Massive Kritik

Heftiger Widerstand gegen Inn-Kraftwerk in Telfs

Tirol
14.04.2011 14:14
Das umstrittene Wasserkraftwerk der Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB) am Inn in Telfs, für dessen Bau sich vor Kurzem Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) stark gemacht hat, stößt bei Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden, Fischereiverband und WWF auf massive Kritik. Der Bau zerstöre die längste zusammenhängende freie Fließstrecke Österreichs, erklärte WWF-Flussexperte Christoph Walder am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mehrerer Kraftwerksgegner in Innsbruck.

Das Kraftwerk könne, wenn überhaupt, nur mit der "Brechstange" verwirklicht werden, waren sich die Kritiker einig. Sowohl das Naturschutzgesetz als auch der Kriterienkatalog zum Ausbau der Wasserkraft des Landes Tirol würden dagegen sprechen. Der Bau liege in einem Sonderschutzgebiet.

Die Organisatoren der Pressekonferenz stellten klar, dass sie nicht gegen den Ausbau der Wasserkraft seien. Kraftwerke, die an den Rändern bestehender Stau- und Restwasserstrecken gebaut würden, könne man sich prinzipiell vorstellen. Solche Standorte würden dem Kriterienkatalog nicht widersprechen und seien auch energiewirtschaftlich sinnvoller.

Mangelnde Gesprächsbereitschaft
Der Rietzer Bürgermeister Gerhard Krug beklagte mangelnde Gesprächsbereitschaft seitens der IKB: "Seit zwei Jahren haben sie nicht mehr mit mir geredet." Die IKB solle nicht glauben, "dass sie einfach über uns drüberfahren können". In Rietz würden unter anderem über 100 Haushalte von einem Ansteigen bzw. Sinken des Grundwasserspiegels betroffen sein. Der Gemeinde gehe es aber auch um den Hochwasserschutz sowie um den Erhalt des Naherholungsgebietes, sagte der Bürgermeister.

Auch sein Amtskollege aus Stams, Franz Gallop, befürchtet den Verlust eines einzigartigen Erholungsraumes. Zudem rechnet auch er mit massiven Grundwasserproblemen. "Wir sehen ja am Beispiel von Langkampfen, was passieren wird: Oberhalb der Staumauer stehen unsere Felder und Keller unter Wasser, und unterhalb fällt der Grundwasserspiegel dramatisch ab", betonte Gallop. Das geplante Kraftwerk sei überdies zu klein, um das Risiko Wert zu sein.

"Aus gewässerökologischer Sicht unmöglich"
Der Tiroler Fischereiverband habe dem Kriterienkatalog zugestimmt, weil man ihn für ein geeignetes Planungsinstrument gehalten habe. "Eine Realisierung des Projekts in Telfs ist dem Tiroler Fischereiverband allein aus gewässerökologischer Sicht als de facto unmöglich präsentiert worden, da die nötigen Ausgleichsmaßnahmen zu hoch sein würden", erklärte Evelyn Holzer, Geschäftsführerin des Tiroler Fischereiverbandes. Bei einer Verwirklichung müssten den rechtlichen Rahmenbedingungen gemäß allein 30 Kilometer des Inns renaturiert werden, um die durch das Projekt beeinträchtigte Fläche aufzuwiegen. Es stünden aber keine solche Strecken zur Verfügung, betonte Walder.

Landeshauptmann Platter hatte Ende März auf die Realisierung des Wasserkraftwerks bei Telfs gedrängt. Das Ziel müsse es sein, dieses Projekt "genehmigungsfähig zu machen", erklärte Platter damals.

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