Neuer Versuch

Entschuldigung des Tepco-Chefs stößt auf taube Ohren

Ausland
11.04.2011 09:12
Während die Menschen am Montag in Schweigeminuten der Opfer der verheerenden Katastrophe in Japan gedacht haben, sucht der schwer in die Kritik geratene Chef des Atombetreibers Tepco, Masataka Shimizu, einen Weg, um sich bei der Provinzregierung zu entschuldigen. Diese will von einer Entschuldigung allerdings nichts wissen, wie der staatliche Fernsehsender NHK mitteilte.

Shimizu hatte sich zwei Tage nach Beginn der Katastrophe offiziell wegen Unwohlseins zurückgezogen und war seitdem nicht mehr in der Öffentlichkeit erschienen. Dafür wurde er scharf kritisiert. Nun möchte er versuchen, den Schaden zu beheben und sich bei der Bevölkerung zu entschuldigen. Bisher stößt er bei der Provinzregierung allerdings nur auf Ablehnung. Ob seine für Montag geplante Entschuldigung vielleicht doch angenommen wird, bleibt abzuwarten, in Regierungskreise geht man jedoch nicht davon aus.

Schweigeminute für die Opfer
Genau einen Monat nach der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe haben die Japaner am Montag der Opfer gedacht. Rettungskräfte und Überlebende im Nordosten des Landes hielten eine Minute inne, wie Fernsehbilder zeigten. Um 14.46 Uhr (07.46 MESZ), dem Zeitpunkt, als am 11. März das Erdbeben der Stärke 9,0 die Region erschütterte, ertönten zudem Sirenen. In der zerstörten Stadt Kesennuma unterbrachen Soldaten ihre Suche nach in den Trümmern verschütteten Opfern. Die Soldaten legten ihr Arbeitsgerät nieder und nahmen Helme, Handschuhe und Schutzmasken ab, um der Toten zu gedenken. Seit der Katastrophe gelten fast 28.000 Menschen als tot oder vermisst.

Japans Regierungschef Naoto Kan bedankte sich für die internationale Unterstützung nach der Naturkatastrophe. In einem mit dem Titel "Vielen Dank für die Bande der Freundschaft" überschriebenen Brief, der in mehreren großen Tageszeitungen weltweit veröffentlicht wurde, schreibt Kan, Menschen aus aller Welt hätten den Japanern Hoffnung gebracht und Mut gemacht. "Ich möchte jedem Land, jeder Organisation und Ihnen persönlich von tiefstem Herzen danken." Nach dem Beben und dem Tsunami habe es in der betroffenen Region weder Essen, noch Wasser, noch Strom gegeben. In dieser Zeit der "Verzweiflung" hätten Menschen aus aller Welt geholfen.

Rückkehr in die Atom-Geisterstädte
Knapp einen Monat nach der verheerenden Naturkatastrophe - bei der rund 28.000 Menschen gestorben sind - harren in Japan noch immer 150.000 Menschen in 2.400 Notunterkünften in den Katastrophenregionen aus, viele davon aus der Provinz Fukushima. Nachdem das Atomkraftwerk Fukushima von dem Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami schwer beschädigt worden war, hatten die Behörden angeordnet, dass die Bewohner eine Sicherheitszone von 20 Kilometer um das Kraftwerk verlassen mussten. In einem Bereich von 20 bis 30 Kilometer wurden die Menschen aufgefordert, sicherheitshalber ihre Häuser freiwillig zu verlassen oder in geschlossenen Räumen zu bleiben.

Am Sonntag kehrten einige der Evakuierten kurzzeitig wieder in die Gefahrenzone zwischen 20 und 30 Kilometer vom AKW entfernt zurück, um persönliche Gegenstände aus ihren Häusern zu holen. Die Strahlengefahr für die Region war aufgrund der derzeitigen Wetterlage als gering eingeschätzt worden.

Die Fahrt in das vermutlich über Jahrzehnte verstrahlte Gebiet führt die ehemaligen Bewohner an verlassenen Farmen mit alleingelassenem Viehbestand vorbei, verwahrloste Hunde und Katzen säumen den Weg, wie auf Bildern japanischer Medien ersichtlich war. Alle Gegenstände, die die Bewohner aus ihren Häusern retteten, wurden mit dem Geigerzähler untersucht, hieß es.

Sorge um verlassenes Hab und Gut
Die Fukushima-Evakuierten machten sich nach Berichten aus den anderen Tsunami-Katastrophengebieten große Sorgen um ihr Hab und Gut. Laut der Nachrichtenagentur Kyodo werden in den benachbarten Präfekturen Iwate und Miyagi täglich Hunderte Wertgegenstände bei der Polizei abgegeben, darunter Tausende Portemonnaies mit Geld. Weil die Behörden es in den meisten Fällen für unmöglich halten, die Besitzer aufzuspüren, forderten Überlebende, das Geld zum Wiederaufbau zu verwenden.

Ministerpräsident Naoto Kan reiste am Sonntag in die Katastrophengebiete und sicherte den Opfern Unterstützung zu. Er versprach den Bau von 70.000 Notwohnungen für Flüchtlinge in der Region. In der verwüsteten Stadt Ishinomaki in der Präfektur Miyagi kündigte Kan Hilfe für Fischer an. Ausgewählte Häfen sollten besonders schnell wieder aufgebaut werden. Den 22.0000 Soldaten, die außerhalb des Atom-Sperrgebietes Katastrophendienst verrichten, machte Kan bei einem Stopp in Higashi-Matsushima Mut für ihre weiteren Rettungsaktionen.

Lage im AKW Onagawa ruhig
Im 180 Kilometer nördlich gelegenen Kernkraftwerk Onagawa blieb die Lage am Wochenende indes ruhig. Dort waren beim Nachbeben der Stärke 7,1 am Donnerstag "einige Liter" verseuchtes Wasser aus einem Abklingbecken für Brennstäbe übergeschwappt. Die Kühlung in den drei Reaktoren des Kraftwerks setzte aufgrund eines Stromausfalls durch das Beben bis zu 80 Minuten aus, die Notsysteme funktionierten aber. Nach den bisher heftigsten Erdstößen seit dem Mega-Beben vom 11. März sind noch immer fast 270.000 Haushalte im Nordosten Japans ohne Strom.

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