Kräftiges Plus

IWF: Wirtschaft in Österreich wächst stärker als erwartet

Österreich
11.04.2011 17:15
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat in seiner Frühjahrsprognose die Wachstumserwartung für die österreichische Wirtschaft nach oben revidiert. Für das laufende Jahr rechnet der IWF jetzt mit einem Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von real 2,4 Prozent und für 2012 von 2,3 Prozent. Im Herbst hatte der Währungsfonds die Erwartung zwar für 2010 erhöht, aber für 2011 von 1,7 auf 1,6 Prozent gesenkt.

Mit der neuen BIP-Prognose von 2,4 Prozent für heuer liegt der IWF nahe an den Erwartungen des heimischen Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) und des Instituts für Höhere Studien (IHS), die Anfang April für 2011 ein Wachstum von 2,5 bzw. 2,3 Prozent vorhergesagt hatten. Für 2012 ist der IWF mit 2,3 Prozent realem BIP-Plus sogar optimistischer als das Wifo und das IHS, die zuletzt von 2,0 bzw. 2,1 Prozent Wachstum ausgegangen waren.

Den Verbraucherpreis-Anstieg in Österreich erwartet der IWF nicht ganz so scharf wie zuletzt Wifo und IHS. Nach Einschätzung der IWF-Volkswirte dürfte der Verbraucherpreis-Index heuer um 2,5 Prozent und kommendes Jahr um 2,2 Prozent zulegen. Wifo und IHS hatten zuletzt für heuer 2,8 bzw. 2,7 Prozent Teuerungsrate prognostiziert, für nächstes Jahr 2,4 bzw. 2,3 Prozent - und damit ein Sinken der Reallöhne (siehe Infobox).

Leichte Entspannung am Arbeitsmarkt
Auch von einer weiteren leichten Entspannung am heimischen Arbeitsmarkt geht der IWF aus. Wie das IHS werden vom IWF für 2011 und 2012 jeweils 4,3 Prozent Arbeitslosenrate erwartet (nach Eurostat-Definition), das Wifo geht hier von 4,1 bzw. 4,0 Prozent aus. Im Vorjahr lag die Rate im Schnitt bei 4,4 Prozent.

Trotz allgemein günstiger Aussichten für die Weltwirtschaft mahnte der IWF Europäer und die USA, die Finanzstabilität voranzutreiben. Die EU-Länder hätten zwar einiges gegen eine Zuspitzung der Schuldenkrise getan. "Aber es sind weitere mutige Schritte nötig, um die Finanzstabilität zu sichern, die Probleme im Bankensektor zu lösen, das EU-Rahmenwerk zu reformieren und das Wachstum wiederzubeleben", so der Bericht.

IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn nannte die bisherigen Beschlüsse Schritte in die richtige Richtung. Doch alles, was unter Druck und in Eile geschehe, gelinge nicht so gut, wie es sollte, sagte er der "Financial Times Deutschland".

USA droht Defizit von fast elf Prozent
Die USA müssten laut IWF angesichts eines sich abzeichnenden Haushaltsdefizits von fast elf Prozent in diesem Jahr dringend etwas unternehmen, um eine mittelfristige Strategie zur Sanierung ihrer Staatsfinanzen zu entwickeln.

Die weltwirtschaftlichen Aussichten beurteilt der IWF insgesamt günstig. Der Aufschwung habe an Breite und Dynamik gewonnen und sei zunehmend selbsttragend geworden. Das Risiko eines von manchen befürchteten schnellen Rückfalls in die Rezession sei geschwunden. Dennoch bleibe es beim Aufschwung "der zwei Geschwindigkeiten" in der Welt - mit einem starken Wachstum und Überhitzungsgefahren in manchen Schwellenländern und eher schleppenden Wachstumsraten in traditionellen Industrieländern.

Prognose für Deutschland verbessert
Für Deutschland haben sich entgegen dem weithin unveränderten Trend weltweit in den vergangenen Monaten die Aussichten laut IWF noch einmal leicht verbessert. Der Fonds rechnet nun mit 2,5 Prozent Wachstum in diesem und 2,1 Prozent im nächsten Jahr - das sind gegenüber der Januar-Schätzung 0,3 Punkte mehr in diesem und 0,1 Punkte mehr im nächsten Jahr. Damit ist der Fonds für 2011 etwas weniger zuversichtlich als die führenden Forschungsinstitute, die 2,8 Prozent erwarten. Aber das Jahr 2012 sieht der IWF etwas günstiger als die Institute, die plus 2,0 Prozent veranschlagen.

Für die gesamte Weltwirtschaft erwartet der Fonds unverändert 4,4 Prozent mehr Wirtschaftsleistung für 2011 und 4,5 Prozent mehr für 2012. Die USA dürften demnach 2011 mit 2,8 Prozent nicht ganz so stark zulegen wie noch jüngst mit 3,0 Prozent geschätzt. Dafür werde die größte Volkswirtschaft der Welt aber 2012 mit 2,9 Prozent um 0,2 Punkte kräftiger wachsen als in der bisherigen IWF-Prognose unterstellt. Die stärkste Wachstumslokomotive bleibe China mit unveränderten Zuwächsen von 9,6 Prozent in diesem und 9,5 Prozent im kommenden Jahr.

Portugals Wirtschaft schrumpft, Griechenland erholt sich
Für die europäischen Krisenländer sehen die Wachstumsprognosen des Fonds unterschiedlich aus. Für Portugal sagt er eine anhaltende Schrumpfung der Wirtschaftsleistung um 1,5 Prozent in diesem und 0,5 Prozent im nächsten Jahr voraus. Griechenland werde nach einem Minus von 3,0 Prozent 2011 im nächsten Jahr wieder um 1,1 Prozent zulegen. Irlands Wirtschaft werde in diesem Jahr um 0,5 Prozent wachsen und sich 2012 noch einmal um 1,9 Prozent verbessern.

Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Japan-Katastrophe hält der IWF bei aller Unsicherheit derzeit noch für begrenzt. Ein neues Wachstumsrisiko bildeten die zuletzt stark gestiegenen Rohstoffpreise, auch in Hinblick auf politische Turbulenzen in Nordafrika und Nahost. Angesichts von Überhitzungserscheinungen und hohen Kapitalimporten in einigen Schwellenländern empfiehlt der Fonds, zeitweise Kapitalkontrollen zu erwägen und sich nicht mit aller Kraft gegen Aufwertungen ihrer Währungen zu stemmen.

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