Kriminalstatistik

Weniger Diebstähle, aber Anstieg bei Körperverletzungen

Wien
14.04.2011 15:11
Die am Donnerstag vom Bundeskriminalamt veröffentlichte Kriminalstatistik zeigt, dass in den ersten drei Monaten dieses Jahres die Kriminalität in Wien insgesamt weiter deutlich rückläufig ist – besonders beim Taschen- und Trickdiebstahl. Auch beim Einbruchsdiebstahl in Büro- und Geschäftsräume, in Wohnungen, Kraftfahrzeuge und beim Diebstahl von Fahrzeugen gibt es weitere spürbare Rückgänge. Ein merklicher Anstieg ist dafür bei den Körperverletzungen zu verzeichnen.

"Wir sind mit dieser Entwicklung sehr zufrieden, aber wir müssen höllisch auf der Hut sein", sagte BK-Direktor Franz Lang, der besonders der Wiener Polizei sein Lob aussprach: In der Bundeshauptstadt, einem "besonders schwierigen Terrain", sei sowohl bei der Kriminalitätsbekämpfung als auch bei der Aufklärungsquote die Trendumkehr geschafft worden.

Die Gesamtanzahl der angezeigten Fälle sank in Wien von Jänner bis März 2011 im Vergleich zum Vorjahr von 52.079 auf 50.579. Dies bedeutet einen Rückgang um rund 2,9 Prozent im Jahresvergleich. Damit konnte der positive Trend des Jahres 2010, der das relativ hohe Zahlenniveau des Jahres 2009 (sowie der Vorjahre) erstmals entscheidend umkehrte, weiter fortgesetzt werden. Es seien zudem auch zahlreiche günstige Trends und Tendenzen in wichtigen Teilbereichen der Kriminalstatistik feststellbar, vor allem im Bereich der Eigentumskriminalität, hieß es am Donnerstag.

Die Anzahl der geklärten Fälle konnte gegenüber dem Vorjahr sehr deutlich um 3.107 Fälle (oder 20,66%) auf 18.146 geklärte Fälle gesteigert werden. Mit einem Anstieg auf rund sieben Prozent auf 35,88 Prozent befindet sich die Aufklärungsquote somit auf dem höchsten Stand seit dem Jahr 2000.

Weniger Diebstähle, mehr Körperverletzungen
Ein merkbarer Rückgang konnte bei den angezeigten strafbaren Handlungen gegen fremdes Vermögen um insgesamt -10,3 Prozent vermeldet werden. So sanken etwa die Diebstähle von 17.181 auf 14.213 um 2.968 Fälle (-17,27%). Auch Einbruchsdiebstähle sanken deutlich gegenüber dem Vergleichszeitraum von 12.117 auf 10.593 um 1.524 Fälle (-12,58%).

Konkret bedeutet dies Rückgänge beispielsweise bei "Diebstahl von PKW und Kombi" (-2,70%), "Einbruchsdiebstahl in Wohnungen" (-2,37%), "Einbruchsdiebstahl in Kraftfahrzeuge" (-4,74%), Diebstahl von Krafträdern (-3,42 %) und besonders markant bei "Einbruchsdiebstähle in andere Büro- und Geschäftsräume" (-18,83%) sowie bei sämtlichen Formen von "Taschen- und Trickdiebstahl" (- 2.351 Fälle bzw. -28,98%).

Bei den Delikten gegen Leib und Leben stieg die Anzahl der angezeigten Straftaten hingegen auf insgesamt 6.178 Fälle, wobei von den von Jänner bis März 2011 angefallenen sieben Tötungsdelikten wiederum alle zur Gänze geklärt werden konnten. Die Körperverletzungen stiegen insgesamt von 2.979 auf 3.452 um 473 Delikte (15,88%). Die Aufklärungsquote der strafbaren Handlungen gegen Leib und Leben ist mit aktuell 77,7 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum aber geringfügig gestiegen.

Die Raubdelikte bewegen sich mit 22 Fällen marginal steigend bei 710 Delikten auf dem bereits niederen Niveau des Vorjahres. Rückgänge sind auf dem Gebiet der Bankraubkriminalität (Absinken von 12 auf 7 Fälle) und "Raub in anderen Geschäftslokalen" (Reduktion von 57 auf 46 Fälle oder minus -19,3%) zu vermelden.

iPhones, Buntmetall und Bankomaten sind beliebte Beute
Laut BK-Direktor Lang sei die Gewaltkriminalität zwar kontinuierlich im Steigen, aber nicht in dramatischem Ausmaß. Eine Zunahme gibt es nach Angaben Ernst Geigers auch bei Aggressionsdelikten unter Jugendlichen (siehe Infobox). Die Fälle von Straßenraub seien gestiegen. "iPhones haben eine massive Nachfrage ausgelöst", erklärte der Kriminalist.

Als neue Phänomene wertet das BK auch Bankomat- und Buntmetall-Diebstähle. Bei den Geldautomaten gehen die Kriminalisten von vier bis fünf Tätergruppen aus. Eine davon wurde vor wenigen Wochen in der Slowakei ausgehoben. "Sie sagen zwar, dass sie in Österreich nichts gemacht haben. Wir sehen das aber nicht so", erklärte Geiger. Buntmetalldiebstähle - jüngst sind drei Kilometer Erdungskabel der ÖBB nördlich und südlich von Graz und 800 Kupfervasen am Döblinger Friedhof in Wien verschwunden - sind ein europaweites Problem. Tätergruppen kommen meist aus Ungarn. Das Buntmetall als wertvoller Rohstoff wird offenbar in die Slowakei und nach Tschechien transportiert und dort eingeschmolzen. Über die Hehler weiß man anscheinend noch nichts. In Kooperation mit den ungarischen Behörden will man Näheres in Erfahrung bringen.

Polizeipräsident Pürstl zeigte sich mit der Arbeit seiner Mitarbeiter mehr als zufrieden: "Hervorzuheben ist vor allem die engagierte Arbeit der Wiener Kriminalpolizei", so Pürstl, "denn diese hat mit beachtlichen Aufklärungserfolgen, unter denen sich auch die Klärung zahlreicher Seriendelikte fanden, dazu beigetragen, dass Wien vor allem für die kriminellen Umtriebe organisierter Banden zunehmend unattraktiver wurde." Der Polizeipräsident versicherte, diesen Weg konsequent fortsetzen zu wollen, "dass die Bundeshauptstadt auch in Hinkunft im Kreis der sichersten Städte der Welt ihren festen Platz hat!"

FP fordert mehr Polizisten und Sicherheitsstadtrat
"Die Wiener müssen um Leib und Leben zittern", meldete sich Wiens FP-Klubobmann Johann Gudenus nach Veröffentlichung der jüngsten Zahlen zu Wort. Obwohl laut Gudenus bekannt sei, dass Innenministerin Fekter (VP) die Kriminalstatistik mit höchst fragwürdigen Methoden möglichst positiv erscheinen lasse, sei die Anzahl der Körperverletzungen in den ersten drei Monaten in Wien um ganze 15,88 Prozent in die Höhe geschnellt.

Der FP-Klubchef appellierte deshalb an Bürgermeister Michael Häupl (SP), sich für mehr Polizei in der Bundeshauptstadt bei der Innenministerin einzusetzen und nannte in diesem Zusammenhang Linz als Vorbild. "Wir brauchen einen eigenen Sicherheitsstadtrat. Zudem müssen wir zur Entlastung der Polizei eine mindestens 5.000 Mann starke Sicherheitswacht einführen", forderte Gudenus.

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