilt

Wien
15.04.2011 12:25
Mit mitleidserweckenden Lügengeschichten hat eine 32-jährige Bettlerin aus Wien im Jahr 2009 einem Organisten im Salzburger Tennengau 85.000 Euro und drei weiteren Opfern in Bayern insgesamt 5.500 Euro herausgelockt. Deswegen stand die Mutter von drei Kindern am Freitag vor einem Salzburger Schöffensenat – und zeigte sich dabei reumütig geständig. Sie wurde wegen schweren gewerbsmäßigen Betruges zu einer teilbedingten Freiheitsstrafe von 30 Monaten, davon sechs Monate unbedingt, verurteilt.

Sie habe von dem erbettelten Geld 40.000 Euro ihrem Vater, der nur ein Bein habe, gegeben, und den Rest der Summe für den Lebensunterhalt und für ihre Kinder verbraucht, "damit sie nicht verhungern", gab die Beschuldigte an. "Ich habe ja versucht zu arbeiten, es hat aber nicht geklappt." Als Analphabetin sei es für sie schwierig gewesen, einen Job zu finden, erklärte der Verteidiger.

Kriegsverletzter Mann als Vorwand
Die gebürtige Serbin mit dem Spitznamen "Maria" tauchte mehrmals in der Kirche auf, wo der Organist spielte, und gaukelte ihm vor, ihr kriegsverletzter Mann benötige dringend Geld für eine Operation. Sie hätte zwar 200.000 Euro auf einer Bank in Serbien liegen, könne diese vorerst aber nicht abheben. "Wie schafft man das, einen Menschen dazu zu bringen, dass er seine ganzen Ersparnisse übergibt?", fragte die vorsitzende Richterin Bettina Maxones-Kurkowski. "Er sagte, ich bin eine schöne Frau", antwortete die Angeklagte. "Die Wahrheit ist aber: Mein Mann hat keine Kriegsverletzung und ich habe kein Geld auf der Bank."

32-Jährige suchte auch Bayern heim
Die Beschuldigte wollte von dem Orgelspieler im Vorjahr noch weitere 35.000 Euro erbetteln, doch der Mann schöpfte Verdacht, deshalb ist die Tat laut Staatsanwalt Georg Kasinger nur beim Versuch geblieben. Einer 45-jährigen Frau aus dem grenznahen Bayern zog sie unter dem Vorwand, sie werde für sie beten, damit sie keine Unterleibsschmerzen und keine Probleme mehr im Beruf erleide, 3.500 Euro aus der Tasche. Und zwei hilfsbereite Männer aus Freilassing gaben ihr insgesamt 2.000 Euro.

Die bisher unbescholtene 32-Jährige wurde am 21. Februar in Wien verhaftet. Dass die Opfer ihr Geld jemals zurückerhalten, sei eher unwahrscheinlich, meinte die Senatsvorsitzende. Die Bettlerin nahm das Urteil an, der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab. Das Urteil ist damit nicht rechtskräftig.

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