Indoor-Ackerbau

“Farm der Zukunft” ohne Sonne, dafür mit LED-Lampen

Wissenschaft
12.04.2011 13:00
Die Landwirtschaft zieht um, und zwar in einen Raum ohne Sonne und Regen, dafür mit immerwährend idealem Klima. Ernteausfälle waren gestern, der Ackerbau der Zukunft wirft immer etwas ab. Zumindest, wenn es nach dem Niederländer Gertjan Meeuws und seiner Firma PlantLab geht. Der meint nämlich, damit die Lösung für die weltweite Ernährungs- und Klimaproblematik gefunden zu haben.

"Wenn wir unseren Planeten lebenswert erhalten wollen, müssen wir unsere Methoden in der Landwirtschaft grundlegend ändern", so Meeuws, während er sein perfektes Feld zeigt: Ein fensterloser Raum, erhellt durch rote und blaue LED-Lampen. Das Licht wird akribisch kontrolliert, genauso wie Qualität und Feuchtigkeit der Luft sowie die Temperatur. Damit, so Meeuws, könne man überall auf dem Planeten Obst und Gemüse anbauen, selbst in einer Wüste oder im kalten Sibirien. Oder im winzigsten Apartment mitten in einer Millionenstadt wie New York.

Das Problem, welches der Niederländer anspricht, ist nicht von der Hand zu weisen. Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten, etwa eine Milliarde Menschen leiden an Hunger oder sind unterernährt. Die Preise für Lebensmittel steigen kontinuierlich, da das Klima immer instabiler wird und Naturkatastrophen immer öfter für Ernteausfälle sorgen. Dazu kommen die stetig steigenden Transportkosten, um Obst und Gemüse in die ganze Welt zu liefern.

Komplett abgeschottet von Außenwelt
"Um die Weltbevölkerung ernähren zu könne, müssten wir das Ackerland zu weit ausdehnen, dass ein großer Teil der Wälder und der Natur daran glauben müsste", rechnet Meeuws vor. Er und drei weitere Forscher griffen daher mit PLantLab das Prinzip von Glashäusern auf und züchten Obst und Gemüse unter komplett von der Umwelt abgeschotteten und regulierten Bedingungen - und das mit Erfolg. In ihrer Forschungsstation wachsen Erdbeeren und Paprika neben Bananen unter dem computergesteuerten rosa Licht, dessen Wechsel Tag und Nacht simuliert. Wasser bekommen die Pflanzen, wenn sie es brauchen, von einer Beregnungsanlage.

Die Anlage der Forscher ist derzeit 70 Quadratmeter groß, allerdings wollen sie ihre "sonnenlose Farm" bereits Ende 2011 auf 1.300 Quadratmeter ausbauen, inklusive vier verschiedenen Klima-Ebenen. Meeuws erklärt, dass bereits ein Gebäude mit 100 Quadratmetern den Tagesbedarf an Obst und Gemüse von 140.000 Menschen decken könnte, da viel effektiver angebaut werden könne.

Ackerbau ohne Sonne
Angesprochen auf das fehlende Sonnenlicht, erklärt Meeuws: "Sonnenlicht ist nicht nur unwichtig, im Prinzip stört es." Pflanzen würden nur gewisse Wellenlängen des Lichts benötigen, um zu wachsen. In der Natur müssten sich die Pflanzen an das Sonnenlicht anpassen, doch wenn man das Licht an die Pflanzen anpasse, könnten diese effektiver wachsen und schneller geerntet werden. "Natur ist gut, aber zu viel Natur ist tödlich", erklärt er, vor seinen "Happy Plants" stehend.

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