Murmeltiere senken ihre Körpertemperatur während des sechs- bis siebenmonatigen Winterschlafes die meiste Zeit bis knapp über die Umgebungstemperatur ab, so die Forscher. Sogar während der kurzen, regelmäßigen Unterbrechungen des Winterschlafs bleibt die Körpertemperatur der Murmeltiere einige Grad unter dem Sommerniveau.
Gehalt an Omega-6-Fettsäuren steigt vor Winterschlaf
Analysen haben nun ergeben, dass der Gehalt an Omega-6-Fettsäuren in den Zellmembranen der inneren Organe vor dem Beginn des Winterschlafs dramatisch anstieg. "Offenbar wird so der Körper, und besonders das Herz, in die Lage versetzt, auch bei sehr niedriger Temperatur noch einwandfrei zu funktionieren", berichten die Experten. Die Anreicherung an den Fettsäuren in den Zellmembranen passiere zudem sehr schnell - innerhalb weniger Tage - bevor sich die Tiere in ihre Baue zurückziehen. Am Ende der Winterschlafperiode im Frühling, ehe die Tiere wieder ihre normale Körpertemperatur erreichen, verändert sich die Membranzusammensetzung ähnlich rasch wieder in die Gegenrichtung.
Omega-6-Fettsäuren nicht über Nahrung aufgenommen
Die Ergebnisse zeigen, "dass Säugetiere die Zusammensetzung ihrer Zellmembranen schneller und deutlicher ändern können als bisher bekannt war", so Arnold. Nachdem Murmeltiere während des Winterschlafes keine Nahrung zu sich nehmen, die ungesättigten Fettsäuren aber auch nicht selbst herstellen können, müssen die Omega-6-Fettsäuren aus dem Speicherfett stammen, sind die Wissenschaftler überzeugt. Der genaue Weg, wie die Fettsäuren vom Depotfett in die Organe gelangen, soll nun untersucht werden.
Mechanismus auch bei Menschen zu finden
Arnold hält es für unwahrscheinlich, dass diese Mechanismen nur bei Winterschläfern zu finden sind. "Alle Säugetiere, Menschen eingeschlossen, reduzieren ihre Körpertemperatur im Winter in gewissem Ausmaß, deshalb könnten diese Forschungsergebnisse auch für uns relevant sein", so der Wissenschaftler. Daher könnten die Ergebnisse von Murmeltieren das Verständnis des Fettstoffwechsels umkrempeln. "Die Auffassung, nur die Zusammensetzung unserer Nahrung hätte Einfluss auf die Zusammensetzung unserer Zellmembranen, ist nicht mehr haltbar", betonte der Forscher. Nicht zuletzt könnten die Analysen die in der Medizin bekannte Zunahme des plötzlichen Herztods in den späten Wintermonaten erklären helfen.
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