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Sicherheitstipps vom einstigen “Einbrecher-König”

Wien
13.04.2011 17:43
Er hat sehr viel Zeit im Gefängnis verbracht, nennt die Justizanstalt Stein "Hochschule für angewandte Kriminalität" und kennt punkto Wohnungseinbrüche sämtliche Kniffe. Ernst Walter Stummer (Bild), ehemals gefürchteter "Einbrecherkönig" und heute gefragter Ruheständler, hat am Mittwoch in Wien wieder einmal aus dem Nähkästchen geplaudert. Er gab Tipps, wie man das Leben seiner Ex-Kollegen erschweren kann und machte im Zuge dessen auch Werbung für Vierbeiner.

Anlass für Stummers Plauderstunde war eine Pressekonferenz des Österreichischen Versicherungsverbandes (VVO), der einen dringenden Appell an Wohnungs- und Hausbesitzer richtete, ihr Hab und Gut besser zu schützen. Denn alle 36 Sekunden werde irgendwo in Österreich eingebrochen.

"Branche" ist lukrativ und boomt
"Früher war alles viel leichter. Wir haben auf Namenschilder geschaut, und wenn da 'Magister', 'Doktor' oder 'Diplomkaufmann' gestanden ist, konnte man annehmen, dass derjenige viel verdient. Und solchen Menschen kann man schon was wegnehmen", setzte Stummer im Café Griensteidl zu einer seiner launigen Anekdoten von anno dazumal an.

Für die Gegenwart zeigten sich VVO-Präsident Wolfram Littich und Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV), zuständig. Und die sieht recht düster aus: Immer mehr Wohnungseinbrüche (2009: 12.259; 2010: 14.646 - laut Kriminalstatistik) bei geringer Aufklärungsquote. Soll heißen: Die "Branche" ist lukrativ und boomt.

"Heute schaut man halt im Internet nach"
"In der Presse ist damals immer gestanden, wo die reichen Leute wohnen; es hat auch das Buch 'Who is who in Austria' gegeben. Heute schaut man halt im Internet nach", so Stummer. Viel hänge von der Vorbereitung ab, also dem Auskundschaften eines Objektes der Begierde. Einfach einen Hund aus dem Tierheim sowie einen Steireranzug ausborgen und im Nobelviertel promenieren. Dabei die eine oder andere Plauderei mit Anrainern - und schon wisse man Bescheid, wer gerade wo auf Urlaub ist und wie lange.

Mit traumwandlerischer Sicherheit stapfte Stummer einst durch die aufgebrochenen Wohnungen: "Die Handkassa war immer im Schreibtisch rechts unten, Briefmarken- und Münzenalben im Bücherregal, die Pelzmäntel im Kasten, und hie und da war Bargeld zwischen den Leintüchern versteckt."

Umfrage unter "Spontansoziologen"
Der VVO wollte es aber ganz genau wissen und hat eine ungewöhnliche Umfrage gestartet. Mehr als 20 Einbrecher, verteilt auf verschiedene Justizanstalten in Österreich, wurden zu dem einschlägigen Thema befragt. Die meisten von ihnen seien "Spontansoziologen", so Littich. Man durchwühle etwa Abfallkübel und prüfe, ob dort Lachsverpackungen zu finden sind, oder nur Extrawurstpapier.

Das Gewerbe ist übrigens zu 98 Prozent in Männerhand, und man gehe im Prinzip ähnlich vor wie schon vor Jahrzehnten. "Nur hat man halt früher genommen, was da war, während heute nach bestimmten Produkten gezielt gesucht wird", erklärte Stummer. Viele Einbrüche seien mittlerweile Auftragsarbeiten - soll heißen: das Diebesgut ist selbst im Falle einer Festnahme längst über alle Berge.

Vierbeiner als Alarmanlage
Prävention sei eigentlich schon mehr als die halbe Miete, sind sich Thann und Littich einig. Je höher die Sicherheitsstandards, desto abschreckender wirke eine Tür oder ein Fenster auf einen Einbrecher. Sind diese ungesichert, benötige ein Profi lediglich 15 Sekunden, um sich Zugang zu den Räumlichkeiten zu verschaffen. Wenn dann auch noch Bargeld, Schmuck und andere leicht verwertbare Dinge einfach aufzustöbern sind, ist der Einbruch in drei bis fünf Minuten erledigt, der Schaden groß und der Täter auf Nimmerwiedersehen verschwunden.

Stummer: "Wir fachsimpeln viel in der Kollegenschaft, und es erzählt mir jeder, dass es immer schwieriger wird. Nur zum Beispiel im Karl-Marx-Hof, da kann man die Türen immer noch 'aufhusten'. Aber wenn man so jemandem etwas wegnimmt, dann tut das dem schon sehr weh." Aufgrund der neuen Sperr-Mechanismen "braucht man auch immer länger und macht dabei mehr Lärm. Und aufzufallen ist das Letzte, was Kriminelle wollen", so Stummer. Genau deshalb plädierte er auch dafür, sich einen Vierbeiner als Alarmanlage anzuschaffen. "Lautes Gebell erfüllt den selben Zweck. Es schreckt ab."

von Klaus Loibnegger (Kronen Zeitung) und krone.at

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