Spurensuche

Der sinnlose Tod eines 15-Jährigen beim Gasschnüffeln

Oberösterreich
09.04.2011 11:30
Der traurige und sinnlose Tod eines Burschen (15). Am 22. März hat sich der Jugendliche in seiner Wohnung in der Salzburger Straße in Linz einen Plastiksack über den Kopf gezogen. Er inhalierte aus einer Dose Feuerzeuggas. Bis er hilflos erstickte. Seine Freundin (19) fand den Toten. Eine Spurensuche.

Linz, Salzburger Straße. Vorstadt. Draußen tost der Verkehr. Im vierten Stock klebt ein Mann in der Wand Löcher zu. Er richtet die Wohnung her, in dem der Enkel seiner Partnerin gestorben ist und sagt: "Im Prinzip war er ein guter Bub, freundlich und hilfsbereit. Von dem hast du alles haben können. Ich glaub', das war einfach ein Unfall. Er hat sicher nicht an die Folgen gedacht."

Das Opfer. Der Jugendliche versteht sich nicht mit dem Stiefvater, geht vor einem dreiviertel Jahr ins Jugendwohnheim Linz-Wegscheid. Hält es auch dort nicht aus. Am 17. Jänner zieht er mit seiner Freundin in der Salzburger Straße ein. Oma und Mutter helfen bei der 600 Euro-Miete.

Todes-Tag
Schnitt zum 22. März: Die 19-Jährige kommt um 14.30 Uhr in die gemeinsame Wohnung: "Ich hab' geschaut, wo er ist. Ich hab' mir schon Sorgen gemacht gehabt, weil ich ihn nicht erreicht hatte. Er ist im Schlafzimmer im Bett am Rücken gelegen, ein Fuß am Fernsehtisch. Die Hände waren leicht zu Fäusten geballt. Er war ganz blau."

Das Mädchen. Mit acht kam die junge Frau zu Pflegeeltern im Mühlviertel. Seit dem Tod ihres Freundes lebt sie wieder im Sozialverein B 37, arbeitet als Köchin bei der Stadt Linz. Das B 37 ist die letzte Haltestelle vor der Straße, vor dem Abgrund. Der Freund war ihr Rettungsanker. Die Jugendliche erzählt: "Ich hab' so eine Wut gehabt. Ich hab' mir gedacht, gut dass er nimmer lebt, sonst hätt' ich ihm eine betoniert. In der Früh war er noch voll lustig. Und dann tut er sowas."

Hochzeit geplant
Eine junge Liebe. Seit 29. Oktober waren sie ein Paar. Am 1. April hätte er beim Linzer Gartenamt anfangen sollen. Am 10. Mai wäre er 16 geworden. Im November wollten sie heiraten.

In Linz leben mehr als 30.000 Kinder und Jugendliche. Im Jahr 2009 betreute die Linzer Wohlfahrt 3.615 Kinder. 90 davon mussten in Heimen untergebracht werden.

Es sind gar nicht so viele, die keine Träume mehr haben, die ihre Trauer und ihren Schmerz mit Billig-Drogen betäuben müssen. Aber es sind viel zu viele Kinder, die durch den Rost fallen. Die sich kaputt machen, weil ihre Welt nicht heil genug ist.

von Christoph Gantner, "OÖ Krone"
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