"Zu blauäugig"

Eltern in Österreich unterschätzen Web-Gefahren

Web
06.04.2011 10:51
Österreichische Eltern unterschätzen die Online-Risiken ihrer Kinder, vor allem was das Betrachten von sexuellen Darstellungen, das Erhalten von Nachrichten mit sexuellen Inhalten und das Treffen mit Online-Bekanntschaften angeht, so das Fazit einer Untersuchung des Forschungsverbundes EU Kids Online, für die im Vorjahr mehr als 25.000 Kinder in Europa im Alter von neun bis 16 Jahren sowie je ein Elternteil befragt wurden.

Österreich nimmt damit im Vergleich zu anderen EU-Ländern einen tendenziellen Sonderstatus ein: Bei geringerer Internetnutzung begegneten Kinder dennoch vielen Risiken, heißt es in dem Bericht.

Auf die Frage, ob sie in den vergangenen zwölf Monaten Bilder mit sexuellen oder pornografischen Inhalten im Internet gesehen haben, antworteten 17 Prozent der österreichischen Kinder mit "Ja". Von den Eltern dachten hingegen nur sechs Prozent, dass ihr Kind bereits solche Bilder im Netz gesehen hat.

Im Vergleich zu deutschen Kindern sind österreichische Heranwachsende viel öfter mit Bildern mit sexuellen Inhalten konfrontiert. 28 Prozent berichteten, im vergangenen Jahr in irgendwelchen Medien pornografische Darstellungen gesehen zu haben, in Deutschland taten das nur zehn Prozent.

Kontakte mit Fremden und Mobbing
Nahezu jedes zweite Kind (45 Prozent) hatte in Österreich bereits online Kontakt mit Fremden, 16 Prozent haben schon Personen, die sie über das Internet kennengelernt haben, offline getroffen - im europäischen Schnitt trifft das lediglich auf neun Prozent der Befragten zu. Von den Eltern nahmen nur sieben Prozent an, dass ihr Nachwuchs schon Online-Bekanntschaften im realen Leben getroffen hat.

Von Mobbing - online und offline - erzählten 28 Prozent der österreichischen Kinder, im europäischen Schnitt sind es lediglich 19 Prozent. Davon betroffen sind hierzulande sieben Prozent der Mädchen und Buben, von den Eltern gehen nur vier Prozent davon aus, dass ihr Kind bereits online gemobbt wurde.

"Österreichische Eltern zuweilen recht blauäugig"
Dass Mütter und Väter in Österreich Online-Risiken unterschätzen, führt die Leiterin des österreichischen "EU Kids Online"-Teams, Ingrid Paus-Hasebrink von der Universität Salzburg, auf einen nur schwach ausgeprägten Diskurs über Medien, insbesondere über das Internet und die damit verbundenen Risiken in Österreich zurück: "Österreichische Eltern reagieren zuweilen recht blauäugig auf die Risiken, denen ihre Kinder begegnen - anders als deutsche Eltern; diese zeigen sich dagegen deutlich stärker besorgt. In Deutschland wird auf allen Ebenen, etwa der Politik, ein stärkerer Diskurs zu Medien geführt".

Dass das Fernsehen auch negative Wirkungen haben kann, wissen mittlerweile viele; da sich aber längst nicht alle Eltern oder auch Lehrer selbstsicher und kompetent im Internet bewegen und ihnen ihre Kinder technisch zumeist überlegen sind, kümmern sie sich weniger um das, was ihre Kinder im Internet tun, so Paus-Hasebrink.

Die Expertin plädiert dafür, den medialen Diskurs in Österreich zu verstärken. Als Beispiel nannte sie das Fahrradfahren, das zum Leben dazu gehöre wie mittlerweile auch das Internet: "Niemand würde seine Kinder ohne weiteres auf eine gefährliche Straße schicken. Wichtig ist es, mit Kindern ins Gespräch zu kommen, sich für ihre Anliegen zu interessieren. Selbstbewusste, starke Kinder werden nicht so schnell zu Tätern, aber eben auch nicht zu Opfern - im Alltag wie im Internet".

Internet-Einstiegsalter liegt bei zehn Jahren
Das durchschnittliche Einstiegsalter für die Internetnutzung liegt in Österreich bei zehn Jahren. Damit hinken die Kids hierzulande dem Durchschnitts-Europa ein wenig hinterher, wo Kinder bereits mit neun Jahren in die Web-Nutzung einsteigen. Anders als im europäischen Durchschnitt (34 Prozent) nutzen viele das Internet via Smartphone oder Handy (53 Prozent).

Zwei Drittel mit eigenem Profil in sozialen Netzwerken
51 Prozent der Mädchen und Buben in Österreich surfen täglich oder fast täglich im Internet. Die durchschnittliche Nutzungsdauer pro Tag liegt bei 59 Minuten. Nahezu zwei Drittel (62 Prozent) haben ein Profil in einem sozialen Netzwerk. Von den Neun- bis Zehnjährigen sind es 34 Prozent, von den 15- bis 16-Jährigen bereits 83 Prozent. Jedes fünfte Kind gibt an, dass sein Profil öffentlich einsehbar ist.

Anzeichen exzessiven Umgangs bei einem Viertel der Kinder
78 Prozent der Befragten gaben hierzulande an, dass sie mehr über das Internet zu wissen glauben als ihre Eltern. 24 Prozent der österreichischen Kinder zeigen Anzeichen für einen gelegentlich exzessiven Umgang mit dem Internet - damit liegen sie unter dem europäischen Schnitt von 30 Prozent. Dazu zählt das Vernachlässigen von Familie, Freunden, Hausübungen etc.

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